Hat Thalia Ihnen ein Angebot gemacht, das Sie nicht ablehnen konnten?
Es gab immer mal Anfragen, die von Thalia kam nicht zuletzt zum richtigen Zeitpunkt. Für mich stand schon immer fest: Mit 60 will ich etwas anderes machen. Jetzt bin ich 60.
Wie viel Zeit ist zwischen Angebot und Kaufvertrag vergangen? Wann kam die Anfrage der Hagener?
Im Frühjahr vergangenen Jahres.
Ihre zehn Mitarbeiter sind gestern Abend von der Übernahme informiert worden. Wie haben sie reagiert?
Sehr positiv. Ich hatte mir vorgestellt, sie würden völlig erschrocken sein. Aber meine Mitarbeiterinnen wissen auch, dass Veränderungen nicht aufzuhalten sind. Nicht zu vergessen – ihre Existenz ist gesichert, sie werden alle von Thalia übernommen.
Auch Sie bleiben, „in beratender Funktion“, wie es in der Pressemitteilung heißt. Was steckt dahinter?
Ich werde die Lesungen für die Stadt Nordhorn weiter organisieren, dann allerdings im Namen von Thalia. Auch aus der Beratung im Laden werde ich mich nicht komplett herausziehen.
Wie lange soll der Vertrag laufen?
Dafür gibt es erstmal kein Limit. Ich werde in Ruhe schauen, was noch so kommt.
Thalia dürfte umgehend umfirmieren und den eigenen Namen an die Ladentür schlagen. Sind Sie traurig, dass Ihr Name aus dem Buchhandel in Nordhorn verschwindet?
Nein, gar nicht. Man muss so leben, dass man jederzeit verschwinden kann. Das ist meine Lebenseinstellung. Außerdem wird mein Name vorerst an der Tür bleiben.
Ihr Name stand 30 Jahre lang für erfolgreichen inhabergeführten Buchhandel. Die Übernahme durch den Filialisten Thalia dürfte nicht unbedingt als gutes Signal für das unabhängige Sortiment aufgefasst werden.
Das stimmt, ich habe mich auch im Börsenverein immer für den unabhängigen Buchhandel eingesetzt. Und noch vor zehn Jahren wäre Thalia mit meiner Philosophie nicht kompatibel gewesen. Doch Thalia hat sich in Sachen Flächengröße und Kundenbindung extrem verändert. In den Filialen wird selbständig gearbeitet, für den großen Rahmen sorgt der Konzern. Das ist unschlagbar.
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Es ist doch immer wieder erstaunlich, zu welchen Aussagen man sich überwinden kann, wenn die richtige Summe Geld geflossen ist! "Das ist unschlagbar." Das Frau Taube auch an ihre langjährigen Mitarbeiter denkt und nicht nur an den eigenen Ruhestand und Geldbeutel, ist lobenswert. Und sicherlich findet man in heutiger Zeit nur sehr schwer jemanden anderen als die Filialisten, um seine Buchhandlung zu verkaufen. Daran ist sicherlich nichts verwerfliches. Doch sollte man, gerade als langjährige Streiterin für das unabhängige Sortiment, seine Worte bewusster wählen!
Hatte mich die Überschrift schon geschockt, bin ich am Ende doch tatsächlich angewidert!
"In den Filialen wird selbständig gearbeitet, für den großen Rahmen sorgt der Konzern. Das ist unschlagbar."
Aber vielleicht hat Frau Taube ja hier auch nur fein und artig Statements abgesondert, die ihr vorher aus Hagen vorgegeben wurden. Andernfalls sind die letzten Sätze des Interviews mehr als ein Schlag ins Gesicht der unabhängigen Kolleginnen und Kollegen, für die sie so lange gestritten hat!