Buchhandel trotzt Amazon

Tolino-Allianz nimmt Mayersche und Osiander auf

16. September 2015
von Börsenblatt

Mit der Mayerschen Buchhandlung (40 Läden; Jahresumsatz: 160 Millionen Euro) und der Buchhandlung Osiander (34 Filialen; 500 Mitarbeiter) nimmt die Tolino-Allianz zwei neue, strategisch bedeutsame Partner aus dem deutschen Buchhandel in ihre Reihen auf. Dies wurde bei einem Pressegespräch bekannt, zu dem die Tolino-Partner gestern eingeladen hatten.

Hartmut Falter erklärte, man freue sich sehr darüber, dabei sein zu dürfen. Die Mayersche und Tolino würden sehr gut zusammen passen. Bei Osiander, so Christian Riethmüller, habe man schon seit Jahren Kundenanfragen zum Tolino erhalten. Man sehe den Einstieg in die Allianz als "große Chance".

Das Netz der Buchhandlungen, die ihren Kunden die Tolino-Produkte und das dazugehörige Ökosystem bieten, steigt mit Osiander und der Mayerschen auf insgesamt 1.800 Buchhandlungen. Nehme man eine Gesamtzahl von 6.000 Buchhandlungen in Deutschland an, dann sei Tolino "in fast jeder dritten Buchhandlung vertreten", sagte Nina Hugendubel. Zweieinhalb Jahre nach der Premiere des Tolino hätten sich das Gerät und die Plattform im Markt etabliert, so Hugendubel. Etwa jeder zweite E-Book-Leser in Deutschland sei Kunde eines Buchhändlers der Tolino-Allianz.

Tolino hält Amazon in Schach

Den Marktanteil der über Tolino verkauften E-Books bezifferte Felix Wunderer von der Deutschen Telekom mit rund 45 Prozent. Im November 2014 wurden Zahlen veröffentlicht, die 44 Prozent für die Tolino-Allianz und 39 Prozent für Amazon (drittes Quartal 2014) auswiesen. Seitdem, so Matthias Wulff vom Club Bertelsmann, gebe es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden großen Playern.

Mit dem Tolino sei zudem eine europäische Lösung für das E-Reading gefunden worden, die in sechs Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien, Italien und neuerdings auch Niederlande) präsent sei, wie Felix Wunderer unterstrich. Man sei mit weiteren Buchhandelsketten in Europa im Gespräch – mit welchen, ließ Wunderer offen.

Michael Busch, Geschäftsführer von Thalia, betonte den Vorbild-Charakter der Tolino-Allianz: Hier hätten sich deutsche Buchhändler zusammengeschlossen und zögen an einem Strang – und hätten die Chance, sich im Wettbewerb mit Amazon zu behaupten. Ziel sei es, einen Marktanteil zwischen 40 und 50 Prozent zu halten und weiter auszubauen, so Busch. "Ich rechne mit einem zweistelligen Umsatzwachstum bei E-Books", sagte er. Die Zahl der E-Book-Leser, ergänzte Nina Hugendubel, werde von sieben Millionen 2015 auf rund 9,1 Millionen im Jahr 2020 steigen.

Neue Tolino-Reader zur Frankfurter Buchmesse

Sikko Böhm, Geschäftsführer von Weltbild, kündigte zur Frankfurter Buchmesse zwei neue Lesegeräte aus der Tolino-Reihe an, wollte aber noch keine Details verraten. Klar sei aber, dass man Reader liefere, die einen noch höheren Lesekomfort als bisher bieten und bei Produkttests gute Resultate bringen würden – es sei "nochmal ein Sprung nach vorn". Zusammengebaut werden die Geräte von einem Hersteller in Taiwan, der Wunderer zufolge schon vor dem Tolino ein langjähriger Partner der Telekom gewesen ist.

Die Frage, ob E-Reader auch künftig noch eine Rolle spielen, bejahte Wunderer, allerdings würden künftig Smartphones und Tablets wichtiger werden. Dafür habe man die Tolino-App entwickelt, die das synchronisierte Lesen von E-Books auf verschiedenen Plattformen ermöglicht. Auf die Titel im virtuellen Bücherregal der Tolino-Cloud könnten die Nutzer von überallher zugreifen.

Matthias Wulff wurde gefragt, welche Rolle der Club Bertelsmann künftig im Tolino-System spiele. Ende des Jahres, so Wulff, werde das Geschäft des Club Bertelsmann eingestellt, man bleibe aber Gesellschafter des zentralen Content-Aggregators der Allianz, Tolino Media (früher Pubbles).

roe