Gefragt wurde in der anonymen Umfrage – mit insgesamt 99 Teilnehmern – nach den umsatzstärksten Plattformen, nach der Anzahl der bespielten Plattformen und nach dem Anteil des Online-Handels am Gesamtumsatz.
Die Antworten auf die Frage "Welche Plattformen sind für Sie gegenwärtig die umsatzstärksten?" (mehrere Antworten möglich) ergeben ein klares Bild:
Abebooks 31,3 % Amazon 19,2 % Antiquariat.de 16,2 % Booklooker 29,3 % Ebay 11,1 % ZVAB 47,5 % andere 6,1 %Die wichtigste Plattform ist demnach für die Umfrageteilnehmer weiterhin das seit bald zwei Jahrzehnten bestehende ZVAB, trotz der im vergangenen Jahr erfolgten technischen Umstellungen. Es folgen mit einigem Abstand Abebooks und Booklooker. Etwas erstaunlich ist daran: seit 2015 ist eine ZVAB-Beteiligung ohne eine Abebooks-Anmeldung nicht mehr möglich. Gleichzeitig scheint, wie Stichproben nahelegen, das Angebot auf Abebooks inzwischen größer und vielfältiger zu sein als im ZVAB (dass beide Plattformen "identisch" seien, trifft jedenfalls hinsichtlich des Angebots nicht zu). Stützt sich das ZVAB also auf Stammkunden, die hauptsächlich dort suchen und bestellen? Der Betreiber beider Seiten, die Abebooks Europe GmbH in Düsseldorf, wird das genauer wissen … Veröffentlichte zuverlässige Marktdaten sind im Antiquariat jedoch Mangelware.
Die zweite Frage "Anzahl der Plattformen, auf denen Sie anbieten (ohne eigene Website)?" steht natürlich im Zusammenhang mit der ersten Frage. Es zeigt sich: lediglich 10,1 % bzw. 13,3 % der Umfrageteilnehmer beteiligen sich nur an einer oder zwei Plattformen. Auf drei Plattformen sind 22,2 % vertreten, auf vier 18,2 %, auf fünf 20,2 % und auf mehr als fünf immerhin noch 16,2 %.
Die Antworten auf die dritte Frage "Welchen Anteil haben Umsätze über Plattformen an Ihrem Gesamtumsatz?" ergeben ein uneinheitliches Bild. Mit großer Mehrheit wird hier ein Wert von deutlich über 50 % angegeben, in Einzelfällen auch 99 oder 100 %. Die meisten Antworten bewegen sich zwischen 60 und 80 %.
Auswahl der Einträge in einem Anmerkungsfeld am Schluss der Umfrage
Wichtig, auch als Signal gegen die Amazon-Abebooks-ZVAB-Übermacht, ist die eigene Homepage, die gepflegt werden sollte, zumal sie ja auch eine Art Visitenkarte ist. Eine wirkliche, nicht-elitäre Alternative zu Amazon & Co. fehlt weiterhin. Auch wenn die Umsätze bei ZVAB/abebooks prozentual den größten Anteil, sind sie im Vergleich zum alten ZVAB deutlich zurückgegangen. Booklooker hat angezogen. Antiquariat.de bemüht sich redlich, aber ohne signifikante Steigerung. In diesem Jahr ist der Umsatz stark rückläufig Reihenfolge der Umsatzstärksten 5 Plattformen: eBay (fast 50%), Abebooks (22%), Amazon (20%), dann Booklooker und dann mit Abstand die kleinen wie Buchfreund Bei wenigen bis gar keinen Verkäufen wurde Antiquariat.de nach Gebührenerhöhung zu teuer … bitte registrieren Sie, dass abebooks und zvab identisch sind Ich beschränke mich auf zwei Plattformen aufgrund der Grundgebühren der anderen. zurückgehend Meine eigene Seite entwickelt sich ganz erfreulich. 