Am 11. Oktober 2017 war eine Petition im Netz veröffentlicht worden, in der zahlreiche europäische Autorenverbände die Abschaffung des Artikels 12 der geplanten europäischen Richtlinie zum Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt gefordert hatten. Dieser Artikel räumt den Mitgliedsstaaten der EU die Möglichkeit ein, in ihrer nationalen Gesetzgebung Verlagen einen Rechtsanspruch auf faire Beteiligung an Erlösen von Verwertungsgesellschaften zu gewähren.
VS und VdÜ erklären nun gemeinsam in einer auf Englisch verbreiteten Erklärung, dass sie sich dem Protest nicht anschließen wollen. "Wir unterstützen nachdrücklich, dass Artikel 12 den Weg für verschiedene nationale Lösungen freimacht und Verlegern eine gesetzliche Möglichkeit bietet, für sich einen fairen Anteil an den Einkünften von Verwertungsgesellschaften zu reklamieren." (Übers. d. Red.)
Die Erfahrungen mit der VG Wort in Deutschland hätten gezeigt, wie vorteilhaft eine gemeinsame Verwertungsgesellschaft für Autoren und Verleger ist, die Verlegern einen fairen Anteil an den Erlösen garantiert. Gemeinsam sei man in einer stärkeren Position, um mit Internetplattformen oder anderen mächtigen Playern der digitalen Welt zu verhandeln. Das gelte gleichermaßen für Verhandlungen mit großen Herstellern von Kopiergeräten und Computern. Die VG Wort sei eine Institution, in der Autoren und Verleger auf Augenhöhe miteinander verhandeln und Konflikte lösen könnten.
Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, begrüßt "diese Stellungnahme von VdÜ und VS in allen Punkten. Sie belegt das starke Interesse von Autoren, Übersetzern und Verlagen, ihre Rechte auch künftig von einer gemeinsamen Verwertungsgesellschaft wie der VG Wort wahrnehmen lassen zu wollen. Es ist zugleich ein deutliches Signal auch an den deutschen Gesetzgeber, die Beteiligung der Verlage an den Ausschüttungen schnell und rechtssicher zu regeln."
Bisher hat in Deutschland nur die Organisation Freischreiber den Aufruf unterzeichnet. Insgesamt sind mehr als 30 Autorenverbände aus 20 europäischen Ländern der Petition beigetreten.
Vielleicht sollten Verlage erst einmal dazu verpflichtet werden, faire Honorare zu zahlen! Danach kann man sich dann auch Gedanken über eine Verlegerbeiteiligung machen.