Karrieretag Buch und Medien 2018

Tipps und Tricks für Berufseinsteiger

19. März 2018
Redaktion Börsenblatt
Wie gelingt der Einstieg in den Beruf? Die Frage zog sich als Leitmotiv durch die gut besuchten Veranstaltungen des "Karrieretags Buch und Medien", zu dem die Abteilung Berufsbildung des Börsenvereins, das Börsenblatt und die Leipziger Buchmesse knapp 50 Vertreter aus unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen in die Fachforen eingeladen hatten.

Tipps für die Bewerbung

Welche Talente heute die Mitarbeiter in den Buchhandlungen brauchen, das trugen Philipp Nawroth, Auszubildender bei Osiander und Nachwuchssprecher sowie Christiane Schulz-Rother von der Tegeler Bücherstube in Berlin zusammen. Unabdingbar dabei: Empathie, Organisationstalent und ein breites Allgemeinwissen. Auf letzteres wiesen auch die Personalchefs hin, die bei "Do's und Dont's rund um die Bewerbung" viele nützliche Tipps gaben. Einig waren sich Ingrid Abeln (Personalleiterin bei Osiander) Lucia Falkenberg (Personalleiterin im eco Verband der Internetwirtschaft), Ursula Rosengart (Geschäftsführerin des Gabal Verlags) und Denise Timm (Personalmanagerin bei Carlsen) darin, dass man im Bewerbungsgespräch nicht selbstsicher tönen sollte, was man alles könne, sondern sich so geben solle, wie man wirklich ist: "Wir merken ziemlich schnell, ob die Ausführungen schlüssig sind und ob jemand eine Rolle nur spielt", meinte Timm. Foto ins Bewerbungsschreiben ja oder nein? Ursula Rosengart sagt: "Wenn es ein Foto gibt, schauen wir es uns interessiert an. Es sollte aber aktuell und professionell sein, bitte keine Schnappschüsse aus dem Urlaub", so die Gabal-Geschäftsführerin. Überhaupt, tunlichst sollten alle Anhänge in einem PDF zusammengefasst sein, inklusive der Zeugnisse, die für die ausgeschriebene Stelle von Bedeutung seien. Sie gab den Zuhörern einen weiteren wichtigen Tipp: "Überlegen Sie sich ganz genau, was Sie in den Sozialen Medien posten und wie Ihre Fotos vom letzten Trinkgelage beim künftigen Arbeitgeber ankommen. Sie dürfen davon ausgehen, dass Personaler sich alle öffentlichen Profile anschauen."

Einblicke in den Berufsalltag bekamen die Studierenden, Auszubildenden und interessierten Schüler im Podiumsgespräch "Blick hinter die Kulissen – Was macht eigentlich ein …?" Susann Brückner (Presse Ullstein Buchverlage), Thienemann-Verlegerin Bärbel Dorweiler, Piper-Vertriebsleiterin Astrid Iffland und Hanna Schindehütte, Herstellerin im Kosmos Verlag, zeigten die unterschiedlichen Facetten ihrer Berufe und räumten mit falschen Vorstellungen auf.

Erfahrungen von Existenzgründern

Von ihren Erfahrungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit berichteten Gorilla-Verlegerin Laura Bruning, Babett Börner vom Stadtschwärmer Leipzig, Julia Strack von der Agentur Mondello und Friederike Wagner vom Buchpalast in München, während sich viele Zuhörer eifrig Stichworte notierten, welche Stolpersteine man bei der Existenzgründung besser umgehen sollte.  "Die ersten, die anriefen, fragten: 'Warum hallt das so?'", erinnerte sich Julia Strack schmunzelnd an ihr noch unmöbliertes Büro in Berlin. Davor hatte sie die Presseabteilung des Hoffmann und Campe Verlags geleitet, aber Strack zog es von Hamburg nach Berlin, wo sie heute mit zwei Mitarbeiterinnen die Pressearbeit unter anderem für das Gesamtprogramm des Kein & Aber Verlags macht, einzelne Autoren von Hoffmann und Campe wie Ulrich Wickert und verschiedene Projekte betreut. "Die Gründung einer PR-Agentur erfordert weniger Mut als die Gründung eines Verlags", resümierte Strack, der beim Abschluss der Verträge ein befreundeter Jurist geholfen hatte. Den brauchte Laura Bruning gar nich: Sie fand schon während des Studiums, die Gründung eines eigenen Verlages müsse lehrreicher sein als viele Verlagspraktika zu absolvieren. Abends arbeitete sie als Barkeeperin und immer, wenn die Zeit es zuließ, widmete sie sich der Verlagsarbeit.

