DIHK-Studie zur Nachfolge

"Das Interesse am Unternehmertum lässt nach"

28. Dezember 2017
Redaktion Börsenblatt
So viele Unternehmer wie nie suchen einen Nachfolger – mit den erwarteten Folgen: Die Situation verschärft sich von Jahr zu Jahr, wie eine neue Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammern (DIHK) zeigt. boersenblatt.net schaut auf die Ergebnisse. 

In die Studie "Unternehmensnachfolge – die Herausforderung wächst" sind Erfahrungen und Daten aller bundesweit aktiven IHKs (insgesamt 79) eingeflossen. Fazit: Dass es derzeit schwierig ist, sein Unternehmen in jüngere Hände zu geben, trifft nicht bloß einige wenige Branchen, sondern die breite Masse.

"Die Unternehmensnachfolge wird für viele Betriebsinhaber zur sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen", erklärt DIHK-Präsident Eric Schweitzer heute in einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Noch nie hätten so viele Alt-Inhaber bei der Suche nach einem Nachfolger für ihren Betrieb an ihre regionale Industrie- und Handelskammer gewandt.

Eric Schweitzer: "Das Interesse am Unternehmertum lässt nach" 

Dabei kommen aus Sicht von Schweitzer gleich mehrere Probleme zusammen. Die zwei wichtigsten: "Immer mehr Inhaber erreichen das Ruhestandsalter. Gleichzeitig wird es immer schwerer, externe Interessenten zu finden – auch, weil hierzulande das Interesse am Unternehmertum weiter nachlässt", so Schweitzer. Zusätzlich verunsichere potenzielle Nachfolger das neue Erbschaftssteuergesetz: Im Prinzip hänge über jeder Betriebsübergabe das Damoklesschwert hoher Steuerzahlungen.

Ergebnisse der DIHK-Nachfolgestudie im Überblick: 

  • 2016 haben sich insgesamt 6.654 Alt-Inhaber an ihre IHK gewandt, für 2.947 Betriebe fand sich kein passender Nachfolger (zwei Prozent mehr als im Jahr zuvor) – der Studie zufolge "ein neuerlicher Höchststand". 
  • Gleichzeitig sinkt die Zahl derjenigen, die an einer Übernahme interessiert sind. Längst herrschen ungleiche Verhältnisse – die Schere geht von Jahr zu Jahr etwas weiter auseinander. Bereits seit 2014 registrieren die IHKs mehr Anfragen von Alt-Inhabern als von Interessenten
  • 23 Prozent der potenziellen Nachfolger treiben Erbschaftsfragen um: Viele von ihnen befürchten nach der Steuerreform eine höhere Belastung.
  • Erstmals seit Beginn der IHK-Statistik (2007) sei die Zahl der Alt-Inhaber, die alle wichtigen Dokumente und Vollmachten übersichtlich für einen Nachfolger zusammengestellt hätten – den sogenannten "Notfallkoffer" – auf über 30 Prozent gestiegen, heißt es. Der Haken, laut Studie: Mit 68 Prozent ist der Anteil der Alt-Eigentümer, die diesen Notfallkoffer nicht packen, nach wie vor sehr hoch. 
  • Ein gutes Drittel der Alt-Inhaber schafft es aus IHK-Sicht nicht, emotional loszulassen – viele (41 Prozent) forderten deshalb auch einen überhöhten Kaufpreis. 42 Prozent kämen zu spät zur Beratung.
  • Bei einem Gutteil der Nachfolger (40 Prozent) hapert es bei der Finanzierung, etwa genauso viele unterschätzen zudem die Anforderungen, die mit einer Übernahme einhergehen. 

Die Ergebnisse der Umfrage "Unternehmensnachfolge – die Herausforderung wächst" gibt es zum Download auf der Website der DIHK.