Jahresbilanz 21: Christian Sprang

"Die Argumente haben wir!"

27. Dezember 2016
Redaktion Börsenblatt
Bis zum 31. Dezember kommt auf boersenblatt.net jeden Tag eine Branchenpersönlichkeit zu Wort. Unsere kleine Jahresbilanz, verbunden mit einem Ausblick auf 2017. Heute: Börsenvereinsjustiziar Christian Sprang über Beharrlichkeit, Kollegen und die Winterpause.

Was ist Ihnen in diesem Jahr misslungen?Leider gelingt es mir und uns nicht immer, Meinungsbildner in Politik, Medien, aber auch unter (wissenschaftlichen) Autoren von der Notwendigkeit eines starken Urheberrechts zu überzeugen. Aber was nicht auf Anhieb gelingt, ist hoffentlich mit Beharrlichkeit zu erreichen, denn die Argumente haben wir!

Und worüber haben Sie sich gefreut? Beruflich entschieden am meisten über mein Team in der Rechtsabteilung des Börsenvereins. Mit dem Wechsel von Katharina Winter an die Spitze der Rechtsabteilung des S. Fischer-Verlags und dem internen Aufstieg von Dr. Jessica Sänger innerhalb des Börsenvereins haben wir zwei absolute Leistungsträgerinnen verloren – aber mit der Ernennung von Susanne Barwick zur Stellvertretenden Justiziarin und der Gewinnung von Christina Schorling (die in unseren gemeinsamen Hamburger Referendarstagen juristisch immer schon besser war als ich ;-) die großen Lücken optimal geschlossen!

Was wollen Sie 2017 regeln? Im Urheberrecht: Die Korrektur des Reprobel-Urteils des Europäischen Gerichtshofs durch den Richtliniengeber in Brüssel vorantreiben, damit Verlage möglichst bald einen gesetzlich verbrieften Beteiligungsanspruch in den Verwertungsgesellschaften bekommen. Dafür sind die erfreulicherweise kurz vor Weihnachten von Bundestag und Bundesrat beschlossenen nationalen Übergangsregelungen zwar notwendige Begleitmaßnahmen, aber bei weitem noch nicht ausreichend. Gut wäre auch, wenn wir bei Themen wie der viel diskutierten Bildungs- und Wissenschaftsschranke oder – eine Nummer kleiner – beim sog. Unirahmenvertrag zwischen VG WORT und Kultusministerkonferenz wirklich sinnvolle Lösungen hrebeiführen könnten. Bei der Preisbindung: Verhindern, dass das Urteil des Bundesgerichtshofs zur Zulässigkeit von Affiliate-Provisionen für Schulfördervereine – dessen Begründung uns auch nach 5 Monaten leider immer noch nicht vorliegt - zu einem Preiswettbewerb durch die Hintertür führt, den gerade kleine und unabhängige Buchhandlungen nur verlieren können. Sicherstellen, dass die grenzüberschreitende Preisbindung z.B. bei E-Books sich im Gegensatz zur Arzneimittelpreisbindung auch europarechtlich durchsetzt.Im Steuerrecht: Der Verwirklichung des Traums näher kommen, dass auch elektronische Verlagserzeugnisse umsatzsteuerlich privilegiert werden und sich dadurch z.B. der Wahnsinn der E-Bundle-Regulierung nicht immer weiter durchsetzt.

Welche Voraussetzungen brauchen Sie dafür? Alleine erreichen kann ein Einzelner die genannten Ziele sowieso nicht – aber wenn die ganze Branche ein großes Team bildet, dann schaffen wir das!

Wir alle arbeiten immer mehr. Ihr Tipp für die perfekte Work-Life-Balance?Jetzt in der Winterpause: Keine Mails, kein Smartphone, sondern Lesen, Kochen, Freunde sehen, Spaziergänge, Gesellschaftsspiele, Puzzle – aber dabei auch daran denken, dass z.B. in der Türkei Schriftsteller und Verleger ihr Weihnachten hinter Gittern verleben müssen und Flüchtende unsere Nächsten sind.

Bald gibt es Geschenke. Was wünschen Sie sich? Zeit für meine eigene Familie und meine pflegebedürftigen Eltern.

Bisher erschienen:

Daniel Beskos, Mairisch Verlag Hans Frieden, Vertreter Eckhard Südmersen, Libri Angelika Siebrands, eBuch Jan Weitendorf, W1-Verlagsgruppe Jörg Sundermeier, Verbrecher Verlag Gerdt Fehrle, Louisoder Verlag Jördis B. Schulz, Tolino Publishing Olaf Kühl, Übersetzer Ulrike Helmer, Verlegerin Ina Hartwig, Kulturdezernentin Frankfurt Nina George, Schriftstellerin Else Laudan Annette Kulenkampff Heidrun Schmidt-Scheerer Ricardo Costa Steffen Meier Hartmut Falter Philipp Rusch
Walburga Westbrock