175 Jahre Beltz Verlag

Ein Fest für Klein und Groß und für die ganze Stadt

27. Juni 2016
Redaktion Börsenblatt
Lieber Innenstadt als Festsaal: Der Beltz Verlag feierte ein gediegenes Jubiläum in fröhlichem, öffentlichem Rahmen. Ein Spaziergang über das Lesefest anlässlich des 175. Geburtstags. 

Die Geburtsstunde von Beltz schlug 1841 im thüringischen Langensalza in der Nähe von Erfurt: Julius Beltz, gerade 22-jährig, gründete eine Buchdruckerei. Aus der Druckerei wurde eine heute mittelständische Firmengruppe mit den Grafischen Betrieben in Bad Langensalza, der Beltz Logistik in Hemsbach, dem Beltz-Verlag in Weinheim, Campus in Frankfurt und einer großen Buchhandlung in Weinheim. Am vergangenen Samstag durfte in Weinheim, dem Stammsitz der Beltz Rübelmann Holding, das Jubiläum gefeiert werden: Umgesetzt als großes Verlags-Stadtfest mit Autoren, Illustratoren, Freunden und Mitarbeitern des Verlags - und vor allem für und mit den Lesern. 

Auf dem Platz vor der Beltz-Buchhandlung präsentierte KIKA-Moderator André Gatzke gut gelaunt ein Feuerwerk bunter Spiele und Ideen, beste Werbung für „Das André-Spielebuch. 365 Spiele für jeden Tag“, das er dann auch signierte. Später folgten Grüffelo & Co. mit „Star-Illustrator“ Axel Scheffler, musikalisch ging es auf großer Bühne später mit dem Programm „Anne Kaffeekanne“ und also Kinderliedern von und mit Fredrik Vahle weiter.

Vor allem rund um den Marktplatz, im Schloss und im Stadtmuseum wurden Lesungen angeboten, erstklassige Kinder- und Jugendbuchautoren boten sich ein abwechslungsreiches Stelldichein. Mit dabei Biograf Alois Prinz, der zur Matinee voller Historie und Anekdoten aus seinen Büchern „Rebellische Söhne“ und, als Premiere, aus „Ein lebendiges Feuer. Die Lebensgeschichte der Milena Jesenská“ las. 

Der vielfach ausgezeichnete Illustrator Nikolaus Heidelbach und Altverleger Hans-Joachim Gelberg plauderten launisch über „Märchen aus aller Welt“. „Ohne ihn hätte ich diese Sammlung nicht gemacht“, sagte Gelberg, zeigte auf Heidelbach und charakterisierte damit die besondere Beziehung zwischen Verleger und Künstler. Kongenial auch beider Arbeitsauffassung: „Letztlich habe ich nur das gemacht, was mir gefiel, so hab ich eigentlich immer Bücher gemacht“ (Gelberg) – das klingt ähnlich wie „Wenn einer was für Kinder malt, dann soll er es in höchster Qualität machen. Wie es bei Kindern ankommt und ob es denen gefällt, kann einem da eigentlich egal sein.“ (Heidelbach)

An ganz unterschiedlichen Orten in der Stadt waren u.a. außerdem mit von der Partie: Stefanie Höfler („Ein Sommer mit Mucks“), Christian Duda („ELKE – Ein schmales Buch über die Wirkung von Kuchen“), Anna Kuschnarowa („Kinshasa Dreams“), Lesekünstler Martin Baltscheit mit „Die Beste Bilderbücher-Show“ oder Martina Wildner, die im außergewöhnlichen Mausoleum im Schlosspark ihren Roman „Finsterer Sommer“ vorstellte. 

Warum ein Literatur-Stadtfest zum Jubiläum? Marianne Rübelmann, Geschäftsführerin der Verlagsgruppe und Vorstand der Beltz Rübelmann Stiftung: „Wir wollten unserer Stadt und den Kindern mit ihren Eltern ein Fest schenken und nicht an üppigen Buffets uns selbst feiern, sondern eben mit jenen, mit denen wir so alt geworden sind und mit denen wir jung bleiben: mit unseren Lesern, den Kindern und Eltern, mit unseren Fans, mit den Autoren und Illustratoren.“

Stichworte der Arbeit ihrer Mitarbeiter, die auch das Fest mit viel Aufwand erstklassig vorbereitet und gemanagt haben, sind - „und das wird auch in Zukunft so bleiben“,  unterstreicht Marianne Rübelmann - die „unternehmerische Selbständigkeit“ sowie „aktuelles und zukunftsweisendes“ Engagement.  „Wir stehen gut da mit den Verlagen, denen es sehr gut geht, und auch die Grafischen Betriebe haben nach Einschnitten in den letzten Jahren nun wieder eine sehr gute Form (an einem Standort und nicht an zweien, was viel ausmacht). Die Unternehmensgruppe ist frei, unabhängig und selbständig - das sind sicher nach wie vor unsere ganz großen Parameter, die uns auch jetzt in der sechsten Generation wichtig sind -  auch im Vorfeld der Übergabe an die siebte Familiengeneration. “ 

So gesehen ist das Verlags- und Leserfest in der Stadt auch ein Familienfest, ganz im Sinne des 2015 verstorbenen Senior-Chefs Manfred Beltz Rübelmann. Wie steht es doch in der Jubiläumsfestschrift: „Die Beltz-Tradition ist Verantwortung und Leitplanke zugleich.“ Da kann auch ein stürmischer Sommerregen am Ende eines langen sonnigen Festtages die Stimmung nicht trüben.