Buchforschung, Verlagswirtschaft und digitale Medien – das sind drei wesentliche Schwerpunkte des neugegründeten Zentrums für Buchwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Mitinitiatorin und Leiterin des Zentrums, das am 18. und 19. Juni mit einem Workshop und einem Festvortrag des renommierten Buchforschers Roger Chartier eröffnet wurde, ist Christine Haug, bereits seit 2006 für die Studiengänge Buchwissenschaft in München verantwortlich und seit 2017 stellvertretende Vorsitzende der Historischen Kommission des Börsenvereins.
Die genannten Schwerpunkte zeigen an, dass es bei dem Münchener Zentrumsprojekt nicht nur um eine stärkere interdisziplinäre (und internationale) Zusammenarbeit etwa mit Betriebswirtschaftlern, Juristen, Philologen und Anglisten geht, sondern auch um enge Bezüge zur Buchbranche, zu Verlagen und zum Buchhandel. Studierende widmen sich in ihren Qualifikationsarbeiten etwa dem Verlagsmarketing und profitieren dabei sehr vom starken Verlagsstandort München. Die Zusammenarbeit mit außeruniversitären Institutionen wie der Internationalen Jugendbibliothek in München soll weiter ausgebaut werden, wie deren Leiterin Christiane Raabe in ihrem Workshop-Beitrag betonte.
"Maximal kooperationsaffin", diese Beschreibung des neuen Zentrums aus dem Mund von Stephanie Jacobs, Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums (DBSM) an der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig, trifft es sehr gut: es geht um die Zusammenführung von Ressourcen und den Aufbau eines weit über München hinausweisenden buchwissenschaftlichen Kommunikations- und Kompetenzzentrums, von dem nicht nur die Wissenschaft etwas hat. Praxisorientierung steht ganz oben auf der Agenda. "In das neue Zentrum sind jetzt drei große Verlage als Mitglieder eingebunden, die die Branche repräsentieren. Die Idee ist, dass wir künftig auch in der Forschung stärker mit der Verlagswirtschaft kooperieren, dass unsere Studenten an Forschungsprojekten, Studien und Untersuchungen beteiligt sind, sie anstoßen, daran mitarbeiten oder sie als Bachelor- oder Masterarbeit übernehmen – zu Zukunftsfragen, die nicht nur für einzelne Verlage, sondern für die Branche als Ganzes interessant sind", so Christine Haug.
Börsenblatt-Jahrgänge 1834 bis 1945 werden digital erschlossen
Ein weiteres konkretes Vorhaben, dass die Münchener Buchwissenschaft zusammen mit dem DSBM, der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und der Historischen Kommission des Börsenvereins derzeit durchführt: die vollständige Digitalisierung und innovative inhaltliche Erschließung des Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel von 1834 bis 1945 (erste Eindrücke hier; das Projekt wird voraussichtlich 2019 abgeschlossen).
Ein aus Anlass der Zentrumsgründung geführtes Interview mit Christine Haug können Sie hier lesen.