Lauterbach, eine Kleinstadt in Hessen, – und die Millionenstadt Hamburg: Unterschiedlicher könnten Standorte eigentlich kaum sein. Die beiden Buchhändler, die heute auf dem Podium im Zentrum Börsenverein vor vollem Haus über ihre Bestseller-Konzepte sprachen, waren sich in vielem dennoch einig. Vor allem darin: Dass sich die Anstrengungen lohnen.
Gerlinde Becker, Buchhandlung Lesezeichen in Lauterbach
Gerlinde Becker von der Buchhandlung Lesezeichen in Lauterbach hat vor gut einem Jahr in ihrem Laden ein Bestsellerregal installiert – wer die Buchhandlung betritt, kann gar nicht anders als es wahrzunehmen. Auslöser dafür sei die Beobachtung gewesen, wie einfach Rewe mit Bestsellern Umsatz macht. "Als ich das gesehen habe, wusste ich, dass bei mir im Laden etwas falsch läuft", sagte Becker.
Also hat sie in ihrer Buchhandlung umgeräumt, an prominenter Stelle am Eingang einen Platz für Bestseller geschaffen, ein Regal aufgestellt – und auch ein großes Schild darüber gehängt: „Bestseller“. Beckers Bilanz: „Unsere Kunden orientieren sich gern daran, das Angebot ist sofort gut angenommen worden.“
Wichtig sei es aber, flexibel zu bleiben. „Ich orientiere mich an der Spiegel-Liste, platziere hin und wieder auch mal einen unserer eigenen Bestseller im Regal“, bekannte die Buchhändlerin. „Das mache ich besonders dann, wenn eine leere Stelle entstanden ist und ich auf Nachlieferung warte.“ Der Umbau habe sich für sie ausgezahlt – keinesfalls geschadet. „Die Bestseller stärker in den Mittelpunkt zu rücken, hat sich für uns gelohnt. Ich kann andere nur ermuntern, die Sache auszuprobieren.“
Daniel Lager, Bücherstube am Krohnstieg in Hamburg
Ungefähr genauso lange wie das Bestsellerregal in Lauterbach gibt es jetzt die Bücherstube am Krohnstieg in Hamburg, sie ist eine Filiale der Bücherstube Fuhlsbüttel. Anders als in der Bücherstube Fuhlsbüttel habe man in der Filiale vom ersten Tag an auch Bestseller angeboten – "hier war uns klar, dass Leute sie nicht ablehnen, sondern wollen“, so Daniel Lager. In der ersten Zeit habe man die Titel auf einem Tisch platziert, aus Mangel an Erfolg dann aber doch ein Regal für sie freigemacht. Oben ist Platz für Sachbücher, unten für Belletristik, alle Titel stehen frontal. Lager: „Anfangs konnte ich gar nicht glauben, wie gut das funktioniert.“
Ähnlich wie Becker verkauft auch Lager nicht generell jeden Titel, der es auf die Liste schafft, sondern wählt aus. „Das Schöne an der Bestsellerliste ist: Sie macht so wenig Arbeit – für uns das leicht verdientes Geld.“ Mittlerweile finanziere die Bestsellerliste einen Großteil seiner Fixkosten. Buchhändler sollten sich deshalb nicht zu schade sein und selbst Erfahrungen machen, findet der Buchhändler. Schon ein Zwei-Wochen-Test würde reichen, um zu sehen, wie Kunden auf die Listen im Laden reagierten. Lager: "Die meisten Titel hat man doch sowieso da."
Die Daten quellen: Media Control und sein Panel
Moderiert wurde die Runde zum Thema "Bestsellerlisten verkaufen Bücher" von Christina Schulte, stellvertretende Chefredakteurin des Börsenblatts und Gastgeberin der Podiumsdiskussion, neben ihr saß – neben den beiden Buchhändlern – auch Deniz Ulucan, Leiter Vertrieb und Marketing beim neuen Partner Media Control. Sein Thema: Er erklärte zu Beginn der Diskussion, woher Media Control die Daten für die Listen bekommt und beschrieb zusammen mit Christina Schulte, was die neuen Sellerlisten des Börsenblatts dem Buchhandel bringen. Schnell ließe sich dank der Listen erkennen, welche Titel in den großen Warengruppen gerade besonders gefragt seien, darüber hinaus beförderten sie – etwa durch das Aufsteiger-Ranking jede Woche – die sonst leicht zu übersehenden, spannenden Titel der Midlist. Durch all das würden die Listen dazu beitragen, einen tieferen Einblick in den Markt zu finden, so Schulte. Ans Publikum gerichtet, lud sie dazu ein: "Nutzen Sie ihn."
Mehr zu unseren Bestsellerlisten finden Sie in unserer Meldung in eigener Sache, in der aktuellen Ausgabe des Börsenblatts und in unserem Bestseller-Ressort auf boersenblatt.net