In Zeiten sinkender Auflagen und rückläufiger Anzeigenumsätze können innovative Geschäftsmodelle die Rettung sein für einen Zeitschriftenverlag, zum Beispiel für Gruner + Jahr. Eva-Maria Bauch, die in dem Hamburger Medienhaus die digitalen Produkte verantwortet, präsentierte Konzepte, in denen Künstliche Intelligenz, Chatbots und digitale Assistenten zum Einsatz kommen – etwa bei der Rezepteplattform Chefkoch.de. Drei Online-Zeitschriften fungieren als bei G + J als "Innovationskatalysatoren", darunter auch "Barbara digital".
Wenn ein Geschäftsmodell floppt, lohnt sich eine gründliche Analyse mit Hilfe der "Innotoolbox", wie sie etwa das Canvas-Modell bereitstellt. Die Peergroup Innovation und Geschäftsmodelle (KannWas.Club) lud am Nachmittag zu einem Workshop ein, in dem mehrere Plattformen vorgestellt wurden, denen allesamt eine interessante Geschäftsidee zugrunde liegt, die aber mangels Reichweite, mangels Nutzerfrequenz oder mangels Einnahmen kaum eine Überlebenschance haben. In fünf Gruppen wurde durchgespielt, ob sich ein Geschäftsmodell retten lässt, oder ob die Einstellung die einzig sinnvolle Option ist. Ein Beispiel war eine ungenannte Plattform für digitale Schulbücher, die vor sich hindämmert, weil zu wenige Nutzer Titel (Schulbuch-PDFs) herunterladen. Die Arbeitsgruppe ging mit Hilfe der Canvas-Technik daran, das Modell komplett umzukrempeln. Der Vorschlag: aus dem derzeitigen Modell eine Plattform für Lehrer zu machen, die erstens Weiterbildung, Austausch und Community-Funktionen bietet, und zweitens Materialien zur Unterrichtsgestaltung bietet, die auch selbst erstellt und publiziert werden (Bildungsinhalte via "Selfpublishing"). Dabei spielte, wie auch in den anderen Gruppen, die reale Entwicklung des gewählten Vorbilds keine Rolle.
Einen Blick über den Tellerrand in die Musikindustrie warf Florian Franik von der Beratungsfirma futurest. Er ließ anhand eines Zeitstrahls die Paradigmenwechsel bei Tonträgern und Inhalteverwertung Revue passieren. Immer waren es externe Entwicklungen, die das Musikgeschäft vorantrieben, wie zuletzt das Filesharing und das Streaming. Franik sieht – nicht nur für seine Branche – die Gefahr der fehlenden Innovationsfähigkeit. Man müsse sich zum einen mit den neuesten Technologien wie Artificial Creativity oder Blockchain befassen, zum anderen aber für den Aufbau eines nachhaltigen Innovationsmanagements sorgen. Innovation müsse von oben gelebt werden und gelinge nur, wenn es im Unternehmen eine kritische Masse an Mitarbeitern gibt, die mitzieht.