Merck-Preis an Martin Pollack
Der Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay 2018 geht an Martin Pollack. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. In der Jurybegründung heißt es der Mitteilung zufolge: "Martin Pollack hat seine Arbeit den vergessenen und verdrängten Ereignissen in der mitteleuropäischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts gewidmet. Mit Akribie und Beharrlichkeit rekonstruiert er Geschehnisse, Tatorte und Lebenswege, folgt mündlichen Hinweisen ebenso wie kaum noch sichtbaren Spuren in der Landschaft. Wie sehr Geschichte eine Landschaft formt und dadurch wiederum das Leben der Menschen, die in ihr wohnen, wird durch die Essays von Martin Pollack begreifbar. Immer wieder stellt er die Frage nach den Mechanismen des Erinnerns, des Verschweigens oder Fälschens von historischen Tatsachen und ist auf der Suche nach der Wahrheit über begangenes Unrecht. Martin Pollacks Werk ist unverzichtbar."
Zur Person
Martin Pollack wurde 1944 in Bad Hall/Oberösterreich geboren. Er ist Autor und Übersetzer aus dem Polnischen und war von 1987 bis 1998 Korrespondent des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" in Wien und Warschau. Martin Pollack schrieb als einer der ersten über die historischen Regionen der Bukowina und Galizien.
Für sein Werk wurde Pollack mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Georg-Dehio-Buchpreis (2010), dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (2011), dem Kulturpreis des Landes Oberösterreich (2015) sowie dem DIALOG-Preis der Deutsch-Polnischen Gesellschaft (2017). Zu seinen Büchern gehören: "Der Tote im Bunker. Bericht über meinen Vater" (2004), "Wer hat die Stanislaws erschossen? Reportagen" (2008), "Kaiser von Amerika. Die große Flucht aus Galizien" (2010), "Kontaminierte Landschaften" (2014), "Topografie der Erinnerung" (2016, Residenz).
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Sigmund-Freud-Preis an Wolfgang Kemp
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zeichnet den Kunsthistoriker Wolfgang Kemp mit dem Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa 2018 aus. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. In der Jurybegründung heißt es: "Wolfgang Kemps Werk umfasst ein staunenswert breites Themenspektrum von der mittelalterlichen Glasmalerei bis zur Gegenwartskunst und von der Fotografie bis zum japanischen Holzschnitt. Mit großer stilistischer Sicherheit vermag er dem Leser komplexe Werke der Bildenden Kunst in einer anschaulichen, begriffsklaren, theoretisch durchdachten und ästhetisch sensiblen Prosa zu erschließen. Zugleich ist Wolfgang Kemp ein vorzüglicher Erzähler; wie er in seiner großen Biographie John Ruskins ein Epochenpanorama des viktorianischen England zeichnet, so wirft er in mit Witz und Ironie erzählten Geschichten aufschlussreiche Schlaglichter auf den Kunstbetrieb der Gegenwart. Und schließlich ist Wolfgang Kemp ein glänzender Essayist, der immer wieder neue Themen setzt."
Zur Person
Wolfgang Kemp, geboren 1946 in Frankfurt am Main, ist Kunsthistoriker und Publizist. Er war Professor für Kunstgeschichte in Kassel, Marburg und Hamburg. Seit 2011 lehrt er an der Leuphana Universität Lüneburg. Zahlreiche Gastprofessuren führten ihn u. a. an die Harvard University und an die University of California und als Fellow ans Getty Research Center, Los Angeles und ans Wissenschaftskolleg zu Berlin. 2013 wurde er mit dem Richard Hamann-Preis für Kunstgeschichte ausgezeichnet, in diesem Jahr mit dem Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh).
Neben zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen zur Kunstgeschichte, Architektur und Fotografie schreibt Kemp regelmäßig für die Tageszeitungen FAZ, SZ, NZZ ebenso für die ZEIT und den Merkur. Zu seinen Büchern zählen u.a. "John Ruskin. 1819–1900. Leben und Werk" (1983), "Foreign affairs. Die Abenteuer einiger Engländer in Deutschland 1900–1947" (2010), "Der explizite Betrachter: zur Rezeption zeitgenössischer Kunst" (2015); zuletzt sind seine Essays "Der Oligarch" (2016, Zu Klampen Verlag) und "Der Scheich" (2018, Zu Klampen Verlag) erschienen.
Preisverleihung
Beide Preise werden zusammen mit dem Georg-Büchner-Preis am 27. Oktober 2018 in Darmstadt verliehen. Der Büchner-Preis 2018 geht an Terézia Mora (siehe Archiv).