Im Sinne valider Branchendaten habe sich zwar auch die eBuch einen Kompromiss zwischen den beiden konkurrierenden Marktforschungsunternehmen Media Control und GfK Entertainment gewünscht, so eBuch-Vorstand Lorenz Borsche gegenüber boersenblatt.net. Medienberichte über einen möglichen Einstieg amerikanischer Finanzinvestoren bei der GfK hätten die eBuch jetzt jedoch endgültig dazu bewogen, nicht mehr mit dem Tochterunternehmen in Baden-Baden zusammenzuarbeiten. Die Bedenken, US-Eigentümer könnten deutlich "hemdsärmeliger" mit dem Datenschutz umgehen und die Anonymisierung der Angaben aushöhlen, seien zu hoch, betont Borsche.
In einer ausführlichen Begründung auf der Website der eBuch ("Datenschlamassel und kein Ende") verweist Borsche außerdem auf das Gerücht, die letztes Jahr geschlossene Kooperation mit dem internationalen Marktforscher Nielsen aus New York sei nur der erste Schritt auf dem Weg zu einer Übernahme des Bereichs Consumer Choices durch Nielsen: "Wer amerikanisches Geschäftsgebaren, vor allem im Bereich Datenschutz kennt, weiß, dass hier zwei Kulturen aufeinanderprallen," so Borsche.
Die eBuch-Genossenschaft hatte bereits Ende November angekündigt, ihre Daten künftig nicht mehr exklusiv der GfK, sondern stattdessen Media Control zur Verfügung zu stellen. Für die außerordentliche Vertragskündigung mit GfK Entertainment hatte Borsche damals zwei Gründe genannt:
die Vereinbarung zwischen Thalia und der GfK über den Aufbau eines Tools zur Optimierung des Lagerbestandsmanagements auf Handelsebene sowie Zweifel an der Datenverwendung durch die GfK-Tochter Geomarketing, die nach eigener Aussage "ortsspezifische Erfolgskriterien von Standorten, Shops, Vertriebsgebieten, Zielgruppen oder Filial- und Distributionsnetzen" bewerten kann.In den Gesprächen der vergangenen Wochen habe GfK Entertainment die Bedenken der eBuch nicht ausräumen können, so Borsche. Die Gerüchte über mögliche US-Investoren würden die Genossenschafter jetzt in ihrer Entscheidung bestärken. Ob die eBuch ihre Vereinbarung mit der GfK überhaupt außerordentlich kündigen kann – darüber gibt es bei den Vertragspartnern offenbar unterschiedliche Ansichten: "Einer möglichen Schadenersatzklage sehen wir jedoch gelassen entgegen," so Borsche.
Von der GfK hieß es dazu auf Nachfrage: "Wir sind nach wie vor an einer einvernehmlichen Lösung interessiert." Mathias Giloth, Geschäftsführer bei GfK Entertainment, vertraut darauf, "dass wir die Differenzen im Sinne der Branche beilegen können."
Wie berichtet, liefern sich die Marktforscher von GfK Entertainment und Media Control seit Monaten ein Tauziehen um Exklusivverträge – zu Lasten einer validen Datenbasis für die Branche (mehr dazu hier). Auf der Tagung der AG Publikumsverlage im Januar hatte sich allerdings ein möglicher Kompromiss abgezeichnet. Der Vorschlag: Die Konkurrenten sollten auf Exklusivverträge mit Marktteilnehmern wie Thalia und Amazon verzichten - und die Daten sollten beiden Seiten zur Verfügung stehen. Die Nachricht der eBuch ist auch ein Rückschlag für alle, die nach München auf ein schnelles Ende des Marktforschungsdilemmas gehofft haben.