Das hat es beim Jahresbetriebsvergleich lange nicht mehr gegeben: positive Ergebnisse, wohin man auch schaut. Das Betriebsergebnis bewegte sich 2018 im Schnitt bei einem Prozent und erreichte damit einen merklich besseren Wert als im Jahr zuvor, als es ein Nullsummenspiel gab. Das zeigt der Betriebsvergleich des Instituts für Handelsforschung, an dem sich dieses Mal 153 Unternehmen beteiligt haben – sechs mehr als im Vorjahr.
Allerdings sind, je nach Vergleichsbasis, erhebliche Schwankungen bei den einzelnen Kennzahlen zu verzeichnen, die hier zunächst nach Umsatzgrößenklassen ausgewertet werden. Zwei Bemerkungen vorweg:
- In der obersten Umsatzklasse mit Einnahmen von mehr als fünf Millionen Euro sind nur drei Teilnehmer vertreten. Um Rückschlüsse auf die konkrete Zahlenstruktur dieser Unternehmen zu verhindern, wurden ihre Kennzahlen in der nebenstehenden Tabelle anonymisiert. Die Analyse betrachtet also nur die ersten fünf Größenklassen im Detail. In der Gesamtauswertung sind die Zahlen der drei großen Buchhandlungen jedoch enthalten.
- In der kleinsten Größenklasse war aufgrund fehlender Angaben der Buchhändler eine Berechnung der Betriebshandelsspanne und des Betriebsergebnisses nicht möglich.
Aber zunächst zu den Erlösen: Die Sortimenter konnten ihre Einnahmen 2018 im Schnitt um 1,6 Prozent steigern (die Tabelle finden Sie unten zum Download). Die Nase vorn hatten hier die Vertreter der kleinsten Größenklasse mit bis 250.000 Euro, die 6,2 Prozent hinzugewonnen haben, gefolgt von den Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 250.001 Euro bis 500.000 Euro – sie haben einen Sprung von 3,8 Prozent gemacht.
Beim Pro-Kopf-Umsatz ergatterten die Mitarbeiter in den Buchhandlungen mit Einnahmen zwischen einer und zwei Millionen Euro Umsatz den Spitzenplatz. 173.810 Euro konnte jeder Buchhändler dort auf seinem Konto verbuchen. Bei der kleinsten Größenklasse erwirtschaftete ein Mitarbeiter hingegen nur 128 288 Euro. Der Durchschnittswert über alle Buchhandlungen hinweg beträgt 163.356 Euro.
Auch bei der Flächenproduktivität (Barumsatz je Quadratmeter Verkaufsraum) schneiden die Buchhandlungen mit Einnahmen von einer bis zwei Millionen Euro am besten ab. Pro Quadratmeter nehmen sie 3.655 Euro ein. Am niedrigsten fällt diese Kennzahl in der untersten Größenklasse aus, mit 2.059 Euro pro Quadratmeter.
Dafür sind in den Buchhandlungen mit Erlösen von bis zu 250.000 Euro die mit Abstand kauffreudigsten Kunden anzutreffen. Auf 23,54 Euro beläuft sich bei ihnen der Barumsatz je Barverkauf. Das Schlusslicht bilden die größeren Läden mit einem Umsatz von ein bis zwei Millionen Euro: Ihre Kunden zeigen sich mit 15,96 Euro am wenigsten spendabel. Durchschnittlich lassen die Buchkäufer 17,43 Euro pro Barverkauf in der Buchhandlung.
Selbst wenn fast alle Buchhandlungen Onlineshops haben – riesige Umsätze fahren zumindest die Teilnehmer des Betriebsvergleichs damit nicht ein. Der Anteil des Internetumsatzes wird im Schnitt mit 3,3 Prozent beziffert – das ist nur ein kleiner Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr (drei Prozent). Doch es gibt Ausnahmen: Mit 5,6 Prozent weicht der Wert der kleinsten Größenklasse deutlich nach oben ab. Unterdurchschnittliche Online-Erlöse erzielen die Läden mit zwei bis fünf Millionen Euro Jahresumsatz: Nur 2,3 Prozent ihrer Einnahmen erzielen sie im Internet.
Welche Warengruppen verkaufen sich im Sortiment am besten? Es ist natürlich die Belletristik, die ihre Position als Nummer 1 sogar um einen Prozentpunkt auf 23 Prozent ausgebaut hat. Am besten laufen belletristische Titel in den kleinsten Buchhandlungen, wo sie für 27 Prozent des Umsatzes sorgen. In den Läden mit zwei bis fünf Millionen Euro Umsatz tragen sie ebenfalls überdurchschnittlich zu den Einnahmen bei (Anteil: 24 Prozent).
Zweitwichtigste Warengruppe ist das Segment Schule und Lernen mit einem Umsatzanteil von 15 Prozent. Die größte Rolle spielen diese Bücher in den Unternehmen mit Einnahmen von ein bis zwei Millionen Euro, wo sie für 18 Prozent der Erlöse sorgen.
