PwC-Studie zu Online-Käufern

Amazon verändert Einkaufswege

17. Juli 2017
Redaktion Börsenblatt
90 Prozent der Online-Shopper in Deutschland kaufen bei Amazon ein. 34 Prozent geben inzwischen an, seltener im stationären Einzelhandel einzukaufen. Das geht aus der Studie "Total Retail 2017" des Beratungsunternehmens PwC hervor.

Im Fokus stand dabei die Frage: Wie Amazon das Kaufverhalten nachhaltig verändert. Für die Studie hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoppers (PwC) im vergangenen November und Dezember 25.000 Konsumenten in 29 Ländern weltweit online befragt − darunter 1.004 deutsche Onlinekäufer (solche, die schon mindestens einmal etwas im Internet gekauft haben).

Amazon-Dominanz im Online-Handel
  • Neun von zehn Deutschen bestellen bei Amazon − der Anteil liegt ähnlich hoch wie in Japan, den USA und Großbritannien. Im Durchschnitt der 29 untersuchten Länder ist der Anteil der Amazonkäufer mit 56 Prozent deutlich niedriger. Die geringste Amazon-Nutzung gab es mit jeweils 13 Prozent in Polen und Ungarn.
  • Hierzulande wird die Amazon-Website verstärkt auch zur Recherche genutzt: 45 Prozent starten ihre Produktsuche dort, 48 Prozent prüfen und vergleichen Preise.

Einbußen für den stationären Einzelhandel

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Amazon hat das Einkaufsverhalten der deutschen Konsumenten verändert. Mehr als ein Drittel (34 Prozent) der Befragten gibt an, dass sie durch den Einkauf bei Amazon seltener im stationären Einzelhandel einkaufen. 26 Prozent der Befragten sagen, dass sie wegen Amazon weniger bei anderen Onlinehändlern shoppen. 

Rund 35 Prozent der befragten Online-Käufer in Deutschland sind bereits Mitglied bei Amazon Prime, hat PwC ermittelt, weitere 19 Prozent seien an einer Mitgliedschaft interessiert. 77 Prozent gaben die kostenlose Lieferung als Motiv ihrer Mitgliedschaft an. Und 52 Prozent nannten die schnelle Zustellung als Hauptgrund.

Was sollte der stationäre Handel tun?

Diese Entwicklung sei eine große Herausforderung insbesondere für stationäre Händler. Diese hätten sich in der Vergangenheit auf Strategien zur Verbesserung ihrer Produktpalette, des Ladenkonzepts oder des Marketings konzentriert, so Gerd Bovensiepen, Leiter des Geschäftsbereichs Handel und Konsumgüter bei PwC in Deutschland: "Heute müssen Prozess-, Technologie- und Geschäftsmodellinnovationen in den Vordergrund rücken." Die Unternehmen sollten ihre Geschäftsstrategie kontinuierlich überdenken und Transformationen in Betracht ziehen. "Dafür braucht es eine Kultur, in der Kundenzentrierung im Mittelpunkt steht und Innovation gefördert wird", sagt Bovensiepen.

Zudem Amazon immer mehr in das bisherige Kerngeschäft des klassischen Handels rücke, den Wandel zum Omnichannel-Handelsunternehmen anstrebe: Mit eigenen Ladenkonzepten wie Buchhandlungen oder der kürzlichen Übernahme von Whole Foods Market, der größten Bio-Supermarktkette der Welt.

"Im Handel der Zukunft gibt es kein Heimspiel mehr. Wer bestehen will, muss sowohl offline als auch online ein Konzept haben und beide Welten miteinander verzahnen", betont Bovensiepen, und warnt: "Noch haben die Händler mit stationärem Ursprung einen Vorteil in der Offlinewelt, doch Amazon wird – nicht zuletzt dank seiner Unmengen an Kundendaten – so rasant aufholen wie wohl kein Unternehmen je zuvor."

Die Studie "Total Retail 2017 − Wie Amazon das Kaufverhalten nachhaltig verändert" kann auf der PwC-Seite heruntergeladen werden (unter der Pressemitteilung).