Interview mit KV&H-Geschäftsführer Jürgen Horbach

"Dem Kalender geht es gut"

3. November 2015
Redaktion Börsenblatt
Das Südtiroler Traditionsunternehmen Athesia hat den Kalenderriesen KV&H von Cornelsen übernommen. Wie es nun weitergeht und was von der Kalendersaison 2016 erwartet werden kann, erklärt KV&H-Geschäftsführer Jürgen Horbach (62). 

KV&H gehört nun zu Athesia. Die Unternehmensstandorte und die Vertriebsstruktur bleiben, was wird sich ändern?
Grundsätzlich soll sich nichts ändern. Neben den Standorten Unterhaching (München) und Dortmund und dem Vertrieb über die Cornelsen-Tochter CVK wird auch die Ausrichtung der Programme beibehalten. Im Backoffice, zum Beispiel bei der IT, werden wir künftig sicher mit Athesia kooperieren. Außerdem werden wir noch stärker als bisher mit der Drucksparte von Athesia zusammenarbeiten.

Zur Kieler Neumann-Gruppe - nach Übernahme von teNeues hinter KV&H die Nummer zwei im Kalendergeschäft - gehören eigene Druckbetriebe. Die Athesia-Gruppe, zu der die Tageszeitung "Dolomiten" gehört, druckt ebenfalls selbst. Druckerei und Kalender  – das scheint eine gute Verbindung zu sein.
Unbedingt. Insgesamt produzieren wir bei KV&H fast 8,5 Millionen Kalender. Die werden wir aber wohl nicht alle bei Athesia drucken können.

Sind KV&H-Mitarbeiter von den angesprochenen Synergieeffekten im Backoffice betroffen?
KV&H zählt 120 Mitarbeiter, darunter 17 in Dortmund. Das soll so bleiben. Prozessbedingt könnte sich die Zahl natürlich ändern, das hätte aber nichts mit der Übernahme zu tun. Von den Mitarbeitern und dem Betriebsrat wurde der neue Gesellschafter sehr positiv aufgenommen. 

Die Selfpublishing-Schiene Calvendo ist bei Cornelsen geblieben. Warum?
Calvendo ist ein ganz eigenes Geschäft mit völlig anderen Vertriebsstrukturen. Dafür wird es bei Cornelsen nun einen eigenen Verkaufsprozess geben.

Marion Winkenbach scheidet aus, Sie sind nun Alleingeschäftsführer. Sollte für Sie nicht zum Jahresende Schluss sein?
Es gab eine entsprechende Vereinbarung mit Cornelsen, die nun aufgehoben wurde. Das Kalendergeschäft macht mir viel Freude. Ich werde also noch ein paar Jahre dabeibleiben.

Die Kalendersaison 2016 beginnt. Wie geht es dem Kalender?
Dem Kalender geht es gut - wenn ich unsere Zahlen betrachte jedenfalls. Wir verzeichnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt leichte Zuwächse vor allem bei den Key-Accounts.

Wie konnte die erhebliche Flächenreduktion im Buchhandel aufgefangen werden?
Wir hatten mit Thalia Sonderflächen vereinbart, das funktioniert ganz gut und das können wir uns auch mit anderen Partnern vorstellen. Die Gespräche für 2016 laufen. Die Online-Umsätze entwickeln sich auch positiv, allerdings erreichen wir längst nicht die Anteile wie das Buch.

Gibt es was Neues in Sachen Preisbindung für Kalender?
Demnächst führen wir Gespräche mit den Berichterstattern der Parteien.

Der Strukturwandel wird wohl nicht vor dem Kalender halt machen. Was glauben Sie, wie sieht das Geschäft in zehn Jahren aus?
Der Markt bleibt stabil. Natürlich werden elektronische Kalender genutzt, auf Printkalender wird aber nicht verzichtet. Kalenderkäufer sind hybrid. Am Ende wird es darauf ankommen, wie wir mit dem Handel zusammenarbeiten. Das Produkt braucht Fläche - wer sie ihm einräumt, wird mit ordentlichen Umsätzen belohnt.

Fragen: Sabine Schwietert