Mitte März kam der großflächige Shutdown über den Einzelhandel in Deutschland – seitdem ist fast alles anders. Der Buchhandel hat die Geschäfte mit großer Kreativität hinter die Kulissen verlegt und verkauft per Mail, Telefon, Webshop und Lieferservice weiter - ein teuer erkaufter Umsatz, der die Betriebsergebnisse weiter nach unten drücken dürfte.
Aber: Der hohe Einsatz der Buchhändler*innen spiegelt sich nun in den Märzzahlen von Media Control wider, die andernfalls noch viel dramatischer ausgefallen wären. Zwar ist der Umsatz im Sortiment im Vorjahresvergleich um 30 Prozent eingebrochen, aber, so sagt Deniz Ulucan, Leiter Buchmarktforschung bei Media Control: "Durch unseren engen Austausch mit den Händlern ist zu erkennen, dass jetzt ein gewisses Minimum erreicht ist und die Buchhandlungen Wege gefunden haben, ihre Bücher an die Kunden zu bringen." Dies beweise auch das Volumen Ende März, Anfang April, das zumindest nicht weiter sinke.
Als der Shutdown verkündet wurde, hätten viele Kunden Bücher "gehamstert", analysiert Ulucan, sodass am 17. März der höchste Umsatzpeak erreicht worden sei. Schon einen Tag später gingen die Einnahmen rapide zurück. Nicht so im Nebenmarkt, der sich nach wie vor stabil zeige. Vor allem am ersten Wochenende nach den Ladenschließungen (Freitag, 20., und Samstag, 21. März) hätten die Super- und Verbrauchermärkte Umsatzspitzen beim Buchverkauf erreicht, zeigen die Grafiken, die dem Börsenblatt exklusiv vorliegen.
Im Sortimentsbuchhandel knickten Hard- und Softcover in den letzten Wochen gemessen am März 2019 um 32 Prozent ein, Taschenbücher um rund ein Viertel. Von allen Warengruppen erwischte es die Reiseführer mit minus 60 Prozent am heftigsten, geradezu wacker schlugen sich Kinder- und Jugendbücher mit minus 18 Prozent und die Belletristik mit minus 24 Prozent. Interessant ist übrigens die positive Preisentwicklung von 2,5 Prozent (Durchschnittspreis: 13,93 Euro) bei einem Absatzrückgang von 32 Prozent.
Dass der März unter dem Strich ein großes Loch ins erste Quartal reißt, liegt auf der Hand: Es endet für den Buchhandel vor Ort mit minus 10,4 Prozent. Dieser Wert setzt sich zusammen aus einem Absatzminus von 11,5 Prozent und einer Preissteigerung von 1,2 Prozent. Ein Blick auf die Warengruppen zeigt, dass Kinder- und Jugendbücher trotz allem nur 3,8 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahresquartals liegen, bei den belletristischen Titeln liegt das Minus bei 8,9 Prozent.
Starkes KinderbuchgeschäftWeil der Internethandel verständlicherweise besser lief als das stationäre Geschäft, sackte der Umsatz über alle Vertriebskanäle hinweg im März "nur" um 20,2 Prozent ab. Hard- und Softcover gaben 21,4 Prozent ihres Vorjahreswerts ab, bei Taschenbüchern waren es 14,3 Prozent. Belletristische Titel verfehlten die Messlatte um 16,1 Prozent. Geradezu für ein Paradeergebnis in der Krise sorgten auch hier die Kinder- und Jugendbücher, denen sogar ein Zuwachs von 3,4 Prozent gelang. Bekanntermaßen haben sich die Eltern mit allerlei Lesestoff eingedeckt, um den Nachwuchs zu Hause bei Laune zu halten.
Im Vergleich zum Sortimentsbuchhandel konnten alle Absatzwege zusammen aber nicht bei der Preisentwicklung mithalten: Der Preis bewegte sich mit einem Durchschnittswert von 13,72 Euro nur auf dem Niveau des Vorjahres, während die Menge um 20,3 Prozent nach unten ging.
Unter dem Strich endet das erste Quartal für alle Vertriebswege mit einer Umsatzlücke von 7,6 Prozent. Die Absatzmenge reduzierte sich um 8,2 Prozent, die Preise kletterten leicht um 0,7 Prozent nach oben. Auch hier nehmen die Kinder- und Jugendbücher beim Umsatz eine Spitzenposition ein und kamen auf ein Plus von 4,7 Prozent – das mit Abstand beste Ergebnis aller Warengruppen. In der Belletristik war ein Rückgang von 6,9 Prozent zu verzeichnen.
AusblickSo weit die Ergebnisse eines knapp halben Shutdown-Monats. Die Aprilzahlen werden auf jeden Fall eine längere Phase oder sogar den ganzen Monat mit geschlossenen Läden umfassen. Und das Osterfest, 2019 ebenfalls im April, wird für den Handel wohl nahezu komplett ausfallen. Insofern könnten die Umsätze im laufenden Monat im Vorjahresvergleich deutlicher sinken, als es im März der Fall war.
Mehr zu den Zahlen lesen Sie in der Analyse von Christina Schulte, stellvertretende Chefredakteurin des Börsenblatts.