Hochhuth, geboren am 1. April 1931 in Eschwege, zählte zu den wichtigsten deutschen Theaterautoren der Nachkriegszeit. Der Sohn eines Schuhfabrikanten absolvierte eine Buchhändlerlehre, arbeitete danach in Buchhandlungen und Antiquariaten. Wurde dann Lektor beim Bertelsmann Lesering und Rütten & Loening. Mit dem "christlichen Trauerspiel" − so der Untertitel − "Der Stellvertreter" (1959 konzipiert) schrieb er Theatergeschichte. Darin gibt er dem Papst Pius XII. eine Mitschuld am Holocaust − durch sein Schweigen. Uraufführt wurde es erst 1963 von Erwin Piscator an der Berliner Freien Volksbühne und löste die bis dahin größte Theaterdebatte der Bundesrepublik aus ("Stellvertreter-Debatte"). Im gleichen Jahr erschien es als Buch bei Rowohlt. Das Stück wurde ein Welterfolg, wurde laut Rowohlt seither in über 25 Ländern gespielt. Inzwischen liege die deutsche Gesamtauflage des Buchs bei über eine Million Exemplaren, aktuell ist die 42. Auflage lieferbar.
Gesellschaftspolitische Themen waren laut Medien auch das Merkmal seiner weiteren Stücke wie "Soldaten, Nekrolog auf Genf" über den englischen Premier Winston Churchill, "Unbefleckte Empfängnis", dem Nachwende-Stück "Wessis in Weimar" oder "McKinsey kommt" über Massenentlassungen. Er war ein bedeutender Vertreter des dokumentarischen Theaters, bekannt für seine umfangreichen Recherchen.
Mit "Eine Liebe in Deutschland" (1978) und dem ein Jahr später folgenden Stück "Juristen" trug Hochhuth zum Sturz des baden-württembergischen Ministerpräsidenten und früheren Marinerichters Hans Filbinger (CDU) bei.
Hochhuth schuf ein umfangreiches dramatisches, essayistisches und lyrisches Werk. Ausgezeichnet wurde er etwa mit dem Kunstpreis der Stadt Basel (1976), dem Geschwister-Scholl-Preis (1980), dem Lessing-Preis der Freien Hansestadt Hamburg (1981), dem Elisabeth-Langgässer-Preis (1990) und dem Jacob-Grimm-Preis für Deutsche Sprache (2001).