Die wertvollsten Bestände des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek waren in den ersten Nachkriegsmonaten durch sowjetische Truppen nach Moskau verbracht worden. Fast 75 Jahre später haben jetzt die Deutsche Nationalbibliothek und die Russische Staatsbibliothek einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, der auf die Digitalisierung und Erschließung der in Leipzig und Moskau bewahrten Bestände zielt.
Für Stephanie Jacobs, Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek, bedeutet das „einen Quantensprung für das komplexe Thema des verlagerten Kulturguts: Nicht nur überbrückt die digitale Bereitstellung räumliche Distanzen, auch bedeutet sie einen Quantensprung für die Geschichte des Wissens“.
Historische Bestände
Bei den Beständen handelt sich einerseits um den als Klemm-Sammlung in die Forschung eingegangenen Bestand von mittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln. Der Bestand hat seinen Ursprung in der privaten Sammlung des Schneidermeisters Heinrich Klemm (1819 – 1886), der - aus ärmsten Verhältnissen kommend – als bedeutender Unternehmer und Verleger mit Damenschnittmustern zu Geld kam. Seinen Reichtum investierte Klemm in die Sammlung von Frühdrucken aus allen europäischen Druckorten.
Die zweite Sammlung, auf den sich der Kooperationsvertrag laut DNB bezieht, ist ein Bestand von historischen Bucheinbänden vor allem des 17. und 18. Jahrhunderts aus Europa, der aber auch Beispiele aus Persien und Mauretanien enthält.
Insgesamt hat der zu digitalisierende Bestand einen Umfang von ca. 33.700 Titeln, deren überwiegender Teil in Leipzig bewahrt wird. Die wertvollsten Bände aber, die während des Krieges auf Schloss Rauenstein im Erzgebirge ausgelagert waren – darunter ein Pergamentexemplar der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel – liegen in Moskau.