Literaturpreis der Stadt Fulda 2020

Nadine Schneider und Olivia Wenzel gewinnen

30. Januar 2020
Redaktion Börsenblatt
Der Literaturpreis der Stadt Fulda 2020 für das beste deutschsprachige Debüt geht an zwei Autorinnen: Nadine Schneider und Olivia Wenzel. Das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro wird aufgeteilt.

Olivia Wenzel wird für ihren Erstlingsroman "1000 Serpentinen Angst" (S. Fischer) und Nadine Schneider für ihr Romandebüt "Drei Kilometer" (Jung u. Jung). Eine fünfköpfige Jury hatte der Medieninformation zufolge aus den aktuellen literarischen Erstlingswerken in den Bereichen Lyrik und Prosa das beste deutschsprachige Debüt ausgewählt und dabei die Titel beider Autorinnen als gleichermaßen preiswürdig empfunden.

In der Jurybegründung heißt es: "Mit dem Literaturpreis Fulda werden 2020 Nadine Schneider und Olivia Wenzel ausgezeichnet. Die Jury hat sich in diesem Jahr bewusst entscheiden, zwei konträre Erzählweisen auszuzeichnen. Beide Debüts verbindet die gesellschaftliche Relevanz ihrer Thematik, für die sie jeweils einen eigenen formalästhetischen Ansatz wählen." Der Roman "Drei Kilometer" erzählt von der Zeit in einem rumänischen Dorf vor dem Sturz der Diktatur. Besonders bemerkenswert sei "die ruhige poetische Sprache, in der Nadine Schneider von Beziehungen erzählt und durch Auslassungen große Imaginationsräume schafft". Olivia Wenzels "1000 Serpentinen Angst" handele von den Konsequenzen anhaltender Diskriminierung in einer Weise, die es in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur so noch nicht gegeben habe, urteilt die Jury und betont: "Olivia Wenzel arbeitet mit dialogischen Formen, Kommunikations- und Diskursfragmenten und stellt historische und persönliche Erfahrungen neu zur Diskussion."

Zu den Autorinnen

Nadine Schneider, geboren 1990 in Nürnberg, studierte Musikwissenschaft und Germanistik in Regensburg, Cremona und Berlin. Sie hat bereits Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht, war mehrfach Stipendiatin der Bayerischen Akademie des Schreibens und erhielt für "Drei Kilometer" den Bloggerpreis für Literatur "Das Debüt 2019". Sie lebt in Berlin und arbeitet dort am Theater.

Olivia Wenzel, geboren 1985 in Weimar, studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität in Hildesheim. Sie schreibt Theatertexte, Prosa und macht Musik als Otis Foulie. Wenzels Stücke wurden unter anderem an den Münchner Kammerspielen, am Hamburger Thalia Theater, am Deutschen Theater Berlin und am Ballhaus Naunynstraße aufgeführt. Neben dem Schreiben leitet sie Textwerkstätten mit Kindern und Jugendlichen an. Wenzel lebt und arbeitet in Berlin.

Die Jury

Zur Jury in diesem Jahr zählten die Autoren Jan Brandt und Frank Witzel, Literaturkritikerin Insa Wilke und Literaturkritiker Christoph Schröder sowie Autorin Johanna Maxl, die im vergangenen Jahr für ihren Debütroman "Unser großes Album elektrischer Tage" (Matthes & Seitz) mit dem erstmals vergebenen Literaturpreis der Stadt Fulda ausgezeichnet worden war.

Die Jury hatte in den Textgattungen Lyrik und Prosa aus den Erstlingswerken der Büchersaison zunächst eine Vorauswahl getroffen und zu einer Longlist mit 25 Titeln zusammengestellt. Diese verdichtete sich später zu einer Shortlist der sieben favorisierten Titel. 

Preisverleihung

Die Verleihung des Literaturpreises der Stadt Fulda 2020 erfolgt zum Abschluss der renommierten Lesereihe "Literatur im Stadtschloss" am Dienstag, 26. Mai 2020, um 20 Uhr im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses. Die Laudatio auf die Preisträgerinnen hält Jury-Mitglied Jan Brandt. Nadine Schneider und Olivia Wenzel werden auch Passagen aus ihren Romanen präsentieren.