Zur neuen Vorsitzenden des Verleger-Ausschusses wählte die Fachgruppenversammlung Nadja Kneissler, Verlagsleiterin Buch bei Delius Klasing (das komplette Wahlergebnis hier). Stellvertreter sind Frank Sambeth (Verlagsgruppe Random House) und Peter Kraus vom Cleff (Rowohlt). Alles in allem wurden 105 gültige Stimmen abgegeben, 12 davon per Briefwahl.
Die Wahl von Kraus vom Cleff steht allerdings unter dem Vorbehalt, dass die Hauptversammlung bei ihrer Sitzung an diesem Mittwoch einer geplanten Satzungsänderung zustimmt: Die Vorstandsarbeit in den Fachausschüssen ist derzeit noch auf zwei Wahlperioden begrenzt, diese Beschränkung soll aufgehoben werden.
Stimmung bei der Verlegerbeteiligung droht zu kippen
"Was in Berlin nicht passiert, passiert im Moment in Brüssel": So fasste Peter Kraus vom Cleff den Stand beim Urheberrecht zusammen. Die EU-Richtlinie zum Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt wird im Moment auf europäischer Ebene im Rechtsausschuss diskutiert, mit einer Kernfrage für die Verlage: In Artikel 12 soll festgelegt werden, dass die Mitgliedsländer die Verlegerbeteiligung künftig selber regeln können.
Vor allem durch Gegenbewegungen aus anderen Ausschüssen des EU-Parlaments drohe die Stimmung für Artikel 12 zu kippen, warnte Peter Kraus vom Cleff. Die Verleger wollen sich deshalb im Rahmen der Buchtage Berlin mit einem Appell an die Politik wenden – "um zu zeigen, wie wichtig das Thema für uns ist", kündigte Peter Kraus vom Cleff an.
Von vier neuen AGs, die sich eingehender mit dem Thema Lobbyarbeit in der Informationsgesellschaft beschäftigen, berichtete Matthias Ulmer, der sein Amt als Vorsitzender des Verleger-Ausschusses nach sechs Jahren abgibt. Im September wollen die Arbeitsgruppen im Vorstand des Börsenvereins erste Überlegungen präsentieren.
Ein schwieriges Thema ist auch der reduzierte Mehrwertsteuersatz für E-Books. Eine Regelung soll die Besteuerungsfrage in die Hände der Mitgliedsländer legen, doch in der Runde der Finanzminister würden die Pläne im Moment durch die Tschechen blockiert, berichtete der Vorstand . "Wir hoffen, dass sie bei der nächsten Ratspräsidentschaft endlich umgesetzt werden", so Peter Kraus vom Cleff. Bis dahin müsse sich die Branche weiterhin mit den Komplikationen der Bundle-Besteuerung auseinandersetzen.
Lehrbuch-Monitoring mit 80 Verlagen
Nadja Kneissler lieferte ein Update zum Urheberrecht-Wissensgesellschafts-Gesetz: Um die Folgen der Neuregelung für den Lehrbuchmarkt zu beobachten und belastbare Zahlen zu sammeln, hat der Börsenverein ein Lehrbuch-Monitoring ins Leben gerufen. "Inzwischen beteiligen sich 80 Verlage mit 31.000 Titeln", berichtete Nadja Kneissler. Unterstützt von Media Control wollen die Verlage nun nachverfolgen, wie sich der Absatz von Lehrbüchern unter den Vorzeichen des neuen Gesetzes entwickelt.
"Wir müssen uns für den Nachwuchs schmücken"
Kneissler sprach außerdem ihr "Lieblingsthema" an: Die Nachwuchsförderung: "Wir müssen uns schmücken, damit die jungen Leute zu uns kommen", so Kneissler. 13 Nachwuchskräfte, die in diesem Jahr am Nachwuchsparlament der Buchtage Berlin teilnehmen, werden ein Jahr lang von Mentoren aus der Branche begleitet. Kneisslers Ziel für die Zukunft: "Für alle 100 Nachwuchsparlamentarier einen Mentor zu finden".
Zum Ende der Sitzung dankte Kneissler ihrem Vorgänger Matthias Ulmer, der 12 Jahre lang im Ausschuss mitgearbeitet hat – 9 Jahre davon im Vorstand, sechs als Vorsitzender. Er habe mit der Zukunftskonferenz das Startzeichen für die Verbandsreform gegeben, den Verleger-Ausschuss neu positioniert und sei ein echter Vordenker – "mit Eigensinn und mit Erfolg." Kneissler geht davon aus, dass sich Ulmer wohl nicht dauerhaft vom Verleger-Ausschuss verabschieden werde: "Gute Trainer kommen wieder, siehe Jupp Heynckes."