Romantischer hätte man die Geschichte dieses Pariser Buchladens nicht schreiben können. Es fing an mit den grünen, hölzernen Bücherboxen am Ufer der Seine. Die Bücherbouquinistin Geneviève spezialisierte sich immer mehr auf Kochbücher. Der Handel florierte, die Kunden mochten ihre ehrliche, zupackende Art. Kochbuchliebhaber aus allen Quartiers von Paris kamen zu ihr und fanden in ihr nicht nur eine Kennerin der Kochbuchszene, sondern eine, die auch die unmöglichsten Bestellungen alter und neuer Kochbücher möglich machte. Es war 1985, es war die Geburtsstunde der Librairie Gourmande, einer der ungewöhnlichsten Kochbuchhandlungen weltweit.
Kochbuchliebhaber aus aller Welt, Küchenchefs, Food-Fotografen, Autoren, Patissiers, Designer und mittlerweile auch Touristen haben in diesem schon zweimal umgezogenen Laden ihre papierene kulinarische Paris-Destination gefunden. Sie ist einfach die größte, beste, persönlichste Kochbuchhandlung der Welt. Steigt man an der Metrostation Sentier aus, ist es nicht mehr weit zur Rue Montmartre. Dort kann man in den Librairie-Gourmande-Himmel steigen, mit anderen ins Gespräch kommen und bei der Unterhaltung über japanische Teezeremonien oder irisches Rindfleisch, über italienisches Mandelgebäck oder französische Patisserien die Zeit aus den Augen verlieren.
In den Regalen wird einfach alles serviert: glutenfreie Rezepte und Haute Cuisine, iranische Küche und Japan Cooking, Biodynamisches und Biografien, Kinderkochbücher und kulinarische Krimis, Weinbücher und Gastromagazine, ja sogar Spiele wie "A boire et à manger" aus dem Musée du Louvre. Außerdem geht die Librairie Gourmande regelmäßig auf Reisen, um Veranstaltungen in ganz Frankreich zu besuchen – etwa den Salon du Chocolat (in Bordeaux, Nancy und anderswo) oder das Street Food Festival in Lyon. Feinschmecker erfreuen sich dann an unzähligen Probier-Signierstunden, den "dédicaces".
Sie müssen aber nicht selbst vor Ort sein, um ein signiertes Kochbuch zu ergattern. Denn das erledigt die Librairie Gourmande auch online: Kunden schickt sie das vom Autor signierte Buch gern nach Hause. Im Netz, aber auch persönlich bekommt man außerdem fundierte Tipps vom Team der Buchhandlung, wird auf Rezensionen interessanter kulinarischer Titel, auf Kochshows und internationale Trends wie vegane Metzgereien oder Yogafood aufmerksam gemacht. Ein Blick auf Facebook zeigt: Knapp 13 000 "Foodies" folgen der Buchhandlung und belohnen den Einsatz für 20 000 Bücher neue und antiquarische Titel aus der kulinarischen Welt mit ihrem Like.
Noch ein Pluspunkt: Die Mitarbeiter sprechen – für Franzosen – gut Englisch. Das freut all diejenigen, die zielsicher in den ersten Stock zu den fremdsprachigen Büchern gehen. Hier findet sich eine große Auswahl internationaler Novitäten, sogar aus Indien und China. Außerdem erscheint monatlich ein Newsletter mit den Tipps der Mitarbeiter, die enge Kontakte in die kulinarische Welt pflegen. Fester Bestandteil dieses Newsletters ist die Rubrik "9 Fragen an". Deborah Rudetzki fragt in diesen Interviews zum Beispiel: »Welches Buch würden Sie aus Ihrer Kochbuchsammlung retten, wenn Sie nur eines retten könnten?« und beginnt ihre Beiträge gern mit dem Satz "Dies ist ein ungewöhnliches Buch". Ich sage: Dies ist eine ungewöhnliche Buchhandlung – une librairie étonnante! Über diese Buchhandlung schrieben Autoren schon, es sei ein Restaurant ohne Essen, eine Patisserie ohne Patisserie, eine Küche ohne Herd. Dafür: Bücher. Braucht man mehr?
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