Der Geist der Olympischen Spiele schwebt in den letzten Tagen über unser aller Köpfe und damit auch sein wichtigster Grundsatz: Fairness. So beschäftigt mich als Buchhändler und Verleger, als jemand, der seine "sportliche Disziplin" seit mehr als zwanzig Jahren ausübt, meine Teilnahme am Buchhandlungspreis 2015/2016. Dieser wurde von der Bundesregierung im vergangenen Jahr erstmals verliehen, um inhabergeführte Buchhandlungen mit Sitz in Deutschland, auszuzeichnen.
"Toll", dachte ich letztes Jahr noch und mit mir hunderte weitere geschätzte Kollegen. "Endlich ein Preis, der unsere Arbeit anerkennt."
Die größte Anerkennung – da werden mir alle Kollegen Recht geben – ist die unserer Kunden. Dieser Preis wäre wie der Jubel des Publikums nach der Verleihung der Goldmedaille. Einfach die Kirsche auf der Sahne, das berühmte I-Tüpfelchen. Und nicht zu vergessen die verlockenden Siegesprämien... Was wäre ein Sieg ohne Preis? Schließlich sind wir alle auf finanzielle Mittel angewiesen! Innovation, jede neue Idee, jegliche Investition in die Zukunft, in unsere Branche, bedarf finanzieller Mittel.
Wie kann es jedoch sein, dass ein Preis der sich in seinen Förderungsgrundsätzen zur Aufgabe macht, "[...] eine vielfältige und historisch gewachsene Buchkultur in Deutschland zu erhalten", 45 Preisträger des vergangenen Jahres erneut auszeichnet? (Quelle: Börsenblatt, Heft 32, S. 12).
Bewerbungs- und Bewertungskriterien
An der Unabhängigkeit der Jury besteht kein Zweifel.
Aber: Mit 45 wiederholt gewählten Buchhandlungen hat sie zweifellos Favoriten ausgesucht. Welchen Auswahlprinzipien sie folgt, ist nicht transparent. So bleibt nur die Frage, was allen anderen nicht nominierten Buchhandlungen gefehlt hat... Die restlichen Buchhandlungen, die nicht nominiert wurden, konnten sich demnach nicht gegen diese 45 Buchhandlungen behaupten?!
Die 45 ausgewählten Buchhandlungen haben sich sicherlich durch ihr Engagement ausgezeichnet. Deshalb erhielten sie bereits 2015 für drei Jahre eingereichte Leistungen einen Preis. Darum die Frage: Warum wurden sie nochmals für 2016 nominiert?
Zweifelhaft sind also die Bewerbungs- und Bewertungskriterien eines solchen staatlichen Preises, für den sich zunächst alle Buchhandlungen mit Sitz in Deutschland qualifizieren, die unabhängig und inhabergeführt sind. Es gibt also keinerlei Bewerbungseinschränkungen für jene, die bereits teilgenommen haben.
Der Preis wird an Buchhandlungen vergeben für besondere Leistungen in den folgenden Bereichen: kulturelles Veranstaltungsprogramm, Engagement bei der Lese- und/oder Literaturförderung, literarisches Sortiment und/ oder innovatives Geschäftsmodell. Auf all diejenigen, die sich beworben haben treffen diese Kriterien zu.
Drei Jahre dokumentiertes Engagement mussten dafür eingereicht werden. In direktem Vergleich stehen nun drei Jahre Arbeit aller, zu einem Jahr der bereits ausgezeichneten 45 Buchhandlungen, da ihnen ja 2015 bereits drei Jahre Arbeit anerkannt wurden.
Eine Lösungsmöglichkeit
Wie kann dem Abhilfe geleistet werden? Dieser Frage muss sich schließlich die Staatsministerin für Kultur und Medien, Frau Grütters stellen und die Herausforderung annehmen, die Bewertungskriterien für alle gleich zu gestalten.
Ermutigung und Motivation ist gerade in unserer Branche ein sehr wichtiger Aspekt. Das Reflektieren über unsere Arbeit und ihre Verbesserung, sollte ein positiver Effekt der Teilnahme am Buchhandlungspreis sein. Doch dies wird durch das einseitige Motivieren von wiederkehrenden Siegern kaum eintreten, sollte an den bisherigen Bewertungskriterien festgehalten werden. Dies führt eindeutig zur Demotivation derer, die sich jedes Jahr aufs Neue mit ihrer Arbeit der vergangenen drei Jahre bewerben und nicht gegen Buchhandlungen, die bereits vergangenes Jahr für ihre drei Jahre belohnt wurden, ankommen.
Eine Lösungsmöglichkeit könnte so aussehen, dass alle Gewinner nicht mehr wie bisher, jährlich teilnehmen dürfen, sondern nur noch alle zwei Jahre.
