Die Sonntagsfrage

"Was bringt die Initiative gegen Rechtspopulismus, Frau Wehner?"

2. Dezember 2016
Redaktion Börsenblatt
Das Veranstaltungsprogramm der Initiative "Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus" läuft vom 18. November bis zum 10. Dezember. Kurz vor Schluss zieht Nina Wehner von der Buchhandlung "Die Buchkönigin" in der Sonntagsfrage Bilanz.

Erst mal ein paar Sätze zur Initiative: Alle unabhängigen Buchhandlungen in Neukölln haben sich zu einem Bündnis gegen Rechtspopulismus und Rassismus zusammengefunden. Wir möchten nach den erschreckenden Ergebnissen der letzten Wahlen in Berlin und in anderen Bundesländern ein Zeichen setzen gegen diese Entwicklung. Wir wollen eine Möglichkeit schaffen, allen Interessierten Orte zu geben, an denen sie sich offen zu der derzeitigen politischen Situation informieren und austauschen können!

"Wir sehen unsere Buchhandlungen als Orte der Bildung und Wissensvermittlung"

Warum wir das tun? Wir denken, dass das Problem des immer offener zutage tretenden Rechtspopulismus und Rassismus vielen Leuten Sorgen bereitet und viele Menschen ratlos macht. Wir sind sehen unsere Buchhandlungen als Orte der Bildung und der Wissensvermittlung. Wir hoffen, möglichst viele Menschen zu erreichen, die sich mit Themen/Fragen (Fragestellungen/Themen der Veranstaltungen siehe Flyer) unserer Veranstaltungsreihe auseinandersetzen. Unser Ziel: aufklären und erklären, Wissen und Antworten vermitteln.

Da die Idee zu der Reihe recht kurzfristig entstand, gab es in diesem Jahr bisher erst drei Veranstaltungen. Wir haben uns, Dank der Hilfe vieler Menschen, dann kurzfristig getroffen. Die Auftaktveranstaltung fand in der „Buchkönigin“ statt, an dem darauf folgenden Freitag gab es einen Abend in der „Guten Seite“ und die letzte Veranstaltung in diesem Jahr fand in der Buchhandlung „Leporello“ in Rudow statt. Die drei Buchhandlungen, die den Anfang machten, waren mehr oder weniger zufällig ausgewählt. Seitdem wir im Sommer ein kleines Literaturfestival (LiteraTour Neukölln) der unabhängigen Buchhandlungen organisiert haben, sind wir teilweise gut vernetzt.

Natürlich haben wir uns in so einer wichtigen Sache gegenseitig geholfen und uns mit den anderen Buchhandlungen solidarisiert. Wir waren alle bemüht, die jeweils nächste Veranstaltung zu bewerben und die KollegInnen zu unterstützen. Ich denke, das wird auch im kommenden Jahr so bleiben - uns eint der Wille, die Reihe weiterzuführen und in möglichst vielen Buchhandlungen in Neukölln Informationsabende zu gestalten. Die Besucherzahlen geben uns übrigens recht, alle Veranstaltungen waren sehr gut besucht, es gab nie genug Platz für alle BesucherInnen und auch die anschließenden Gespräche waren lebhaft.


"Die Reaktion unserer Kunden war umwerfend"

"Die Buchkönigin" ist eine kleine Buchhandlungen mit wenig Personal. Die Organisation wurde hauptsächlich von Jan Schapira, Johannes Lenzen und Lena Mahler übernommen, die schnelle Hilfe und Unterstützung durch die Amadeu Antonio Stiftung zugesagt bekamen. Weiterhin lief die Kommunikation mit apabiz (antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum e.v.) und dem Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ schnell und unbürokratisch, sodass wir in wirklich kürzester Zeit die Initiative mit den ersten Veranstaltungen publik machen konnten. Unmittelbar nach Fertigstellung der Flyer und Plakate haben wir eine Pressemitteilung verfasst und waren tatsächlich ein wenig überrascht über das rege Interesse. Wir haben zu unserer Freude einige Interviews geben dürfen.

Die Reaktionen unserer Kunden waren umwerfend! Wir haben sehr viel Zuspruch und Lob bekommen, viele, lange und interessante Gespräche im Laden gehabt. Viele Leute haben uns auch Mut zugesprochen und uns bestärkt in dem, was wir tun.

"Manchmal muss die Zeit einfach reichen, sich auseinanderzusetzen"

Ich bin sehr froh darüber, als "Buchkönigin" Teil dieser Initiative zu sein, und den Leuten die im Hintergrund alles organisiert haben unendlich dankbar. Im Alltag ist oft so viel zu tun und kaum Zeit für Neues. Immer wieder denkt man: "Eigentlich müsste ich mal was machen..." aber dann ist oft einfach keine Zeit oder die Energie reicht nicht um ein weiteres neues Projekt anzugehen. Wie wunderbar und wie viel einfacher es ist, wenn mehrere Leute von einer Idee überzeugt sind und jeder einen kleinen Teil beiträgt! Nur weil viele Leute, viele (manchmal nur kleine) Dinge getan haben, war es möglich, diese Sache kurz vor dem Weihnachtsgeschäft auf die Beine zu stellen.

Was in allen Gesprächen an den Abenden in den Buchhandlungen immer wieder zum zentralen Thema wurde war, dass jede/r etwas ändern kann! Manchmal muss die Zeit einfach reichen, sich auseinanderzusetzen, sich zu informieren und den Austausch mit anderen zu suchen. Wir haben schnell gemerkt, dass wir nicht alleine sind und viele Menschen unsere Idee dankbar annehmen und unterstützen.