Leistung zählt, ist im Job aber nur das eine. Das andere sind: Fehler in der Kommunikation. Wer zu leise redet, den Konjunktiv zu sehr liebt, seine Fähigkeiten verniedlicht und Klartext meidet, fällt schnell raus aus dem Raster – und negativ auf. Zur Halbzeit ihres Mentoring-Programms haben die Frankfurter BücherFrauen sich die Zwickmühle, in die Frauen geraten können, noch einmal in aller Ruhe einen Nachmittag lang von allen Seiten angeschaut, Auswege diskutiert, Tipps gesammelt.
Nicht wispern, nicht wippen
Der Workshop am vergangenen Samstag, an dem sich elf Teilnehmerinnen des aktuellen Mentoring-Programms beteiligten, setzte bei der Frage an: "Wie verschaffe ich mir Gehör?" Beantwortet wurde sie von Katharina Schmidt – einer erfahrenen Übersetzerin und Theaterwissenschaftlerin aus den eigenen Reihen. Schmidt, überzeugt davon, dass sich Haltung lernen lässt, präsentierte der Runde die wichtigsten Grundregeln, gemeinsam wurde anschließend geübt - sowohl die richtige Atemtechnik und die Stimmbildung. Trainiert haben die Bücherfrauen u.a.
- beim Sprechen den eigenen Ton zu treffen und nicht mehr in hohen Lagen zu piepsen wie Papas Beste (Übung: Einatmen, Lippen aufeinander, wieder ausatmen und dabei "mhm" machen. "So findet jeder schnell seine Wohlfühlstimme, und die ist meist tiefer als gedacht", so Schmidt);
- der Stimme mehr Ausdruck zu verleihen (Übung: Aus dem Bauch heraus atmen, ganz bewusst. "Dann bekommt die Stimme Tragkraft, wirkt weniger nervös", erklärte Schmidt);
- entspannt zu wirken, während des Redens Haltung zu zeigen (Übung: Beide Beine fest auf den Boden stellen – nicht wippen oder, im Sitzen, die Beine eng übereinander schlagen. Schmidt: "Das engt die Stimme bloß ein").
Das eigene Fehlverhalten erkunden
Schmidt gab Dutzende solcher Tipps, hielt ihren Zuhörerinnen dabei oft beharrlich den Spiegel vor. Diskussionen entstanden vor allem dann, wenn es darum ging, die Hintergründe des eigenen (Fehl-)Verhaltens zu erkunden – und für sich selbst Werkzeuge zu finden, die dabei helfen, den meist von Männern dominierte Kommunikationsstil in Firmen aufzubrechen. Der Tenor: Frauen sind sich der Mechanismen bewusst, wollen sich ihnen aber nicht immer beugen, nicht auftrumpfen müssen, keine verbalen Hahnenkämpfe vollführen. Auch das: eine Zwickmühle.
Die Regionalgruppe Frankfurt der Bücherfrauen organisiert derzeit ihr viertes Mentoring-Programm, knapp zwei Dutzend Mitglieder beteiligen sich. Unterstützt wird das Programm vom mediacampus frankfurt, dem Frauenreferat der Stadt, dem Societäts Verlag, der Verlagsgruppe Beltz und dem Gabal Verlag.