2015 gab es in den Hardcover-Charts zwar kein Millionenwunder zu bestaunen, doch dafür blieb für die Vielfalt wieder mehr Platz: boersenblatt.net blickt noch einmal zurück – auf die nach Auswertung von GfK Entertainment zugkräftigsten Autoren, Bücher und Verlage des vergangenen Jahres. Schwerpunkt heute: die Warengruppe Belletristik.
Kiepenheuer & Witsch hat die meisten – und Jean-Luc Bannalec
Das Bestsellerbarometer in der Belletristik kam 2015 selten zur Ruhe. 184 Titel konkurrierten diesmal um eine Top25-Platzierung, 13 mehr als im Jahr zuvor. Dominiert wurden die Charts dabei erneut von der Holtzbrinck-Gruppe, besonders von Kiepenheuer & Witsch: Der Verlag war übers Jahr mit zehn Titeln in der Belletristik-Bestsellerliste vertreten (Vorjahr: neun), erzielte die höchsten Verkaufszahlen mit seinem Stammautor Jean-Luc Bannalec und dessen neuem Dupin-Krimi "Bretonischer Stolz" (ca. 350 000 verkaufte Exemplare).
Independents halten Kurs auf die Charts
Dass die großen Verlagsgruppen auch 2015 das Sagen hatten, heißt nicht, dass es daneben nicht noch Raum für Independents gab. Etwa für Matthes & Seitz, den Verlag des aktuellen Buchpreisträgers Frank Witzel ("Die Erfindung der Roten Armee Fraktion..."; sechs Wochen in den Charts) – und Steidl. Der Verlag aus Göttingen brachte wenige Monate nach den Tod von Günter Grass dessen Abschiedsbuch auf den Markt ("Vonne Endlichkait"; sieben Wochen in den Charts).
Auffällig ist auch, dass sich die Lage für Diogenes wieder gebessert hat, zumindest mit Blick auf die Anzahl der Top25-Titel (2015: acht Titel; Vorjahr: sechs). Auch in den Jahrescharts von GfK Entertainment steht der Verlag im Vergleich zu 2014 gut da. Die Übersicht zeigt, welche Titel sich in den Vertriebswegen Sortiment, E-Commerce, Warenhaus und Bahnhofsbuchhandel übers Jahr insgesamt am besten verkauften – Diogenes präsentiert sich hier diesmal gleich zweimal: mit Martin Suter ("Montechristo", Rang 12) und Donna Leon ("Tod zwischen den Zeilen"; Rang 25).
Jeff Kinney und Jojo Moyes liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen
Krimis sind in den Jahrescharts, wie zu erwarten, ohnehin gut vertreten, wenn auch nicht an der Spitze. Dort lieferten sich 2015 Baumhaus (Bastei Lübbe) mit Jeff Kinney und Wunderlich (Holtzbrinck) mit Jojo Moyes ein Kopf-an-Kopf-Rennen – das Baumhaus schließlich für sich entschied. Der zehnte Band der Erfolgsserie um den eigenwilligen Highschool-Schüler Greg ("Gregs Tagebuch – So ein Mist") verkaufte sich innerhalb von zwei Monaten als Hardcoverausgabe mehr als 550.000 mal, Jojo Moyes Ende September erschienener Liebesroman "Ein ganz neues Leben" lag knapp dahinter (laut Verlag: ca. 550.000 verkaufte Exemplare).
Auf Platz drei findet sich ein Debüt, das seinen Lesern das Fürchten lehrte – Paula Hawkins Thriller "Girl on the Train" (Blanvalet; Verlagsgruppe Random House), der 2016 verfilmt wird; Kinostart ist im Oktober.
Im Brennpunkt der Ereignisse: Michel Houellebecq
Die meisten Kontroversen löste jedoch ein anderes Buch aus, "Unterwerfung" von Michel Houellebecq. Manche lasen den Roman, der bei DuMont im Januar 2015 kurz nach dem Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in den Markt startete, als Warnung – andere als abgehobene, islamophobe Zukunftsvision oder, auch das gab es, als präzises Porträt der französischen Gesellschaft. Fest steht: Houellebecq provozierte – und zog die Käufer, die sich selbst ein Bild machen wollten, in den Buchhandel. Über 24 Wochen bewegte sich der Roman in den Belletristik-Charts, vier Mal führte er die Liste an.
