Buchhändlerin Conny Prinz über die Auswahl von Non-Books

Einkauf nach Plan

9. August 2018
Redaktion Börsenblatt
Kleine Buchhandlungen müssen ihr Non-Book-Angebot besonders sorgfältig zusammenstellen. Conny Prinz (Buchhandlung Idstein, Oestrich-Winkel) über ihre Strategie – und über die Probleme, die eine passende Auswahl erschweren.

Non-Books und Spielwaren sind für uns ein Zusatzgeschäft. Wir machen damit zwar weniger als zehn Prozent unseres Umsatzes, aber das heißt nicht, dass wir diese Segmente nicht wichtig nehmen würden: Die Leute in Oestrich-Winkel, wo es außer unserer Buchhandlung nur noch eine Handvoll Geschäfte gibt, suchen hier vor Ort nach Kleinigkeiten, die sie verschenken können – in unserem Fall zusammen mit einem Buch. Kinder legen Wert auf beliebte Standards wie Schleich-Figuren und Brettspiele, Erwachsene schätzen, dass wir ihnen immer mal wieder etwas Neues bieten und sie überraschen.

Mindestbestellwerte? Verpackungseinheiten? Vertane Chancen!

An diesen Erwartungen orientieren wir uns, auch wenn wir als kleine Buchhandlung mit 50 Quadratmetern einige Hürden nehmen müssen. Nicht, dass uns der Platz fehlen würde – das tut er auch, klar, aber schwierig wird der Einkauf vor allem durch die von vielen Herstellern geforderten Mindestbestellwerte und -mengen (Verpackungseinheiten) für einzelne Produkte. Ich verstehe bis heute nicht, dass man da nicht flexibler sein kann – das sind doch vertane Chancen. Vor jeder Bestellung rechnen wir durch, wie viele Exemplare wir verkaufen müssten, damit es sich lohnt. Und wenn wir dann sehen, dass wir  für die Mindestabnahmemenge nicht genug Kunden haben, lassen wir es lieber bleiben. Das Einzige, was da hilft, ist der Einkauf beim Barsortiment – ich bin froh, dass wir diese Möglichkeit haben! 

Schwierig macht das Geschäft auch die riesige Vielfalt an Produkten, da helfen selbst Messebesuche manchmal nur wenig. Etwa bei Spielwaren: Weil wir da gern etwas tiefer einsteigen würden, sind wir in diesem Jahr zum ersten Mal zur Spielwarenmesse nach Nürnberg gefahren. Die von der Messe speziell für Buchhändler organisierten Vorträge von den Beraterinnen Gaby Marx und Britta Meyer (im Rahmen des neuen Schwerpunkts "Toys meets Books") waren wirklich klasse und haben uns auf neue Ideen gebracht.

Ansonsten verlief die Messe für uns aber so na ja. Das Problem war, und das gilt für andere große Messen auch: Man wird von den vielen Eindrücken erschlagen. Wir hätten uns gern klassische, hochwertige Brettspiele näher angeschaut, haben sie in der Menge der gezeigten Produkte – insgesamt rund eine Million – jedoch gar nicht recht gefunden. Schade. Es wäre schön gewesen, wenn man uns da etwas mehr unterstützt ­hätte, zumal uns ja nur ein Tag Zeit blieb. Was wir uns für das nächste Mal noch wünschen: konkrete Informationen darüber, wie der Spielwarenmarkt funktioniert, welche Regeln gelten und welche Großhändler es gibt.

Weine, Schokoladen, Seifen und Senf aus der Region

Mit allen anderen Produkt­arten kennen wir uns aus. Wir wissen, dass sie relevant sind für unser Profil. Da Dinge aus der Region bei unseren Kunden besonders gut ankommen, setzen wir hier auch einen Schwerpunkt – ich nehme an, das geht vielen Kollegen ähnlich. Zu unserem Angebot gehören neben Weinen von örtlichen Winzern unter anderem Seifen, die eine unserer Kundinnen selbst herstellt und die derzeit sehr gut gehen. Außerdem kaufen wir gern bei Herstellern aus der Region ein; dafür besuchen wir regelmäßig kleine Händlermessen in der Gegend, Feste und Handwerkermärkte – sie sind ideal für Entdeckungen.

Im vergangenen Jahr haben wir bei einer solchen Gelegenheit zum Beispiel jemanden kennengelernt, der tolle Schokoladen herstellt, zu einem fairen Preis. Wir haben die Schokoladen dann im Weihnachtsgeschäft angeboten: Sie sind weggegangen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Nach dieser guten Erfahrung wollen wir im kommenden Advent nun das Sortiment eines kleinen Senfherstellers präsentieren.