Der Buchmarkt aus Sicht der AWA 2016

Mehr Vielleser, weniger Vielkäufer

20. Juli 2016
Redaktion Börsenblatt

Die Zahl der Buchkäufer bleibt mit rund 40 Millionen zwar stabil, doch die Zeitkurve zieht weiter nach unten: Laut Institut für Demoskopie (IfD) Allensbach würden 17,2 Millionen Deutsche gern mehr lesen – kommen aber nicht dazu.

Bücher zu kaufen und sie dann auch zu lesen: Das war schon immer zweierlei. Wie es aussieht, geht die Schere jedoch immer weiter auseinander, die Gruppe derer, die sagen, dass ihnen zu wenig Zeit zum Lesen bleibt, wächst. Waren es vor einem Jahr noch 16,91 Millionen  Deutsche, die die Marktforscher vom Bodensee dieser Gruppe zuordneten, kamen sie diesmal auf 17,18 Millionen − 270.000 mehr. Was sie im Rahmen ihrer Allensbacher Werbeträgeranalyse 2016, kurz AWA, diesmal außerdem feststellten:

Lesehäufigkeit

  • Die Gruppe der Vielleser hat sich im Vergleich zum Vorjahr (2015) leicht vergrößert, zumindest in absoluten Zahlen. 2015 hatten 9,79 Millionen Deutsche angegeben, sie würden täglich lesen – in diesem Jahr waren es 9,82 Millionen.  
  • Größer geworden ist auch die Gruppe derjenigen, die alle zwei Wochen und seltener Zeit zum Lesen finden; sie kam 2015 auf 38,4 Millionen – diesmal auf 39,38 Millionen.
  • Alle anderen Gruppen werden erwartungsgemäß kleiner: Mehrmals pro Woche lesen noch 13,68 Millionen (2015: 14,17 Millionen) und etwa einmal in der Woche 6,69 Millionen (2015: 6,89 Millionen).

Buchkauf und Interesse an Lesungen

40,43 Millionen Deutsche kauften mindestens ein Buch, etwas mehr als im Jahr zuvor (40,39 Millionen). 19,41 Millionen griffen dabei in erster Linie nach Taschenbüchern, 5,67 Millionen hauptsächlich nach gebundenen Bücher – für die meisten, 26,85 Millionen, ist die Formatfrage zweitrangig (sie kaufen sowohl Taschenbücher als auch gebundene Bücher). 

Die Zahl der Nichtkäufer stieg laut AWA 2016 allerdings ebenfalls, von 17,38 Millionen (AWA 2015) auf 17,62 Millionen.

Quantitativ betrachtet, ergibt sich für den Buchkauf folgendes Bild, bezogen auf die letzten zwölf Monate der Befragung: 

  • 20 und mehr Bücher: 3,09 Millionen (2015: 3,13 Millionen)
  • 10 bis 19 Bücher: 4,76 Millionen (2015: 4,66 Millionen)
  • 5 bis 9 Bücher: 9,45 Millionen (2015: 9,13 Millionen)
  • 3 bis 4 Bücher: 11,52 Millionen (2015: 11,57 Millionen)
  • 1 bis 2 Bücher: 11,61 Millionen (2015: 11,9 Millionen)


Für einen Teil von ihnen bleiben auch Lesungen spannend: 10,76 Millionen Deutschen gaben diesmal an, sich für Lesungen zu interessieren (2015: 10,53 Millionen).

Print oder digital: Wie die Deutschen lieber lesen

Immer mehr Deutsche sagen, dass es ihnen im Grunde egal ist, ob sie einen längeren Text gedruckt oder am Bildschirm lesen (18,69 Millionen; 2015: 17,39 Millionen) – den meisten ist in diesem Fall jedoch nach wie Papier lieber (43,04 Millionen; 2015: 44,08 Millionen). Die Gruppe der Ich-lese-längere-Texte-lieber-am-Bildschirm-Leser umfasst der AWA 2016 zufolge aktuell 4,3 Millionen Deutsche (2015: 4,13 Millionen).

E-Books, E-Reader: Interesse und Kauf

Große Sprünge, das haben bereits andere Studie gezeigt, lassen sich hier auch aus Sicht der AWA nicht beobachten. Aber es gibt eine Reihe kleinerer Bewegungen – die digitale Evolution geht weiter. 

  • Die Zahl der E-Reader-Besitzer in Deutschland stieg im Jahreslauf von 5,91 Millionen auf 6,87 Millionen. 2,99 Millionen der AWA-Umfrageteilnehmer wollen sich noch einen zulegen (2015 sagten das 2,93 Millionen).  
  • Lesestoff besorgen sie sich die knapp sieben Millionen E-Reader-Besitzer dabei nicht unbedingt per Einzeldownload – auch wenn diese Gruppe mit 5,76 Millionen klar dominiert.  
  • Fünf und mehr E-Books kauften per kostenpflichtigem Download 1,9 Millionen Deutsche (AWA 2015: 1,7 Millionen), drei bis vier E-Books 1,54 Millionen (AWA 2015: 1,37 Millionen) und ein bis zwei E-Books 2,33 Millionen (AWA 2015: 2,12 Millionen). Wie viel sie jeweils ausgaben, erfasst die AWA nicht.
  • Last but not least:  Die Gruppe derjenigen, die angeben, kein Interesse an E-Books zu haben, wird nicht kleiner – ist im Jahreslauf sogar noch einmal leicht gewachsen, von 47,83 Millionen auf 48,84 Millionen.    


Für die AWA 2016 wurden bundesweit knapp 24.000 Bundesbürger befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutschsprachige Wohnbevölkerung ab 14 Jahren (Grundgesamtheit 2016: 69,56 Millionen; 2015: 69,24 Millionen). Der Untersuchungszeitraum endete am 26. März. Einen Auszug aus der Studie finden Sie auf der Website des IfD Allensbach hier.