Was Buchhändler von der Titelfülle halten

"Beim 27. Smoothie-Buch brauche ich nicht auch noch Nummer 28"

7. April 2016
von Börsenblatt
Kochbuchverlage setzen auf den Me-to-Effekt – und bringen das Sortiment damit nicht selten ins Grübeln. Wie Buchhändler aus der Fülle an Titeln am Markt trotzdem die richtige Auswahl für ihre Kunden treffen: boersenblatt.net hat nachgefragt.

Gabrielle Kellner, Barbaras Bücherstube in Moosburg
"Buchhändler stöhnen natürlich bei der Titelfülle zu nur einem Thema. Ich nehme mir trotzdem die Zeit bei der Auswahl und achte vor allem auf eine schöne Gestaltung: Denn viele Bücher dienen eher als Coffeetablebooks zum Anschauen und weniger als praktische Hilfe beim Kochen. Gut finde ich bei der Bandbreite, dass neben den großen Verlagen auch immer mehr kleine Verlage bei den Trendthemen mitmischen, was das Angebot deutlich aufwertet und nicht wirklich langweiliger macht."

Claudia Kleene, Bücherinsel in Dieburg
"Beim 27. Smoothie-Buch brauche ich wirklich nicht auch noch die Nummer 28. Bei uns gibt es immer GU Basics und darüber hinaus entscheidet einfach der persönliche Geschmack bei der Auswahl der Bücher. Aber es gibt auch Themen, bei denen man einfach genug hat. Wir mögen einfach keine Gesund-Kochbücher mehr; was es da gibt ... da wird Kochen ja zum Minenfeld. Die Leute sollen doch Spaß am Essen haben. Das haben wir jetzt auch im Januar bei den Diät-Kochbüchern gemerkt. Die waren früher beliebt, weil sie halfen, die guten Vorsätze zu realisieren. Da ist die Nachfrage zurückgegangen, was auch daran liegt, dass man bei der Masse an Titeln und Diäten irgendwann als Kunde ermüdet."

Martina Olufs, Koch Kontor in Hamburg
"Die Masse an Titeln, die zu Trendthemen wie vegan gibt, sind schwierig. Man weiß gar nicht, was man nehmen soll. Viele Verlage sind bei den Trends auch einfach zu spät dran.  Meine Kriterien sind der Verlag, die Autoren, von denen ich viele kenne, und ganz einfach, ob mir ein Titel persönlich gefällt. Die Gestaltung ist auch wichtig, aber das Innenleben muss auch stimmen. Dazu gehört eine gute und ordentliche Aufmachung. Bei den Kunden kommt eine Bandbreite zum gleichen Thema aber gut an und bei uns gibt es die Zeit bei einem Kaffee in Ruhe zu stöbern. Wir geben aber auch Empfehlungen bei der Fülle zu einem Thema."

Andrea Weiß, Mayersche (Einkaufs-& Verkaufsleitung)
"Natürlich ist eine gewisse Auswahl für den Kunden wünschenswert und gut, gerade um verschiedene Preiskategorien zu bedienen. Wir versuchen uns dabei auf Verlage mit hoher Kochbuchkompetenz, bekannte bzw. eingeführte  Autoren und ansprechenden Themenvariationen zu konzentrieren, vor allem die Covergestaltung spielt für uns eine wichtige Rolle. Allerdings lebt der Kochbuchmarkt nicht von der ständigen Wiederholung eines Themas, sondern von der Entdeckung neuer Trends oder des Besonderen wozu wir die Verlage gerne ermuntern möchten."

Mehr zum Kochbuchmarkt erfahren Sie im Börsenblatt Spezial Essen & Trinken vom 7. April.