Die Sonntagsfrage

30 Jahre Schöffling & Co. – gibt es genug Grund zum Feiern, Philipp Werner?

15. September 2024
Redaktion Börsenblatt

In Frankfurt und Berlin wird demnächst mit Buchhändler:innen, Autor:innen und mit Branchenmenschen der 30. Geburtstag des Frankfurter Verlags Schöffling & Co. gefeiert. 2021 übernahm Daniel Kampa den Verlag von Klaus Schöffling, seit 2022 agiert Schöffling im Verbund der Vertriebskooperation Liberté mit dem Kampa Verlag und anderen. Verlegerischer Geschäftsführer wurde ein Jahr später Philipp Werner. Was außer Umtrunk und Party programmatisch geplant ist und ob der Verlag zu Recht in Feierlaune ist, erklärt Werner in der Sonntagsfrage. 

Philipp Werner

Philipp Werner

Was ist zum 30. Geburtstag geplant? Wo wird gefeiert?

Wir veranstalten zwei Verlagsabende, um mit Autorinnen, Autoren und verbündeten Buchmenschen anzustoßen – zunächst bei uns in der Kaiserstraße. Gut sechs Wochen später  feiern wir bei unseren Freunden vom Kanon Verlag in Berlin. Der 30. Geburtstag ist in einem Verlagsleben kein Grund für einen staatstragenden Festakt, doch wir wollten unser Herbstprogramm nicht ohne diesen erfreulichen Rückblick verstreichen lassen.

Gibt es auch ein Jubiläumsprogramm?

Viele glauben ja, hinter dem Co. in Schöffling & Co. könnten sich nur Katzen verbergen. Deswegen musste eine Katzenanthologie ins Programm. Daneben sind vier Erfolgstitel der Verlagshistorie in neu gestalteten HC-Sonderausgaben erschienen: Valentin Sengers „Kaiserhofstraße 12“, Gabriele Tergits „Effingers“, Guntram Vespers „Frohburg“ und Juli Zehs „Adler und Engel“. Sie stehen für die auch künftig wichtigsten Säulen des Schöffling-Programms: große deutschsprachige Literatur und aufregende Debüts, Wiederentdeckungen, jüdische Stimmen und Erinnerungsliteratur. Um möglichst viele Hausautorinnen und -autoren mit einzubeziehen, erscheint diesen Monat eine Neuauflage des einstigen Verlagsalmanachs „Von Büchern und Menschen“.

30 Jahre – die längste Zeit ohne Sie. Für welche Leistungen bewundern Sie die Verlagsgründer Ida und Klaus Schöffling?

Ida Schöfflings Energie und Akribie, ihren nicht nachlassenden Enthusiasmus und ihren Humor bewundere ich jede Woche. Sie kommt mindestens einmal, oft häufiger, in den Verlag und arbeitet an den literarischen Kalendern. Die Kombination von Klaus Schöfflings verlegerischem Gespür und klarem literarischen Kompass ist und bleibt einzigartig.

Wird das Lebenswerk der Verlagsgründer auch in den nächsten 30 Jahren sichtbar bleiben?

Wenn der Buchhandel uns bei der Sichtbarkeit ein bisschen hilft, auf jeden Fall. Denn der Mittelpunkt dieses Schöffling‘schen Lebenswerkes waren immer ‚seine‘ Autorinnen und Autoren. Mit fast allen bin ich in gutem Austausch über neue Bücher oder habe sie schon fest eingeplant.

Unabhängige Verlage haben es schwer, gemeinsam geht es ein wenig leichter: Von welchen Synergien der Vertriebskooperation Liberté profitiert Schöffling am meisten?

Bei den Vertriebsroutinen – vom Vorschaudruckversand über Datenbankfragen bis zu den Vertretertagungen – sparen wir schon jetzt viel Zeit, Nerven und Geld. Manches würden wir uns allein auch nicht trauen: Zur Buchmesse öffnen wir unsere Verlagsräume in der Kaiserstraße an vier Tagen, statt wie üblich nur in Halle 3 zu sitzen. Das wird ein Event, das sich nur gemeinsam mit unseren Verbündeten in Zürich, Salzburg und Berlin stemmen lässt.

Wie hat sich Schöffling im letzten Jahr entwickelt? Stimmen die Zahlen? 

Die Absätze fast aller Kalender sind erfreulich stabil. Die literarischen Titel haben es, wie in so vielen anderen Häusern, derzeit leider noch schwerer als in vergangenen Jahren. Zuversichtlich stimmt mich momentan Lilli Polanskys Debütroman, von dem wir zum ET gut 3.000 Exemplare ausgeliefert haben und der in Presse und Social Media gut startet.

Und zum Schluss: Was wünschen Sie sich vom Buchhandel?

Für den Buchhandel wünsche ich mir, dass er ein sensationelles Herbst- und Weihnachtsgeschäft erlebt, mit dem heute niemand rechnet. Und vom Buchhandel? Dass er unsere Freude am Büchermachen spürt und auch unsere literarischen Schwergewichte für unverzichtbar hält. Denn der wichtigste Schöffling-Wahlspruch bleibt: „Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur.“

Fragen: Sabine van Endert