Der meistverkaufte deutschsprachige Roman des Jahres: Dörte Hansen und ihr Debüt "Altes Land"
Der höchstplatzierte deutschsprachige Roman, in den Jahrescharts hinter Houellebecq auf Rang fünf, schaffte es zwar nicht bis ganz soweit nach oben, dürfte vielen als Ausnahmetitel aber dennoch in bester Erinnerung sein: Dörte Hansens bei Knaus (Verlagsgruppe Random House) veröffentlichstes Debüt "Altes Land". Hansen hatte die Kritik und das Feuilleton schnell hinter sich – und den Buchhandel sowieso. Die Bilanz: Zur Leipziger Buchmesse stieg der Titel in die Charts ein und blieb dort, zumeist auf einem der oberen zehn Plätze, bis zum Jahresende (laut Verlag: 330.000 verkaufte Exemplare).
Alles Weitere im Schnelldurchlauf:
- Vier Autoren konnten sich in den Jahres-Charts mit zwei Titeln platzieren: Lori Nelson Spielman, die Nummer eins der Belletristik-Charts des Vorjahres, Jussi Adler-Olsen, Sebastian Fitzek und Jeff Kinney.
- Zum Großteil erschienen die 25 Titel, die es in die Endauswertung schafften, im Lauf des Jahres – vier stammten von der Backlist ("Morgen kommt ein neuer Himmel" von Lori Nelson Spielman; "Gregs Tagebuch – Böse Falle" von Jeff Kinney; "Passagier 23" von Sebastian Fitzek; "Ein ganzes Leben" von Robert Seethaler).
- Von allen Top25-Titeln der jüngste war Wolfgang Schorlaus neuer Krimi "Die schützende Hand" (Kiepenheuer & Witsch). Schorlau, der seinen Ermittler Georg Dengler diesmal ins Umfeld der NSU-Mordserie schickt, landete in der Endauswertung auf Platz 20 – nach gerade einmal anderthalb Monaten (Erscheinungstag: 12. November 2015).
- 18 der 25 Top-Titel wurden von einer der großen Verlagsgruppen Bastei Lübbe, Holtzbrinck und Random House veröffentlicht, wobei Holtzbrinck die Nase – mit elf Platzierungen – wieder am weitesten vorn hatte (besonders stark: die Verlagsgruppe S. Fischer).
- Bei der der Hälfte (13 von 25 Titeln) handelte es sich um Übersetzungen, vor allem aus dem englischsprachigen Raum, aber auch aus Dänemark, Frankreich, Italien und Schweden.
Die meistverkauften Titel des Jahres 2015 im Überblick: Belletristik
(Quelle: GfK Entertainment; Basis der Auswertung: Verkäufe in den Vertriebswegen Sortiment, E-Commerce, Warenhaus und Bahnhofsbuchhandel; Formate: Hardcover, Paperback)
1 Jeff Kinney: Gregs Tagebuch 10 - So ein Mist! (Baumhaus Medien)
2 Jojo Moyes: Ein ganz neues Leben (Wunderlich)
3 Paula Hawkins: Girl on the Train - Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich. (Blanvalet)
4 Michel Houellebecq: Unterwerfung (DuMont)
5 Dörte Hansen: Altes Land (Knaus)
6 Jean-Luc Bannalec: Bretonischer Stolz (Kiepenheuer & Witsch)
7 Lori Nelson Spielman: Nur einen Horizont entfernt (Fischer Krüger)
8 Rita Falk: Zwetschgendatschikomplott (dtv )
9 Lori Nelson Spielman: Morgen kommt ein neuer Himmel (Fischer Krüger)
10 Jussi Adler-Olsen: Der Grenzenlose (dtv)
11 David Lagercrantz: Verschwörung (Heyne)
12 Martin Suter: Montecristo (Diogenes)
13 Jeff Kinney: Gregs Tagebuch 9 - Böse Falle! (Baumhaus Medien)
14 Tommy Jaud: Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich (Fischer Taschenbuch)
15 Kerstin Gier: Silber - Das dritte Buch der Träume (Fischer FJB)
16 Cecilia Ahern: Das Jahr, in dem ich dich traf (Fischer Krüger)
17 Sebastian Fitzek: Das Joshua-Profil (Bastei Lübbe)
18 Jörg Maurer: Der Tod greift nicht daneben (Fischer Scherz)
19 Robert Seethaler: Ein ganzes Leben (Hanser Berlin)
20 Wolfgang Schorlau: Die schützende Hand (Kiepenheuer & Witsch)
21 Klaus Modick: Konzert ohne Dichter (Kiepenheuer & Witsch)
22 Rebecca Gablé: Der Palast der Meere (Ehrenwirth)
23 Jussi Adler-Olsen: Takeover. Und sie dankte den Göttern ... (dtv)
24 Sebastian Fitzek: Passagier 23 (Droemer Knaur)
25 Donna Leon: Tod zwischen den Zeilen (Diogenes)