Berufliches Vorankommen steuern

Raus aus der Sackgasse

26. April 2018
Redaktion Börsenblatt
Ab einem gewissen Alter ist die berufliche Rolle in der Regel festgeschrieben. Dabei kann sich jeder verändern, wenn er Wünsche und Ressourcen neu abgleicht – meint Karriere-Coach Attila Albert.

Sie möchten im Job als kompetenter wahrgenommen werden und vielleicht in eine Führungsposition wechseln? Dann helfen Fleiß, Überstunden oder eine Weiterbildung nur bedingt. "Wer beruflich vorankommen will, sollte darüber nachdenken, sein Image zu verändern", sagt der Mediencoach Attila Albert. Von Zürich aus begleitet der 45-jährige Ex-Journalist mit seiner Firma Media Dynamics Medienprofis bei der beruflichen und persönlichen Neuorientierung.

Dabei geht es um mehr als einen gespielten Rollenwechsel. "Es geht darum, neue Seiten zuerst an sich selbst zu entdecken. So wie der Layouter, der vielleicht ein total guter Schreiber ist", nennt Albert ein Beispiel. Oder der Redakteur, der das Zeug zum Geschäftsführer hat. Es ließe sich auf viele Branchen übertragen. Die eigene Biografie – was hat man vielleicht früher mal studiert? – ist dabei genauso wichtig wie die Quellen der persönlichen Stärke, aber auch die der Unsicherheiten. "Sind diese gefunden und erkannt, verändert das die Selbstwahrnehmung und damit automatisch die Außenwirkung", erklärt Albert.

Sich dabei von jemandem wie ihm beraten zu lassen, liegt im Trend. "Viele Menschen machen ihre Arbeit schon sehr lange und auch gut. Allerdings wachsen sie irgendwann aus ihrer Stelle heraus", so der Coach. Bleibt eine Beförderung aus oder ist man für einen eigeninitiierten Wechsel zu bequem, schließt sich schnell eine Schublade. "Ab einem gewissen Lebensalter ist eine Rolle meist festgeschrieben", stellt Albert immer wieder fest. Und der Wunsch auszubrechen wird nur selten von Chefs und Personalabteilungen erhört.

Vor nicht allzu langer Zeit hätte ein Endvierziger eine solche Situation bis zur Rente einfach ausgesessen. "Heute fühlen sich viele Arbeitnehmer wie auf Eisschollen, die von allen Seiten abschmelzen: Sie beobachten, wie ihre Unternehmen ­kürzen und sparen. Sie sehen, dass sie bei internen Ausschreibungen oft gar nicht in die engere Auswahl kommen, weil sie zu alt und zu teuer sind." Daraus entsteht ein neues Veränderungsbewusstsein, sagt Albert. Weil viele merken, dass sie mit ihrer bisherigen Strategie die verbleibenden zehn bis 15 Jahre nicht schaffen werden.

Attila Albert verbindet bewusst "Karriere- und Life-­Coaching" miteinander, weil sich beides nicht voneinander trennen lasse, wie er sagt. Zu seinen Klienten zählen vor allem Journalisten, aber auch Verlagsmanager. Zunächst füllen sie einen Online-Fragebogen mit 85 Fragen aus, um zu verorten, wo sie mit ihrem Lebensentwurf stehen und wo sie hinmöchten. Direkt beim ersten Treffen geht es dann auch um Finanzen, Familie, Freundschaften oder den Gesundheitszustand. Ein Coaching-Prozess dauert in der Regel drei Monate. Albert betont, dass er keine Ratschläge gibt. "Damit würde ich meine Kunden darauf begrenzen, was ich selbst denke." Er hilft lediglich dabei, einen Bedarf zur Weiterentwicklung zu erkennen, aus dem die Klienten ihre Handlungsoptionen selbst ableiten.

Selbstbestimmung heißt das Gebot der Stunde. In Zeiten voller Terminkalender steht nicht mehr die Optimierung des eigenen Lebens im Vordergrund, so wie noch in der Coaching-Welt der 90er Jahre. Sondern der Versuch, der Riesenflut von Anforderungen gerecht zu werden. Ziele werden mit dem eigenen Leben abgeglichen, Wünsche mit den vorhandenen Ressourcen.

Strategie, Präsentation und Selbstdarstellung sind dabei längst genauso wichtig wie fachliche Kompetenz. Entscheidend sei, "die eigene Verantwortung zu erkennen, aktiv zu werden – und sich selbst und andere mit einem neuen Weg zu überraschen", so Attila Albert.