1. zvab 2. Booklooker 3. Abebooks 4. Buchfreund in dieser Reihenfolge läuft das Bestellaufkommen. Ich biete im ZVAB, auf abebooks (ist ja dann nicht anders möglich), bei booklooker und auf antiquariat.de an, über die letztgenannte Plattform verkaufe ich leider fast nichts, über abebooks auch nur sehr wenig, am meisten im ZVAB und auch beachtlich bei booklooker. Die Plattformen und das Internet gab uns der HErr als schwere Prüfung, der Tebel aber schuf Amazon und vollendete das Werk. Eloi, eloi, lama sabachthani. Gesamtumsatz wächst erfreulich, jedoch bei spürbar sinkendem Internet-Umsatz. Die den Antiquaren gehörende Plattform ist in jeder Beziehung zu stärken. Wer das als Antiquar nicht tut, ist Selbstmörder. Biete nur auf Plattformen, die nicht zu Amazon gehören, an. Die Abhängigkeit von ZVAB/Abebooks ist ärgerlich! Es sollten sich mehr Kollegen auf Antiquariat.de beteiligen. Abebooks mit ZVAB zusammen bringt weniger Umsatz als früher ZVAB allein. Für den geringeren Umsatz dürfen wir aber deutlich höhere Provisionen zahlen. Da kommt Freude auf! Versandantiquariat und Ladengeschäft Ohne Laden geht man unter.Herzlichen Dank an alle Umfrageteilnehmer!
Da ist zum Einen die Plattform booklooker, die bekanntlich (wie ja auch die Umfrage zeigt) immer mehr an Marktrelevanz gewinnt. An sich, so könnte man meinen, erfreulich. Denn man bezahlt dort als Buchhändler (noch) keine Angebotsgebühr für seine gelisteten Bestände. Aber: Dafür ist dort die Angebotskonkurrenz buchstäblich (noch) unbegrenzt – jede Privatperson kann dort seine Hobbybibliothek einstellen. Mit verheerenden Wirkungen auf die Preisstruktur. Und damit auch auf das traditionelle Geschäftsmodell „Antiquariat“. Und exakt hier greift nun eine neue Gegenstrategie an: In Gestalt des Konzerns „Momox/Medimops“, der innerhalb des Versandhandels gerade dabei ist, eine monopolartige Stellung im Bereich „modernes Antiquariat“ zu gewinnen, wenn er sie denn nicht schon hat. Medimops kann diese, nennen wir es einmal „demokratische Individualisierung“ des Gebrauchtbuchhandels genauso wenig recht sein, wie den Antiquariaten. Während der einzelne Antiquar aber darüber nur lamentieren kann, hat Medimops zwischenzeitlich die Ressourcen, um massenhaft Bücher anzukaufen: Im Lager befinden sich demnächst 10 Millionen Titel. Das Zauberwort heißt: Re-Commerce. Grundlage ist hier der von Frank Schirrmacher in seinem letzten Buch so eindrücklich beschriebene allmächtige Algorithmus, der hier eben in seiner speziellen „Re-Commerce“-Anwendung dazu führt, dass gebrauchte Bücher im Stundentakt neu bewertet werden. Und zwar getrennt nach Verkauf und Ankauf. Der private Buchverkäufer muss nicht mal auf die Post: Medimops holt kostenlos ab. 1000 Mitarbeiter arbeiten mittlerweile in den riesigen ehemaligen „Quelle“-Hallen am Flughafen Leipzig.
Das ist die Lage. Und sie bedeutet: Die Lücke für die klassischen Antiquariate wird, gleichsam mit jedem Monat, immer enger. Und dieser neueste digitale Wandel des Handels bedroht nicht nur den Gebrauchtbuchhandel, sondern bekanntlich den gesamten Einzelhandel.
(Süddeutsche Zeitung vom 18./19. Juni, S. 28: „Die zweite Chance“).
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/momox-die-zweite-chance-1.3038576