Die Jurybegründung weiter: "Dramaturgisch gekonnt gräbt er leichthändig in den Tiefenschichten jener Welt, die wir die unsere nennen. Und macht unter anderem unmissverständlich klar: Die Ökonomie allein, sie wird uns keine friedliche Zukunft sichern können. Die, die dieses Friedensprojekt Europa unterhöhlen, sie sitzen unter uns – ‚die anderen‘, das sind nicht selten wir selbst. Mit ‚Die Hauptstadt‘ ist der Anspruch verwirklicht, den Robert Menasse an sich selbst gestellt hat: Zeitgenossenschaft ist darin literarisch so realisiert, dass sich Zeitgenossen im Werk wiedererkennen und Nachgeborene diese Zeit besser verstehen werden.“
Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2017 gehören an: Silke Behl (Radio Bremen), Mara Delius (Die Welt), Christian Dunker (autorenbuchhandlung berlin), Katja Gasser (Österreichischer Rundfunk), Maria Gazzetti (Casa di Goethe, Rom), Tobias Lehmkuhl (freier Kritiker, Berlin) und Lothar Schröder (Rheinische Post).
„Wie schaffen wir es in der heutigen Zeit, Menschen mit Büchern zu erreichen? Indem wir Literatur über eine Vielzahl an Kanälen ins Gespräch bringen. Den Austausch über Literatur zu fördern, Debatten und Gespräche anzuregen, das ist der Grundgedanke des Deutschen Buchpreises. Seit dreizehn Jahren macht er erfolgreich aktuelle Romane zum Thema“, sagte Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, heute bei der Preisverleihung. Riethmüller merkte an, dass Kandidatenlisten für Buchpreise nicht nur die Diskussion über die dort gelisteten Bücher fördere, sondern oft auch über Bücher, die möglicherweise fehlten.
Frankfurts Kulturdezernentin Ina Hartwig, in früheren Jahren selbst Literaturkritikerin, nutzte ihr Grußwort im Kaisersaal des Frankfurter Römer für eine Anregung: Wenn es denn stimme, dass erst die Kritik den notwendigen Resonanzraum für neue Literatur schaffe, dann sei es an der Zeit, darüber nachzudenken, wie auch die Literaturkritik in ihrer Rolle und Wahrnehmung gestärkt werden könne. Hartwig forderte mehr Wertschätzung und Preise für die Literaturkritik.
Shortlist: Für die Auszeichnung waren in diesem Jahr außerdem als Finalisten nominiert: Gerhard Falkner (Romeo oder Julia, Berlin Verlag), Franzobel (Das Floß der Medusa, Paul Zsolnay), Thomas Lehr (Schlafende Sonne, Carl Hanser), Marion Poschmann (Die Kieferninseln, Suhrkamp) und Sasha Marianna Salzmann (Außer sich, Suhrkamp).
Robert Menasse erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf anderen Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Der Preisträger wurde in mehreren Auswahlstufen ermittelt.
Mit dem Deutschen Buchpreis 2017 zeichnet die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland. Unter www.deutscher-buchpreis-blog.de veröffentlichen die „Buchpreisblogger“ Rezensionen zu allen Titeln der Longlist sowie Hintergrundinformationen und kritische Debattenbeiträge. Mehr ist auf der Facebook-Seite des Deutschen Buchpreises und unter dem Hashtag #dbp17 zu finden.
Exklusive englische Übersetzungen von Leseproben der sechs Shortlist-Titel sowie ein englischsprachiges Dossier stehen unter www.new-books-in-german.com bereit.
Weitere Informationen und Termine des Preisträgers rund um die Frankfurter Buchmesse können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de.