Nicht alles ist eine Frage des Geldes
Geld allein zählt nicht, glaubt man Michael Töteberg von der Rowohlt Medienagentur, die neben dem eigenen Verlag die Filmrechte für Kiepenheuer & Witsch, Carlsen, DuMont und andere bewirtschaftet. "Grundsätzlich fragen wir uns: Werden Regisseur oder Produzent das hinkriegen? Oder wird das vielleicht ein Film, für den wir uns nachher gegenüber dem Autoren schämen müssen?" Töteberg fährt auch zu Dreharbeiten und begleitet den Produktionsprozess und das Marketing. So wie bei "Tschick", der im September in die Kinos kommt. Mit dem Erbe Wolfgang Herrndorfs müsse sensibel umgegangen werden, sagt er.
Natürlich sind Filmrechte nicht immer so begehrt wie bei "Tschick" oder "Der goldene Handschuh", dem neuen Heinz Strunk. Im TV-dominierten Markt bestimmen häufig Produzenten und Sender die Konditionen, wenn etwa ein Taschenbuch-Krimi für den Freitagabend verfilmt werden soll. Bekanntheit des Stoffes und Auflage spielen beim Preis eine Rolle. Oft wollen Produzenten nur eine Option haben, um sich die Film-Verwertungsrechte zu sichern und anschließend erst die Finanzierung zu prüfen. Aus 18 Monaten werden schnell mal drei Jahre, in denen nichts mit der Vorlage passiert.
Nach über 35 Jahren im Geschäft kennt Töteberg die potenziellen Realisatoren. Für die meisten Stoffe gebe es nur zwei, drei potenzielle Sendeplätze und damit Produzenten, die in Frage kommen. Damit Verlage, Autoren und Filmindustrie auch mal neue Liaisonen eingehen, veranstalten Berlinale, Frankfurter Buchmesse oder das Filmfest München jedes Jahr Branchentreffen und Pitching-Veranstaltungen. Im Februar hat Diogenes in Berlin Emanuel Bergmanns "Der Trick" präsentiert. Der Roman war da noch gar nicht erschienen, hatte sich aber bereits gut ins Ausland verkauft und sollte nun bei internationalen Produzenten bekannter gemacht werden.
Konzentration auf Bestseller
Abseits der Bestsellerliste fragen Produzenten eher selten nach Stoffen. Bastei Lübbe verschickt daher – wie andere Verlage – regelmäßig Filmstofflisten, durch die man eine gute Übersicht bekommt, welche sich zur Verfilmung eignen. Nicht alle Produzenten arbeiten so zielgerichtet wie Benjamin Benedict von UFA Fiction. Als studierter Literaturwissenschaftler hat er von Haus einen Radar für gute Stoffe und liest auch privat sehr viel. "Der Bestseller-Faktor spielt natürlich eine Rolle, aber zentral ist die spezifische Begeisterung für den Roman und sein Adaptionspotential", sagt Benedict. So wie bei Dörte Hansens Debütroman "Altes Land", für den er Anfang des Jahres die Filmrechte akquirieren konnte. Aber nicht jeder Erfolgsautor sei auch mit jedem Buch verfilmbar. "Alle Beteiligten sind gut beraten, sich auf eine Qualitätsdebatte einzulassen, damit die richtigen Stoffe an die richtigen Kreativen geraten."