Die Sonntagsfrage

„Kann man mit astikos auch Geld verdienen, Herr Bräuer?“

26. Februar 2016
von Börsenblatt
Urban, transparent, basisdemokratisch: Vor knapp einem Jahr sind die Gründer Daniel Bräuer, Nikk Schmitz und Jannis Plastargias mit astikos an den Start gegangen. Und jetzt? Wie sich der Verlag für Urbanes entwickelt hat, erklärt Daniel Bräuer.

Ich hoffe sehr, dass wir einmal dort hinkommen werden! Reichtum war bei der Gründung unseres Verlages wie bei den meisten anderen sicherlich nicht der Hauptaspekt. Insbesondere da wir in einigen Feldern experimentieren wollen. Natürlich ist unser Ziel, dass sich der Verlag irgendwann einmal selbst trägt und alle Beteiligten fair für ihre Leistungen entlohnt werden können. Aber damit bereits sieben Monate nach dem ersten Titel zu rechnen, wäre bei einem Verlag – wie bei fast jeder Art von Unternehmen – zumal wenn alle auch noch anderen Tätigkeiten nachgehen, vermessen gewesen und naiv. Dafür brauchen wir noch einige weitere Titel und müssen auch als Team noch weiter wachsen und uns weiter entwickeln, sowohl in unserer Zusammenarbeit als auch in der Zahl an aktiven und stillen Genossen. Ich finde es toll, wie divers unser Team heute schon ist und hoffe, dass wir das so fortführen können und noch mehr Menschen aus den verschiedenen Bereichen der Buchbranche wie auch von außerhalb finden werden, die astikos aktiv mitgestalten wollen oder verschiedene Themen mit uns diskutieren.

Letztes Jahr im Mai sind wir die formale Gründung angegangen. An sich ging es aber bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 2014 los — zunächst in kleiner Runde bei eher unregelmäßigen Treffen, bald darauf war unser Team allerdings zu groß, um so weiter zu machen und wir etablierten regelmäßige Gespräche über Skype. Inzwischen sind wir acht aktive Genossen die auf fünf Städte verteilt leben. Wie viel Zeit die einzelnen Genossinnen und Genossen investieren können, hängt natürlich stark von der jeweiligen Situation ab, wobei man beachten muss, dass wir das alle "nur" nebenher machen. Umso schöner ist daher auch die Tatsache, dass wir trotz der teils unübersichtlichen Zeitlage bereits die ersten vier Titel digital veröffentlicht haben — und zwei weitere stehen kurz davor. Darüber hinaus steht als einer der nächsten Schritte bald auch unsere erste Printpublikation an.

Aktuell sind wir gerade in der finalen Phase unseres letzten Projekts, dem Drabble-Schreibwettbewerb "100 Tage — 100 Wörter". Aufgrund der unverhofft großen Anzahl an Einsendungen werden wir 31 Finalisten, anstatt wie ursprünglich geplant 20-25, in einem Sammelband veröffentlichen und zur Leipziger Buchmesse 2016 für 100 Stunden den Leserinnen und Lesern zur Abstimmung bieten. Als Prämie winkt dem Gewinner eine eigene Veröffentlichung in unserer Mikros-Reihe.

Derzeit stecken wir bereits mitten in den Planungen unserer ersten Veranstaltung, dem astiday. Am Tag des Buches haben wir für einen ganzen Tag das Import Export in München zur Verfügung, an dem wir uns dem Thema Kultur und Stadt sowohl von einer fachlichen als auch von der künstlerischen Seite näher. Dazu wird es tagsüber Vorträge und Workshops geben, am frühen Abend Lesungen und eine Podiumsdiskussion, und abgerundet wird die Veranstaltung von einer Live-Band und abschließender Party. Übrigens haben wir für unsere Sessions und Vorträge noch bis zum 23.3. einen Call for Papers laufen, durch den wir erwarten, zusätzlich noch weitere interessante Themen zu bekommen. (Nähere Infos)

Natürlich werden wir auf dem astiday auch selbst eine Session abhalten. Diese soll sich rund um das Thema “Konsensdemokratie und Partizipation” drehen. Ohne zu viel vorwegzunehmen: wir wollen einen kleinen Einblick in unsere Entscheidungsprozesse gewähren und gemeinsam mit den Teilnehmern Ideen entwickeln und konkrete Problemstellungen aus unserer Verlagsarbeit durchspielen. Wir sind sehr gespannt, was dabei herauskommt.