Der dritte Platz geht an die Kinder- und Jugendbücher, die unverändert zwölf Prozent des Umsatzes einspielen. Hier aber gibt es gravierende Unterschiede zwischen den Größenklassen. Das Engagement der kleinen Buchhändler in der Leseförderung lässt sich an dieser Kennzahl hervorragend ablesen: In der untersten Größenklasse stammen 17 Prozent der Einnahmen aus dem Verkauf der Titel für den Lesenachwuchs, während es in den Buchhandlungen mit zwei bis fünf Millionen Euro Umsatz nur elf Prozent sind.
Immerhin elf Prozent der Einnahmen im Buchhandel stammen aus dem Geschäft mit Non-Books. Der höchste Umsatzanteil mit nicht-buchhändlerischen Produkten wird in der Größenklasse zwischen 250.001 und 500.000 Euro erreicht: 14 Prozent. Jeweils zehn Prozent sind es in den beiden Klassen darüber. Kaum ins Gewicht fallen digitale Produkte, deren Anteil mit einem Prozent auf der Stelle tritt. Das gilt allerdings nicht für die Buchhandlungen mit Einnahmen zwischen zwei und fünf Millionen Euro – sie erlösen digital drei Prozent ihres Gesamtumsatzes.
In puncto Beschaffung haben sich die Barsortimente um einen weiteren Prozentpunkt auf 35 Prozent hochgearbeitet. Besonders für die kleineren Buchhandlungen sind sie wichtige Partner – 38 Prozent des Einkaufs laufen beispielsweise bei den Sortimenten mit Erlösen zwischen 500.001 und einer Million Euro über diese Lieferanten. Buchhandlungen, die zwei bis fünf Millionen Euro umsetzen, kommen hingegen nur auf einen Barsortimentsanteil von 30 Prozent.
Der Direktbezug bei den Verlagen erreicht eine Höhe von 61 Prozent, wobei natürlich vor allem die größeren Buchhandlungen ihre Möglichkeiten im Konditionenpoker ausreizen können. 70 Prozent des Einkaufs bei Buchhandlungen mit zwei bis fünf Millionen Euro Umsatz stammen aus dem Direktbezug. Am anderen Ende dieser Skala stehen wie immer die kleinsten Läden, die nur 46 Prozent ihrer Waren direkt bei den Verlagen ordern.
Über Einkaufsgenossenschaften werden vier Prozent des Volumens abgewickelt. Es sind vor allem die beiden untersten Größenklassen, die mit 17 und zehn Prozent auf die Unterstützung der Genossen bauen. Buchhandlungen mit Einnahmen zwischen zwei und fünf Millionen Euro machen von der Möglichkeit eines gemeinsamen Einkaufs gar keinen Gebrauch.
Viel Spielraum zur Kostensenkung gab es im vergangenen Jahr offenbar nicht. Aber immerhin reduzierte sich die Kostenquote zumindest ein wenig – von 32,7 Prozent auf 32,3 Prozent des Umsatzes. Die höchsten Kosten laufen bei den Buchhandlungen mit zwei bis fünf Millionen Euro Umsatz auf (33,2 Prozent), aber auch die kleinste Größenklasse muss mit 33,1 Prozent eine der höchsten Kostenquoten schultern.
Am meisten Geld wird für die Personalkosten inklusive Inhaber fällig, die 20,4 Prozent des Umsatzes fressen. Die Mitarbeiter der kleinsten Buchhandlungen werden in summa mit 21,3 Prozent des Umsatzes vergütet. Am wenigsten ins Team investieren die Sortimente, die zwischen 250.001 und 500.000 Euro einnehmen (19,7 Prozent).
Die Personalkosten ohne Unternehmerlohn werden mit 16,1 Prozent des Umsatzes beziffert, wobei die Unterschiede in diesem Punkt sehr ausgeprägt sind. In der kleinsten Größenklasse beträgt diese Kennzahl nur 10,2 Prozent, in den Buchhandlungen mit Einnahmen zwischen zwei und fünf Millionen Euro erreicht sie 19,5 Prozent – eine Differenz von mehr als neun Prozentpunkten. Im vergangenen Jahr hat sich also wieder nichts daran geändert, dass sich die Inhaber kleinerer Buchhandlungen ein wesentlich schmaleres Gehalt gönnen (wollen oder können) als die Eigentümer größerer Geschäfte.
Nach wie vor ins Kontor schlagen die Mieten, wenngleich sie sich ein wenig unter dem Niveau des Vorjahres eingependelt haben. Für die Bereitstellung der Läden sind durchschnittlich 4,1 Prozent des Umsatzes aufzuwenden. Die größeren Buchhandlungen in Toplagen müssen für ihre häufig exponierten Standorte entsprechend tiefer in die Tasche greifen: 4,6 Prozent fallen bei Sortimenten an, die zwischen zwei und fünf Millionen Euro umsetzen, gefolgt von der zweitniedrigsten Größenklasse, die den Immobilieneignern immerhin 4,2 Prozent ihres Umsatzes überweisen muss. Günstiger sind die Standorte der untersten Umsatzklasse, deren Mieten nur 3,7 Prozent der Einnahmen aufzehren.
