Umfrage zur Verschiebung der Jugendbuchmesse Bologna

"Schwer zu sagen, was jetzt sinnvoll ist"

24. Februar 2020
Redaktion Börsenblatt
Hotels umbuchen und einfach alle Termine um einen Monat verschieben? Oder gleich alles absagen? Heute Morgen wurden die Jugendbuchverleger mit der Nachricht überrascht, dass ihre Messe in Bologna wegen der Corona-Ansteckungsgefahr auf Anfang Mai verlegt wird. Erste Reaktionen auf die Hiobsbotschaft. 

Bärbel Dorweiler, Thienemann-Esslinger-Verlegerin:

Die größte Frage, die für uns im Raum steht, ist: Gibt es bis Anfang Mai tatsächlich "Entwarnung", also ist die Ansteckungsgefahr bis dahin gebannt? Ich hoffe das sehr, für Italien und für ganz Europa. Es ist schwer zu sagen, was jetzt sinnvoll ist.

Im Moment schauen wir erst einmal, was wir ohne größeren finanziellen Schaden regeln können und was überhaupt möglich ist – damit wir nicht unter Umständen doppelte Kosten für eine Messe haben, die dann ganz abgesagt wird. Ob wir dasselbe Geld noch einmal ausgeben, das muss gut überlegt sein. Entschieden haben wir noch nichts.

Anne-Marie Hierholz, Assistenz Verlagsleitung Buch im Kosmos Verlag:

Wir haben diejenigen, mit denen wir einen Termin in Bologna vereinbart hatten, angefragt, ob wir sämtliche Wochentage und Uhrzeiten beibehalten wollen – nur eben um einen Monat zeitlich versetzt. Montag um 14 Uhr findet dann eben statt am 30. März am 4. Mai statt. Die bisherigen Rückmeldungen zeigen, dass das alle eine gute Idee finden.

Ulrike Metzger, Verlagsleitung Kinder- und Jugendbuch bei S. Fischer:

Wir warten nun erst einmal genauere Information der Messegesellschaft ab, wie auf deren Website angekündigt ("We will be releasing further infos in a few hours" ...). Und auf das, was wir von unseren wichtigen Lizenzpartnern, Verlagen und Agenturen, Presse etc. hören. Vermutlich wird das im Mai eine Messe "light" werden: von allem etwas weniger. Zum einen hat das mit Organisatorischem (Wer kann das einrichten? Welche wichtigen internen Fixtermine finden in dieser ersten Maiwoche statt? Wer wird von den wichtigen Lizenzpartnern da sein? Wer von der Presse? etc.) zu tun, zum anderen natürlich mit Kosten. Und beides zusammengenommen mit dem Kosten-Nutzenverhältnis. 

Anuschka Albertz, Verlegerin Ravensburger Buchverlag:

Ohne im Detail schon zu wissen, was das heißt, wird das Jahr von uns allen Flexibilität fordern.

Saskia Heintz, Verlagsleiterin Hanser Kinder- und Jugendbuch:

Wir planen schon eifrig um. Ganz ohne ist das nicht. Gerade für die internationalen Verlage ergeben sich aber viel größere Implikationen, etwa durch langfristig gebuchte Flüge. Für uns ist die Verschiebung der Anreise kein Problem, wir fahren mit dem Firmenwagen. Mit dem Umbuchen des Hotels hingegen steht und fällt fast alles, denn Alternativen sind rar. Aber unser Hotel konnte schon umgebucht werden. Es scheint eine ansonsten Messe-freie Woche zu sein. Falls also die internationalen Verlage weiterhin anreisen können, sollte die Verschiebung grundsätzlich machbar sein.

Außerdem haben wir bei Hanser einen festen "Nach-Bologna-Terminplan" mit Programmverabschiedungen, Coverbriefing-Sitzungen, Konferenzen etc. der mit allen Abteilungen im Haus bereits ein Jahr im Voraus abgestimmt wird. Das alles neu zu planen, ist aufwändig und schwierig, denn Hanser hat nicht nur einen Kinderbuch-Verlag. Aber mit etwas Wohlwollen kriegen wir das schon hin. Spontan plane ich, die Programmvorstellung F2021 jetzt im Bologna-Zeitraum zu mache - sie war ursprünglich einen Monat später geplant.

Renate Reichstein, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen avj:

Das ist seit 57 Jahren das erste Mal, dass die Internationale Jugendbuchmesse so kurzfristig verschoben wird. Entscheidend ist zunächst, wie flexibel die Hotels sind, ob sie Anfang Mai die erforderlichen Kapazitäten haben. Die Stände sind ja alle schon bezahlt, Verträge mit Dienstleistern abgeschlossen, da muss man schauen, ob zum Beispiel die Messebauer entstehende Kosten stornieren können und im Mai Zeit haben oder schon andere Aufträge. Dann muss geprüft werden, ob die Mitarbeiter in ihren vollen Terminkalendern etwas schieben können, andere haben vielleicht schon Urlaub gebucht.

Beunruhigend ist, dass niemand wissen kann, wie sich das Corona-Virus weiterverbreitet – die Situation kann sich von einem auf den anderen Tag verändern. Auch die London Bookfair, die von 10. bis 12. März stattfindet, weist sicherheitshalber schon darauf hin, dass sie die Lage bezüglich des Corona-Virus sorgfältig und regelmäßig überwacht und "die Gesundheit und die Sicherheit der Aussteller, Messebesucher und Mitarbeiter oberste Priorität hat" (https://www.londonbookfair.co.uk/Help/coronavirus-update/).

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Katja Meinecke-Meurer, Tessloff-Verlagsleiterin:

Ich bin sehr dankbar, dass BolognaFiera jetzt so schnell und klar reagiert hat. Denn wir Verlage sind ja derzeit quasi im "Absprung" auf die Messe und in der Tat haben wir bereits heute morgen – bevor die Meldung aus Bologna kam – mit den Kollegen überlegt, wie wir mit der Situation umgehen wollen und müssen. Natürlich bedeutet das jetzt: Umplanen und umorganisieren, aber das sind wir gewohnt und ich bin sicher, dass mit vereinten Kräften aller Beteiligten die organisatorischen Fragestellungen gut gelöst werden können. Dann improvisiert man halt mal, das kann ja sogar ganz inspirierend sein. Wichtig ist sicherlich im ersten Schritt, dass sich das Virus nicht unnötig schnell weiter verbreiten kann und wir niemanden – weder uns noch andere – in Gefahr bringen. Wir wünschen BolognaFiera jetzt zunächst einmal und vorrangig, dass dort keine Kollegen erkranken und dass sich die Situation entspannt!

Ob wir dann im Mai fahren werden oder nicht, können wir heute nicht entscheiden. Das werden wir sicherlich erst im Verlauf der nächsten Wochen beurteilen können. Grundsätzlich möchten wir gern fahren, aber wir haben auch eine Verantwortung für Mitarbeiter, Kollegen und alle Menschen, die uns auf dem Weg von und nach Bologna begegnen. Vielleicht wird es dann eine "einfachere" oder "kleinere Variante", das ist ja auch alles möglich. Warum nicht! Verabschiedet haben wir uns jedenfalls zum heutigen Tag noch nicht vom Besuch der Messe.