Das Kuratorium folgte damit der Empfehlung der neunköpfigen Findungskommission unter Vorsitz des Präsidenten Peter-André Alt, wie das DLA berichtet. Sandra Richter folgt auf Ulrich Raulff, der das Institut in den Jahren 2004 bis 2018 leitet. Sie wird ihr neues Amt am 1. Januar 2019 antreten.
Der Literaturwissenschaftlerin Sandra Richter (geb. 1973) sind die Sammlungen und Aufgaben des DLA im Rahmen verschiedener Kooperationen der Universität Stuttgart mit dem DLA, als Mitglied des Arbeitskreises Geschichte der Germanistik und als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des DLA eng vertraut. In den Jahren 2006/7 hatte sie eine Professur am King’s College London inne. Seit 2008 lehrt sie an der Universität Stuttgart Neuere Deutsche Literatur und hat dort die fakultätsübergreifende Forschungseinrichtung "Stuttgart Research Centre for Text Studies" (seit 2014) entwickelt, zudem verschiedene interdisziplinäre Forschungsprojekte geleitet. Sie gilt als ausgezeichnete Kennerin der Wissenschaftspolitik und des literarischen Lebens; von 2011 bis 2017 war sie Mitglied in der Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats. Fellowships und Gastprofessuren führten sie an zahlreiche Universitäten. In diesen Tagen erscheint ihr neues Buch "Eine Weltgeschichte der deutschsprachigen Literatur" (C. Bertelsmann).
Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, sagt zur Berufung: "Das Deutsche Literaturarchiv Marbach ist weltweit ein Begriff für das literarische Gedächtnis Deutschlands. Die Wahl der international renommierten und vielfältig qualifizierten Literaturprofessorin Sandra Richter zur Direktorin ist eine kluge Entscheidung, um den exzellenten Ruf des Literaturarchivs zu stärken und seine herausragende Arbeit fortzusetzen. Als bestens vernetzte Geisteswissenschaftlerin und profunde Kennerin der deutschen Literatur ist Sandra Richter auch hervorragend geeignet, das Literaturarchiv erfolgreich in das digitale Zeitalter zu führen und seine Internationalität weiter auszubauen."
Ulrich Raulff, der im Jahr 2015 in den Ruhestand gegangen wäre, hatte sein Amt nach einstimmigem Votum des Kuratoriums bis Ende 2018 verlängert. Unter seiner Leitung habe das DLA seine internationale Präsenz wesentlich ausbauen können. Mit der Eröffnung des Literaturmuseums der Moderne (2006), der Neueröffnung des Schiller-Nationalmuseums (2009), der Neuausrichtung des DLA mittels der Satzungsreform (2012), der Einrichtung des Forschungsverbunds Marbach Weimar Wolfenbüttel auf Empfehlung des Wissenschaftsrats (2013), epochemachenden Erwerbungen wie der des Suhrkamp und Insel-Archivs (2009) und der Briefe Kafkas an seine Schwester Ottla (gemeinsam mit der Bodleian Library, 2011) und nicht zuletzt mit von ihm initiierten internationalen Forschungsprojekten (u. a. des deutsch-israelischen Projekts "Spuren deutsch-jüdischer Geschichte" seit 2012) habe Ulrich Raulff die Marbacher Einrichtungen richtungweisend geprägt, würdigt das DLA seinen scheidenden Direktor.