Interview mit Bookchoice-Geschäftsführer Nathan Hull

"Wir haben einen Innovationshunger der Verlage erlebt"

9. Oktober 2017
Redaktion Börsenblatt
Acht Bücher plus Hörbuch für 3,99 Euro im Abonnement - die niederländische Plattform hat ihr Angebot im Oktober in Deutschland gestartet. Nathan Hull über die Idee von Bookchoice, die Produktion der Hörbücher und die Reaktion der Verlage und Autoren.

Bei Bookchoice gibt es jedes Buch auch im Hörbuch. Aber längst nicht jedes Buch gibt es auch zum Hören. Produziert Bookchoice dann selbst? Genau. Wir stellen unseren Nutzern jeden Monat acht neue sorgsam ausgewählte Titel zur Verfügung die jeweils sowohl als E-Book als auch als Hörbuch bereitstehen. Gibt es ein Buch noch nicht als Hörbuch, nehmen wir es zusammen mit unserem Audio-Partner Pinewood Studios, das auch das Zuhause von Star Wars und James Bond ist, auf. Dort haben wir ein festes Gebäude und etwa 10 Mitarbeiter. Nach einem bestimmten Zeitfenster, in dem ein Hörbuch exklusiv bei Bookchoice verfügbar ist, gehen die Rechte wieder an den jeweiligen Verlag zurück. Bookchoice-Nutzer haben dann 12 Monate lang Zeit, die Titel zu lesen oder zu hören. Von Krimis über Romane bis hin zu Science-Fiction – unsere Kuratoren achten bei der Zusammenstellung des Angebots auf eine ausgewogene Mischung.

Wie reagieren die Verlage – geben sie ihre Inhalte gern an Bookchoice?Die deutschen Verlage reagieren sehr positiv auf Bookchoice. Sie schätzen das kuratierte und ausgewählte Angebot, das wir bereitstellen. Sowohl Verlage als auch Autoren sehen sich heute vor allem mit “All-you-can-eat-Modellen” konfrontiert. Dazu bieten wir ein komplettes Kontrastprogramm. Wir lesen viel, wählen sorgfältig aus, geben sowohl großen bekannten Autoren als auch Newcomern Raum und arbeiten mit großen Verlagen zusammen. Natürlich gibt es Unterschiede in puncto Tempo, Fokus etc. Aber wir sind bereits an dem Punkt, dass Verlage auf uns zukommen und eine Zusammenarbeit anregen. Und darüber freuen wir uns natürlich! Ich denke, die Verlage sind uns vor allem deshalb so wohl gesonnen, weil wir etwas anderes anbieten als die meisten. Etwas, das sie vom Prinzip her schon kennen und verstehen: ein Buchclub im digitalen Zeitalter. Denn Deutschland blickt, wohl mehr als jedes andere Land, auf eine lange Geschichte der traditionellen Buchclubs zurück.

Welche Inhalte sind bei den Kunden besonders gefragt: Haben Sie Erfahrungswerte?In den Niederlanden und auf dem spanischsprachigen Markt ist Belletristik sehr gefragt. Kriminalromane sind beispielsweise sehr beliebt. Wie die Vorlieben unserer deutschen Leser aussehen, werden wir bald erfahren. Wir bieten aber auch eine Reihe von nicht-fiktionalen Erzählungen wie Autobiographien an. Grundsätzlich sind wir offen für das Feedback unserer Kunden. Wir behandeln jeden Markt individuell und passen unser Angebot immer auf den Geschmack unserer Nutzer an.

3,99 Euro pro Abo: Welchen Anteil bekommen die Inhalteanbieter?Verglichen mit anderen Vergütungsmodellen wie Umsatzbeteiligung oder Bezahlung pro Seite ist unser Modell für den Verlag sehr transparent und leicht verständlich. Das gilt dann dementsprechend auch für Autoren und ihre Agenten. Außerdem stellen wir den Verlagen Informationen zum Leseverhalten der Nutzer aus unserer App zur Verfügung, die ihnen wertvolle Informationen über den Konsum ihrer Titel liefern, die bei uns gelesen oder gehört werden.

Wie viele Abonnenten konnte Bookchoice bereits gewinnen?Aufgrund unserer positiven Erfahrung aus den Niederlanden, wo wir bereits seit 2014 unter dem Namen „Elly’s Choice“ sehr erfolgreich sind, sind wir zuversichtlich was den deutschen Markt betrifft. Der deutsche Buchmarkt hat zwar eigentlich den Ruf, eher traditionell zu sein, wir haben aber bei näherem Hinsehen einen regelrechten Innovationshunger der Verlage erlebt.

Fragen: Sabine van Endert

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