Ein solch einmaliger Preis, der noch in den Kinderschuhen steckt, sollte Verbesserungsvorschläge und Kritik als Chance sehen. Als Chance, das zu verwirklichen, was er sich als Ziel gesetzt hat: "[...] eine vielfältige und historisch gewachsene Buchkultur in Deutschland zu erhalten". Dies kann nur verwirklicht werden, indem es Buchhandlungen durch eine nachvollziehbare transparente Wahl für ihre Arbeit auszeichnet. Letztendlich verliert jeder Preis, so hochdotiert und einzigartig er auch sein mag, seine Berechtigung, wenn nicht Fairness und Gerechtigkeit gewahrt werden!
so ganz verstehe ich die Aufregung nicht, ist doch gerade ihr Vergleich mit den Olympischen Spielen ein hinkender. Sollte ein Olympionike, der heuer gewonnen hat, in vier Jahren nicht zugelassen werden, damit auch andere einmal die Gelegenheit bekommen, sich mit Gold zu schmücken. Nein! Neues Spiel, neues Glück! Und die Kriterien für die Vergabe des diesjährigen Buchhandlungspreises waren eben dann doch andere, als für den letztjährigen, weil
1) nicht die Arbeit der Jahre 2012-2014, sondern die der Jahre 2013-2015 zurate gezogen wurden.
2) die Jury aus 6 neuen frischen Gesichtern bestand und einzig die Vorsitzende Iris Radisch ihren "Job" weitermachen durfte.
3) es nicht darum geht, Geld an alle zu verteilen, sondern alle zu motivieren, sich eben noch ein Quentchen mehr anzustrengen.
Eine Nichtnominierung bedeutet ja auch nicht, dass man einen schlechten Job macht; ganz im Gegenteil! Auch der 8. im 100-m-Sprint der Olympischen Spiele gehört noch zur Weltspitze, aber er bekommt eben keine Medaille.
Hinzukommt, dass ich einmal anmerken möchte, dass von 108 Buchhandlungen des Vorjahres nur 40 wiedergewonnen haben, 68 aber gar nicht mehr nominiert wurden, darunter sogar ein 1. Preisträger des vorangegangenen Jahres.
Was die Transparenz der Vergabe angeht, so ist jede Juryentscheidung bei einer Preisverleihung nebulös, aber unanfechtbar; muss es geradezu sein: denn was wäre der Nobelpreis noch wert, wenn wir den Zank und Streit hinter den Kulissen sehen würden. Oscar, Deutscher Buchpreis, ..... für sie alle gilt dasselbe. Und für sie alle gilt auch: Wer nicht gewinnt, muss deshalb nicht schlechter sein, kann sogar mehr Umsatz bringen als der Gewinner, die schönere Corporate Identity haben usw.
Die Jury hat 2016 entschieden! Ihre Entscheidung mag nicht jedem nachvollziehbar sein. Alle 108 Nominierten haben sich sicherlich durch ihr hervorragendes Engagement hervorgetan! Dafür gilt Ihnen unser Dank als Leser, Kulturschaffende und Bücherfreunde.
Den Nicht-Nominierten, die sich gerne als Verlierer sehen (obwohl sie es nicht sind), sei zu gerufen: Fairness und Anerkennung der Leistung des Anderes ist eine charakterliche Größe und Auszeichnung. Der Olympische Gedanke "Dabei sein ist alles" sollten sich alle auch fürs nächste Jahr auf die Fahnen schreiben.
Wer den ehrenwerten Ansatz des Preises nicht versteht, der (unabhängigen und neu zusammengesetzten) Jury nicht vertraut und so offensichtlich nur auf das Preisgeld schielt wie Herr Gooran, hat einen solchen Preis nicht verdient.
Wenn eine Buchhandlung über Jahrzehnte herausragende Arbeit leistet, sollte sie auch mehrmals den Preis gewinnen dürfen. Das wertet weder die Arbeit der anderen Nominierten ab, noch ist es eine Abkehr von den Zielen und Prinzipien des Preises.
Buchhändler, die den Preis nur als Fördertopf für das darbende Sortiment ansehen, sollten den ursprünglichen olympischen Gedanken verinnerlichen: Dabei sein ist alles.
Man mag, so wie Sie, nicht die Meinung Herrn Goorans vertretenen, ihm jedoch "Neid" und "Missgunst" und schlimmer sogar, Geldgier zu unterstellen, geht weder durch seinen Artikel hervor, noch werden sie ihn kaum persönlich kennen, um solche Abstrusitäten in die Welt zu setzten. Sagt Herr Gooran nicht in dem Artikel, dass die 45 Preisträger zurecht ausgewählt wurden?! Und betont er nicht geradezu, dass es ihm um die Bewerbungs- und Bewertungsgrundsätze geht?! Scheinbar haben wir beide zwei verschieden Artikel gelesen.
Ihr Kommentar ist polemisch und entbehrt jeglicher Diskussionsgrundlage.
ich finde Ihren Einwand vollkommen berechtigt, weil ja die Jahre 2013 und 2014 doppelt berücksichtigt wurden.
Das ist unfair, das sehe ich auch so.
Sie haben vollkommen Recht. 2 Jahre wurden in dem Fall doppelt berücksichtigt. Das sollte sich zukünftig ändern.