In Werbe- und Reisekosten werden 1,1 Prozent des Umsatzes investiert. Diese Kennzahl ist bei allen Größenklassen gleich, lediglich die Läden mit einem Erlös zwischen zwei und fünf Millionen Euro gönnen sich für diesen Posten einen Zehntelprozentpunkt mehr.
Eine erfreuliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr gibt es bei der Betriebshandelsspanne, die von 32,8 Prozent des Umsatzes auf 33,3 Prozent geklettert ist. Zugleich lässt sich eine interessante Beobachtung machen: Die großen Buchhandlungen verfügen dank ihrer Marktmacht zwar immer noch über die höchste Handelsspanne von 34,9 Prozent, doch die Größenklasse 250.001 Euro bis 500.000 Euro folgt ihr mit 34,7 Prozent direkt auf dem Fuße. Die schlechteste Betriebshandelsspanne ist bei den Sortimenten mit Einnahmen zwischen einer und zwei Millionen Euro zu konstatieren: Sie liegt dort lediglich bei 32 Prozent.
Nun wird es Zeit für die Abrechnung: Die Kosten sind leicht gesunken, die Umsätze gestiegen – damit erklärt sich das eingangs erwähnte positive Betriebsergebnis von einem Prozent des Umsatzes. Das herausragendste Ergebnis präsentiert die Größenklasse zwischen 250.001 und 500.000 Euro, die mit 2,4 Prozent den Durchschnitt weit übertroffen hat. Das zweitbeste Ergebnis liefern die großen Buchhandlungen mit zwei bis fünf Millionen Euro Umsatz ab: 1,2 Prozent gaben sie zu Protokoll. Die schlechteste Performance legten die Betriebe mit 500.001 bis eine Million Euro Einnahmen hin, deren Ergebnis nur 0,5 Prozent des Umsatzes betrug.
Bei dieser Auswertung können die Zahlen aller Größenklassen offengelegt werden (siehe Tabelle zum Download). Das größte Plus bei den Einnahmen erzielten die Buchhandlungen mit bis zu drei Mitarbeitern. Sie toppten ihre Umsätzes des Vorjahres um satte 3,4 Prozent, gefolgt von den Läden mit vier bis fünf Mitarbeitern, die 2,9 Prozent mehr als 2017 in der Kasse hatten. Ihre Messlatte verfehlt haben die Buchhandlungen mit 21 und mehr Mitarbeitern. Sie mussten auf 1,6 Prozent ihres Umsatzes verzichten.
Und noch einmal ein toller erster Platz für die kleinsten Buchhandlungen mit bis zu drei Mitarbeitern: Gegen einen Pro-Kopf-Umsatz von 176.706 Euro kommen die anderen Sortimente in keiner Weise an. Entsprechend groß ist der Abstand zum Zweitplatzierten, den Läden mit elf bis 20 Mitarbeitern, die pro Kopf 162.794 Euro erreichen. Am geringsten fällt die Kennzahl in den größten Buchhandlungen mit 21 und mehr Beschäftigten aus. Hier bringt es jeder Mitarbeiter auf nur 150.599 Euro.
Auch beim Barumsatz je Barverkauf bleiben die kleinsten Buchhandlungen mit 19,20 Euro Klassenprimus. Die rote Laterne tragen hier die Buchhandlungen, bei denen elf bis 20 Mitarbeiter tätig sind: 15,80 Euro lautet ihr Resultat. Das sind 2,37 Euro weniger als der Durchschnittswert von 17,43 Euro.
Offenbar haben die kleinen Buchhandlungen 2018 nicht nur einen Lauf beim Umsatz gehabt, sondern auch ein tolles Kostenmanagement betrieben, denn auch an dieser Stelle nehmen sie die Spitzenposition ein. Mit 30,8 Prozent des Umsatzes liegt ihre Kostenquote erheblich unter dem Schnitt von 32,3 Prozent – und satte 3,3 Prozentpunkte entfernt von der Kostenquote der Großbuchhandlungen.
Bei der Handelsspanne können die kleinen Buchhandlungen naturgemäß nicht besonders glänzen, haben hier doch die Größten mit 35,5 Prozent die besten Karten – und die Kleinsten mit 31,7 Prozent die schlechtesten.
Wie steht es jetzt um das Betriebsergebnis? Die Buchhandlungen mit elf bis 20 Mitarbeitern erreichen mit 1,7 Prozent den besten Wert, gefolgt von den größten Läden, deren Ergebnis bei 1,3 Prozent liegt. Unter dem Durchschnitt von einem Prozent bleiben die Buchhandlungen mit vier bis fünf und sechs bis zehn Mitarbeitern – sie konnten das Jahr 2018 lediglich mit einem Ergebnis von 0,8 Prozent abschließen.