Großer Schweizer Verleger gestorben

Egon Ammann ist tot

11. August 2017
Redaktion Börsenblatt
Wie die S. Fischer Stiftung mitteilt, ist der Züricher Verleger Egon Ammann am 9. August im Alter von 75 Jahren in Berlin gestorben.

Am 9. Oktober 1941 in Bern geboren, studierte Ammann Altphilologie in Fribourg und Zürich, ohne sein Studium abzuschließen. Er absolvierte eine Lehre als Verlagsbuchhändler bei Francke, gründete 1966 den Kandelaber-Verlag, wo er Schriftsteller wie Felix Philipp Ingold und Adolf Muschg veröffentlichte. Nachdem der Verlag 1970 in Konkurs ging, arbeitete Ammann als Lektor im spanischen Literaturverlag Seix und seit 1975 als Lektor im Suhrkamp Verlag.

Mit seiner Frau Marie-Luise Flammersfeld gründete er 1981 den Ammann Verlag, der sich anfangs auf Schweizer Autoren konzentrierte. Vier Jahre später begann er, große Schriftsteller wie Fernando Pessoa, Ossip Mandelstam und Wole Soyinka neu übersetzen zu lassen. Da er den Verlag stets eng an seine Person gekoppelt sah, fand er ein Weiterbestehen ohne ihn als wenig sinnvoll und entschloss sich im August 2009 wegen seines fortgeschrittenen Alters, den Verlag zum 30. Juni 2010 zu schließen.

Egon Ammann und sein Verlag waren eng mit den S. Fischer Verlagen verbunden. Zum einen hatte Fischer den Vertrieb für die Ammann-Bücher übernommen. Zum anderen bestand eine enge programmatische Zusammenarbeit durch Taschenbuchlizenzen, die nach 2010 in die Fortsetzung von großen Ammann-Projekten bei Fischer (wie die Neuübersetzungen der Dostojewskij-Romane durch Swetlana Geier)mündete. Bis zuletzt war Egon Ammann Mitglied des Kuratoriums der S. Fischer Stiftung.