Gastspiel von Birgitta Barlet

Der Känguru-Effekt

11. März 2016
von Börsenblatt
Im Spielebereich hat Kosmos mit Marc-Uwe Kling gerade erlebt, was ein lustiges Erklärvideo im Internet ausrichten kann. Warum der Verlag bei Ratgebern etwas neidvoll auf diese Erfolgsgeschichte blickt, erklärt Birgitta Barlet.

"Das Känguru, Friedrich-Wilhelm, Herta, Krapotke und ich sitzen bei Herta am Stammtisch." So beginnt der Videoclip zum neuen Kartenspiel "Halt mal kurz" von Bestsellerautor Marc-Uwe Kling. Die Zuschauer werden eingeladen, am virtuellen Stammtisch Platz zu nehmen, wo ihnen das berühmte Känguru höchstpersönlich die Regeln erklärt.
Mit dem Känguru-Erklärvideo hat Marc-Uwe Kling nicht nur seine Fans begeistert. Es ist ihm etwas gelungen, was viele Agenturen, Verlage und Autoren immer wieder versuchen, ­allerdings nur mit sehr wenigen Kampagnen erreichen: eine virale Verbreitung durch die Fans, die zu echten Markenbotschaftern werden. Natürlich auch mit spürbar positiven Auswirkungen auf die Absatzzahlen. Bereits nach wenigen Tagen waren die ersten 12 000 Känguru-Spiele vergriffen.
Für uns als Verlag ist ein Autor wie Marc-Uwe Kling mit seinem ausgeprägten Gespür für die Spielregeln im Netz natürlich ein perfekter Partner. Im Ratgeberbereich blicken wir etwas neidvoll auf diese Social-Media-Erfolgsgeschichte. Denn bisher warten wir noch auf einen vergleichbaren viralen Känguru-Begeisterungseffekt.
Neben diesem speziellen Känguru-Content im Spielebereich arbeiten wir als Ratgeberverlag natürlich auch mit anderem tierischen Content. Dass der fachliche Rat vom Experten nicht nur in Buchform erfolgt, sondern auch digital, ist inzwischen selbstverständlich und wird vom Kunden so auch erwartet. Zu unserem Vogelführer-Klassiker "Was fliegt denn da?" gibt es daher auch eine passende App fürs Smartphone, mit der Vogelliebhaber 188 Vogelstimmen hören können. Mit dabei sind auch sechs Amphibienlaute, die bestimmten Vogelstimmen zum Verwechseln ähnlich sind. Oder sind Sie sicher, dass Sie das tiefe Flöten einer Rotbauchunke von der Zwergohreule unterscheiden können?
Ob Rotbauchunke, Wachtelkönig – oder auch mal ein anarchistisches Känguru: Ausgehend vom Inhalt denken wir in der Produktentwicklung von Anfang an über unterschiedliche Medienformen nach, vom gedruckten Buch über Hybridprodukte bis hin zu eigenständigen Apps und digital inszenierten Themenwelten. Doch am Anfang von allem steht immer der Kunde. Bei jeder Produktentwicklung versetzen wir uns daher in unsere Zielgruppen hinein. Wir gehen mit ihnen in ihren Garten, um den Vogelstimmen zu lauschen, oder auch in die Natur, um mehr über die Pflanzenwelt zu erfahren. Und dann schauen wir ganz genau hin: Welche Fragen beschäftigen sie? Bei welchen Problemen können wir sie unterstützen? Ob die Hilfestellung dann über einen gedruckten Ratgeber erfolgt oder ob wir eine App mit Übungsvideos oder Vogelstimmen ent­wickeln, hängt voll und ganz von dem individuellen Kundenbedürfnis ab.
Diesen medienübergreifenden Weg der Produktentwicklung und Contentverwertung gehen immer mehr Autoren gemeinsam mit uns – wie zum Beispiel Marc-Uwe Kling. Aber auch mit anderen jungen, talentierten Autoren wie der Pferde­trainerin Jenny Wild schaffen wir es im Ratgeberbereich inzwischen immer besser, Produktentwicklung und -vermarktung von Anfang an crossmedial zu denken und zu realisieren. Und wer weiß, vielleicht gelingt es uns auch bald, mit einem unserer Fachautoren eine ähnlich virale Verbreitung zu erreichen wie wir sie aktuell mit Marc-Uwe Kling und seinem Känguru erlebt haben.