Zunächst bin ich überhaupt froh, dass eine Diskussion stattfindet und würde mich sehr über weitere Kommentare zum Thema freuen. Allerdings ist meine Erwartung an eine positive Diskussion vor allem Sachlichkeit, die ja bis jetzt auch von allen, bis auf eine Ausnahme, gewahrt wurde.
Nochmal zum besseren Verständnis: Meine Kritik bezieht sich auf die Bewerbungs- und Bewertungskriterien und hat nichts persönlich mit den Preisträgern zu tun oder deren Leistung. Weder stelle ich diese in Frage noch soll sie geschmäht werden!!!
Meine Kritik ist eine Frage nach Gerechtigkeit und mein Bezug zu Olympia sollte nur allein DIESEN Aspekt verdeutlichen (Olympia als Metapher für Fairness), lieber Herr Ley. Dabei geht es auch nicht darum, dass die Gewinner nicht erneut zugelassen werden, wie Ihr hinkender Vergleich es darstellt. Ich bin ganz Ihrer Meinung: „Neues Spiel, neues Glück“! Aber doch bitte die gleichen Bedingungen für alle!
Und nein, die Kriterien, die Bedingungen also, sind eben nicht, wie von Ihnen angemerkt, andere wie letztes Jahr. Die Anzahl der Jahre, die bewertet wurden, sind identisch, nämlich drei: Für die Bewerbung 2015 sollten die Leistungen für 2012, 2013 und 2014 eingereicht werden.
2016 nun, die Jahre 2013, 2014 und 2015.
Was fällt nun auf?
Das, was ich versucht habe - vielleicht nicht deutlich genug? - in meiner Argumentation darzulegen: es gibt bei den Bewerbungen 2015 und 2016 hier eine Überschneidung von 2 Jahren – 2013 und 2014. Das bedeutet, dass die Buchhandlungen die letztes Jahr und dieses Jahr gewonnen haben, doch bereits für drei Jahre bewertet wurden. Folglich wurden zur Bewertung 2 Jahre wiederholt in Betracht gezogen wurden. Für die übrigen Teilnehmer, die im direkten Vergleich zu diesen standen, heißt dies, dass Ihre Leistung, ob gut oder weniger gut, nicht gerecht bewertet wurde. Bleiben wir bei dem Beispiel Olympia. „Neues Spiel, neues Glück“ sagen sie, lieber Herr Ley selbst und der olympische Gedanke „Dabei sein ist alles“ ist natürlich auch ein sehr wichtiger. Doch wenn nun die Athleten, die gewonnen haben, 4 Jahre später nochmals eine Medaille bekommen, und zwar nicht alleine für ihre aktuelle Leistung, sondern weil sie 4 Jahre zuvor bereits mit einer Medaille ausgezeichnet wurden, sprich im Vergleich zu den übrigen Athleten vor 4 Jahren eine gute Leistung abgeliefert haben und diese ebenfalls bewertet wird, werden die übrigen Olympioniken wohl kaum sagen: „Dabei sein ist alles“..... Oder andersherum gesagt, bei Olympia werden alle vier Jahre alle
Athleten neu bewertet. Alles wird auf Null gefahren, jeder wird gleich bewertet und keiner bekommt einen Preis „doppelt“, also für einen Zeitraum, der bereits bewertet wurde. Nochmals: Dabei geht es mir nicht darum, dass irgendwer zweimal ausgezeichnet wurde oder wird.
Auch ich, liebe Frau Bergmann, habe vollsten Respekt vor den Preisträgern. Ihr Sieg ist bestimmt gerechtfertigt. Doch dies soll hier gar nicht zur Debatte stehen! Lediglich ihre
nochmalige Auszeichnung, für welche die Jahre 2013 und 2014 schon bewertet wurden, ist für mich fragwürdig.
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: meine Kritik hat nichts mit der Leistung der Kollegen zu tun und es obliegt mir keinesfalls diese zu bewerten oder mich sonst in irgendeiner Weise über diese kritisch zu äußern, zumal ich einige Kollegen kenne und ihre Arbeit mehr als schätze und weiß wie viel sie für unsere Branche leisten. Und nicht nur sie, auch alle anderen Bewerber, die nicht gewonnen haben, tragen ihren Teil dazu bei, dass unsere Branche nicht ausstirbt. Somit kann ich Ihnen nur beipflichten, lieber Herr Ley, denn „wer nicht gewinnt, muss deshalb nicht schlechter sein“!
Geht man nun von meinem Vorschlag aus, die Gewinner alle 2 Jahre teilnehmen zu lassen, ergäbe es bei der Teilnahme in 2 Jahren folgendes: alle Teilnehmenden müssten 2018 die Jahre 2015, 2016 und 2017 einreichen und 2017 würde es zu keiner Überschneidung kommen, da die bereits Ausgezeichneten, aussetzen. Wenn nun 2018 diese 45 erneut gewinnen, so täten sie dies unter den gleichen Voraussetzungen wie die übrigen Teilnehmer.
Meiner Meinung nach kann eine solche Bewertung doch nur fair und gerecht sein und dann sagt man doch gerne, „dabei sein ist alles“, auch wenn es mit dem Sieg nicht klappt!