Die Sonntagsfrage

„Wie fühlt man sich als Frau unter Männern, Frau Schmidt-Scheerer?“

11. März 2016
Redaktion Börsenblatt
Seit Jahresbeginn ist Heidrun Schmidt-Scheerer in der Geschäftsführung der Prolit-Verlagsauslieferung mit dabei. Die gelernte Buchhändlerin und studierte Betriebswirtschaftlerin bringt viel Erfahrung mit – und kennt sich mit männerdominierten Teams bestens aus.

An meinem Arbeitsplatz oft überwiegend von Männern umgeben zu sein, ist für mich eigentlich kein Problem. Es fing schon in der Schule an - ich war auf einem ehemaligen Jungengymnasium. Wir waren der erste Mädchenjahrgang und eindeutig in der Minderzahl. Wie ich zur Logistik gekommen bin? Ich bin gelernte Buchhändlerin. Meine Ausbildung habe ich in Heidenheim auf der Schwäbischen Alb gemacht, wo ich auch Zuhause bin. Nach meinem Betriebswirtschaftsstudium bin ich dann eher zufällig bei SVK gelandet und habe festgestellt, dass mir Logistik Spaß macht. Später habe ich den Kundenservice bei SVK geleitet, war u.a. Geschäftsführerin bei den Verlagsauslieferungen BDK in Köln und VSB in Braunschweig. Und in diesen Positionen meistens allein als Frau unter Männern. Das passiert einem als Frau in Führungsposition aber nicht nur in der Logistikbranche, sondern in vielen anderen Unternehmensbereichen auch. In der Buchlogistik gibt es im kaufmännischen Bereich, wenn man nicht nur die Führungsebene betrachtet, viele Frauen.

Ich nehme gar nicht mehr wahr, dass ich im Job von Männern umgeben bin. Der Mensch steht im Vordergrund. Klar, im Bereich Kommunikation wünscht man sich manchmal eine Kollegin. Es gibt eine Art der Kommunikation unter Frauen, die haben wir, ohne es wahrzunehmen. Männer haben das auch untereinander. Männer brauchen meistens nicht so viele Worte. Und sie können sprunghaften Themenwechseln schlecht folgen.

Bei Prolit bin ich im Geschäftsleitungsteam für die Schwerpunkte Kundenservice, Personal, Controlling und die strategische Weiterentwicklung zuständig. Da habe ich dann schon auch viel mit Frauen zu tun. Im gewerblichen und kaufmännischen Bereich sind sehr viele der 120 Prolit-Mitarbeiter Frauen. Und auch in den Vertriebsabteilungen der Verlage gibt es mittlerweile viele Ansprechpartnerinnen. Ganz langsam ändert sich nach meiner Beobachtung auch auf der Führungsebene etwas.

Ich freue mich, dass ich nach einem Ausflug in die Zeitschriftenlogistik wieder in der Buchlogistik gelandet bin. Ich liebe Bücher, und ich liebe es, mit so vielen verschiedenen Verlagen zu tun zu haben. Jetzt steht erstmal die Leipziger Buchmesse auf dem Plan, Tage voller intensiver Kundengespräche. Mit Männern und Frauen.