Der offene Brief im Wortlaut:
"Aufruf von Autoren aus unabhängigen Verlagen zur VG Wort Rückzahlung
Als Autor*innen aus kleinen, unabhängigen Verlagen wenden wir uns an unsere Kolleg*innen in vergleichbaren Häusern.
Im letzten Jahr entschied der BGH, dass die Verlage ihren Anteil an der VG-Wort- Ausschüttung der Jahre 2012 – 2015 zurückzahlen bzw. (für 2016) gar nicht erst bekommen sollen. Der bis dahin geltende, vor Jahrzehnten von Verleger - und Autoren-Organisationen einmütig beschlossene Verteilungsplan sah zum Beispiel im belletristischen Bereich eine Aufteilung von 70 % für die Autor*innen, 30 % für die Verlage vor. Es lässt sich leicht überschlagen, um welche Summen es für einen Kleinverlag mit vielfältigem Programm geht.
Wir sind mit dem Verteilungsschlüssel der VG Wort zufrieden gewesen. Wir haben die Ausschüttung als leicht verdientes Geld gesehen, waren von den Pauschalen begünstigt. Wir wären nicht auf die Idee gekommen, dagegen zu klagen. Nun wollen wir von dem für unsere Verlage schmerzhaften bis ruinösen Ausgang auch nicht profitieren. Wir haben gewiss nichts zu verschenken, aber wir wollen uns auch nicht gegeneinander ausspielen lassen. Es sind die unabhängigen Verlage, die unsere eigensinnigen Bücher in einem nicht einfachen Umfeld durchgesetzt haben.
Wir werden deshalb das Formular der VG Wort „Verzicht auf Rückabwicklung zugunsten von Verlagen“ vor dem 28.2.2017 unterschreiben und bitten Euch, das ebenfalls zu erwägen.
Die Erklärung gegenüber der VG Wort gibt jede*r für sich ab, jeweils eine pro Verlag, in einem strikt anonymisierten Verfahren."
8.1.2017
Unterzeichner
Andreas Mand (Maroverlag), Susanne Neuffer (Maroverlag), Anke Stelling (Verbrecher Verlag), Johanna Straub (Liebeskind), Sarah Diehl (Verbrecher Verlag), Enno Stahl (Verbrecher Verlag), Kristof Magnusson (Kunstmann ), Björn Kuhligk (Verbrecher Verlag), Frédéric Valin (Verbrecher Verlag), Martina Hefter (kookbooks)
stellt euch vor, eine Mitarbeiterin von ZARA hätte vor Gericht eine pekuniäre Besserstellung all ihrer KollegInnen in der Textilbranche erstritten und die MitarbeiterInnen von ein paar eigentümergeführten Boutiquen lancierten einen Aufruf, die ihre Kolleginnen und Kollegen zum Verzicht auf eben diese Besserstellung aufforderte, um ihre (und ihre) Arbeitsplätze zu retten. Würdet ihr ihnen nicht sagen: "Was ihr hausintern mit euren Arbeitgebern, die zugleich eure Freunde sein mögen, absprecht (beispielsweise eine Re-Investition der Gelder, die ihr nicht haben wollt und eure BETEILIGUNG an eben diesen Häusern), ist eure Sache. Dieser Aufruf an Menschen, von denen ihr wissen solltet, in wie prekären Verhältnissen sie leben, lässt aber in schmerzlicher Weise die Solidarität mit denen vermissen, denen sie eigentlich gelten sollte. Vor allem, da dieser Aufruf einen sehr unschönen Erwartungsdruck all jenen gegenüber aufbaut, die sich NICHT entschließen können, sich ihm anzuschließen. Und das umso drängender, je mehr MitarbeiterInnen eurer Sparte diesen Aufruf tatsächlich unterschreiben. Tut ihnen und euch selbst um Himmels Willen den Gefallen und überlegt euch die Sache mit diesem Appell noch einmal!" Aber ich weiß schon: Natürlich ist das alles gar nicht zu vergleichen! Mit bedrückten Grüßen Euer Andreas H. Drescher
Ich selbst habe die Verfügung längst unterschrieben und abgeschickt und hoffe, dass meine Kolleginnen und Kollegen dies auch tun.
Danke für diesen Aufruf!
Schöne Grüße, Konstantin