Detlef Felken wirft in seinem Artikel, der in der "Zeit" vom 17. Dezember erschienen ist, der Politik und dem Gesetzgeber vor, dass sie sich seit einiger Zeit regelrecht auf die deutschen Verlage "eingeschossen" haben. Man müsse lange suchen, "um eine andere Branche zu finden, die so überzogen wird mit gesetzlichen Reformen, die darauf abzielen, den Unternehmen die ökonomischen Grundlagen ihres Handelns zu entziehen". Insbesondere der Absatz, der es Autoren erlaubt, künftig nach fünf Jahren sämtliche Rechte zuruckzufordern, bedrohe die Existenz gerade kleinerer Verlage. Felken betont die bedeutende Rolle, die Verlage für den Erfolg eines Buches und seines Autors spielen − durch Lektorat, Herstellung, Vertrieb und Marketing. Er führt dazu einige Beispiele aus dem Verlag C.H. Beck an: So etwa die Biografie "Friedrich der Große" des Historikers Johannes Kunisch, die der Münchner Verlag angeregt hatte und die in zwölf Jahren Zusammenarbeit entstand − und ein großer Erfolg wurde.
Ein anderes Argument von Felken: Die Investition in das Potenzial eines Autors zahle sich oft nicht gleich beim ersten Buch aus. Der "eigentliche Skandal dieses Entwurfs" sei, so Felken, dass er diese Entwicklungsarbeit, "den kulturellen Akt des Verlegens vollkommen unterschlägt". Der Entwurf blicke auf Verlage wie auf Speditionsbetriebe. Am härtesten werde es die vielen kleinen Verlage treffen, denen die Konzernverlage die Autoren und die Rosinen aus der Backlist abjagen werden, befürchtet Felken. Das klassische Verlegen, das auf den langfristigen Erfolg eines Werks angelegt seit, ergebe so keinen Sinn mehr.
Der Berliner Verleger Andreas Rötzer (Matthes & Seitz) betitelt seinen Beitrag auf "Zeit online" mit "Urheberrecht: Eine Katastrophe für Schriftsteller und Verleger". Für Rötzer ist die Urheberrechtsnovelle "grob und fahrlässig zusammengezimmert", so seine harsche Kritik. Die Folgen der Novelle wären "desaströs" und würde die Existenz der Verlage bedrohen. Zudem würden sich die Publikationstätigkeit ändern, Verlage würden nur noch vermeintliche Bestseller herausbringen. Nutznießer der Reform wären laut Rötzer Amazon und die Konzernverlage, die "nun den von anderen, meist kleineren Verlagen ermöglichten Erfolg abschöpfen" könnten.
Andreas Rötzer gehört zu den Unterzeichnern des Offenen Briefes von mehr als 250 Autoren, Agenten und Verlegern an die Bundesregierung, der gegen die schädlichen Folgen des Gesetzentwurfs zum Urhebervertragsrecht protestiert.
Im Börsenblatt Heft 51 vom 17. Dezember, finden Sie mehrere Beiträge zum Urheberrecht und zur Urheberrechtsreform:
- "Recht und Aberwitz" − Ein Interview mit dem scheidenden Justiziar von S. Fischer, Reimer Ochs.
- "Angriff auf den Verlag" − Über die Erosion des Urheberrechtsschutzes und deren Folgen für Verlage
- Ein Interview mit Thorsten Schäfer-Gümbel, neuer Vorsitzender des SPD-Kulturforums (auch auf boersenblatt.net zu lesen).