Wie wichtig die Finanzierung ist, wurde deutlich, als Moderator Stefan Hauck vom Börsenblatt nach den Quellen für das Startkapital fragte: Einige hatten Angebote von Banken, aber niemand nahm einen Kredit auf oder bettelte gar die Verwandtschaft an. "Den größten Kostenpunkt, den Druck unseres alternativen Stadtführers, konnten wir mit einer Art Crowdfunding abdecken", erklärte Babett Börner, die an der Stadtschwärmer GmbH zu  25 Prozent beteiligt ist. Fast alle im Buch Porträtierten seien bereit gewesen, finanziell etwas zum Zustandekommen des Stadtführers beizusteuern. Zudem arbeitet Börner mit einer Kollegin weiter im Marketing-Bereich und mit zwei Architekten, die davor schon als Buchgestalter tätig waren.

Zu den schönsten Momenten von Existenzgründern gehören die Namensgebung und die Gestaltung des Logos. "Und wo ist jetzt der Palast?", zitierte Friederike Wagner einige ihrer Neukunden, die überrascht die 40 Quadratmeter kleine Buchhandlung in München-Haidhausen betraten. Da sich der Standort in der Nähe des Maximilianeums befindet, wäre Prunk durchaus zu erwarten. "Und schon sind wir ihm Gespräch mit den Lesern", erklärte Wagner, die den Buchladen öffnete, als noch längst nicht alle Baumaßnahmen beendet waren. Sie hatte als Buchhändlerin davor viele Jahre mit Katrin Rüger zusammengearbeitet: "Wir wussten, wie gut wir zusammenpassen."  Julia Strack wollte ihre Firma keinesfalls nach sich selbst benennen und fand während eines Urlaubs den Namen des Badeortes Mondello in der Nähe Palermos passend. Die Bezeichnung "Agentur" musste davor geschaltet werden, damit bei Internetrecherchen nicht als Erstes lange Hotellisten auftauchen. Für Bruning hingegen stand von Anfang an Gorilla fest. Nach einem kurzen Telefonat mit einem Musikverlag desselben Namens bekam sie die Erlaubnis. Und der Name "Stadtschwärmer" hat Expansionspotenzial: Ein neues Buch für eine andere Stadt ist schon in Planung. Alle vier Existenzgründer arbeiten jetzt noch mehr als früher: Selbst – ständig. Gleichzeitig, so wurde deutlich, lässt aber die Begeisterung darüber, sein eigener Chef zu sein, nicht nach. Das bezahlte Lehrgeld auf dem Weg zu solidem Wachstum gehört dazu. Bruning plant inzwischen für alle Tätigkeiten ein Drittel mehr Zeit ein als gedacht. Strack hat sich nach Schwierigkeiten beim Einrichten netzwerkfähiger Rechner die Hilfe einer kleinen IT-Firma geholt und Wagner möchte die Ratschläge der Arbeitsagentur, der IHK, von Libri und des Börsenvereins nicht missen.

Gut besucht - wie der gesamte Karrieretag Buch und Medien - war das Podium "Questions and Answers zum Berufseinstieg" mit Cristina Bartz (Personalleiterin S. Fischer Verlage), Paul Gilius (Hersteller bei S.Fischer), Droemer Knaur-Key-Accounterin Katharina Scholz und Hanser Verleger Jo Lendle. „Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie: Sie erwartet der schönste Knochenjob der Welt, die gute Nachricht: Die Buchbranche braucht Sie dringend“, so der Hanser Verleger. Lendle lässt sich bei Vorstellungsgesprächen, wie er verriet, vor allem von einer Frage leiten: „Wenn ich morgen vom Bus überfahren werde, kann mich der Bewerber dann ersetzen?“ Dass Volontariate, etwa im Lektoratsbereich nach wie vor der Königsweg in die Buchbranche sind, dafür warb Cristina Bartz. Sie riet Bewerbern aber, längere Wartezeiten von einem bis zwei Jahren miteinzurechnen. Sie stimmte Katharina Scholz zu: „Informiert euch vor der Bewerbung unbedingt über das Unternehmen und das genaue Stellenprofil“. Auch Initiativbewerbungen oder ein Messekontakt können zur Traumstelle führen. Was am Ende den Ausschlag gibt, machte Lendle klar: „Wenn der Bewerber etwas hat, das ihn auszeichnet, etwas Eigenes. Wir suchen händeringend Arbeitskräfte mit praktischer Arbeitserfahrung auch gerne außerhalb der Branche“. Über das einstimmige Nicken der Podiumsteilnehmer staunten viele Zuhörer nicht schlecht: Der einfachste Weg in die Branche hinein führt oft über Umwege.