Preisträgerin 1: Daniela Danz
Daniela Danz wird für ihren dreiteiligen, streng gebauten Zyklus "wildernis" ausgezeichnet. "wildernis" – das war die raue Gegend, Synonym der Einsamkeit, das bedeutet im Niederländischen jemanden seinem Schicksal zu überlassen und im Englischen bezeichnet es Wildheit, Wildnis, Zügellosigkeit und Leidenschaftlichkeit. Der Name sei für Danz Programm: "Ihre Beschreibungen von den verlassenen Rändern der Welt mitten in Europa fragen in Bildern aus dem Tier-, Pflanzen- und Mineralienreich wie es weitergeht, wenn die Menschen an ihren Fortschritten zugrunde gehen. Es ist ein zorniger Text mit einem melancholischen Unterton, der das lineare Erzählen verlässt und in mehreren Schichten – Zeitebenen, Perspektiven und Sprecherfiguren – gegen die Mutlosigkeit anschreibt, es sich nicht in den Erinnerungen an vergangene Zeiten gemütlich einzurichten", heißt es in der Begründung der Jury.
Daniela Danz wurde 1976 in Eisenach und lebt in Kranichfeld. Sie studierte Kunstgeschichte und Germanistik, promovierte über den Krankenhauskirchenbau der Weimarer Republik. Seit 2002 ist sie freiberufliche Autorin und Kunsthistorikerin. 2010 gründete sie die internationale Schülertextwerkstatt "svolvi" und bekleidet seit dieser Zeit einen Lehrauftrag an der Universität Hildesheim. Danz ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz und leitet seit 2013 das Schillerhaus in Rudolstadt. 2018 erhielt sie den Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste und ein Grenzgänger-Recherchestipendium der Robert-Bosch-Stiftung
Preisträgerin 2: Martina Maria Kieninger
Martina Maria Kieninger nähere sich in ihrem Text "Ofnvogl/Goschnhobl" dem Nature Writing als (Doppelwesen aus) Naturwissenschaftlerin und Autorin: "In einem gekonnten Setting aus schwarzem Humor und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stellt sie die Frage nach der Natur des Menschen und seinem bestialischen Anteil an der jüngeren, nationalsozialistischen Vergangenheit. Damit geht sie einem Erkenntnisfeld der Naturdichtung – die Frage nach der menschlichen Natur – nach, das zuletzt in den haarsträubenden Narrationen Identitäre Bewegungen auf eine landschaftlich geprägte Heimatverbundenheit reduziert wird." Mit Suspense und Witz entwerfe Kieninger einen rasanten Roman, in dem geklonte Nazis von Leihmutterhunden ausgetragen werden und ein Institut für postdarwinistische Literaturkritik die genetischen Grundlagen des Horst-Wessel-Liedes erforschen, so die Jury.
Kieninger wurde 1966 geboren. Sie studierte Chemie in ihrer Heimatstadt Stuttgart und promovierte in Heidelberg. Seit 1996 lebt sie in Uruguay, und arbeitet an der Universität von Montevideo als Dozentin für Chemoinformatik. Mit ihren literarischen Arbeiten wurde sie zu verschiedenen Residenzen eingeladen, unter anderem in die Villa Aurora. Das Verhältnis von Natur zu Naturwissenschaften ist auch das Thema ihres Schreibens, beispielsweise in "aldehyd alkahest" oder im "Elternverwirrbuch". Auszüge aus beiden Projekten finden sich in Literaturzeitschriften und Anthologien.
Der Jury gehörten an: Die Autorin Sabine Scho, die Autorin und Herausgeberin der Reihe "Naturkunden" Judith Schalansky, die Literaturvermittlerin Brigitte Labs-Ehlert, der Autor Christian Lehnert, der Literaturwissenschaftler und Autor Ludwig Fischer sowie der Literatur- und Kulturwissenschaftler Steffen Richter.
Zur Auszeichnung
Vergeben wird der Deutsche Preis für Nature Writing vom Verlag Matthes & Seitz Berlin und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN). Bestandteil des Preises ist neben dem Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro ein vom BfN vergebenes Aufenthaltsstipendium auf der Insel Vilm, auf der die Internationale Naturschutzakademie des BfN ihren Sitz hat.
Erstmals drei Stipendien vergeben
In Kooperation mit der Bayerischen Akademie des Schreibens sowie der Stiftung Nantesbuch wurden in diesem Jahr außerdem an drei Autorinnen Stipendien für Seminare und Schreibwerkstätten zum Thema Nature Writing vergeben:
- Linn Penelope Micklitz erhält ein Stipendium zur Teilnahme am Nature Writing-Seminar der Bayerischen Akademie des Schreibens im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg.
- Anna Ospelt und Sophia Klink erhalten jeweils ein Stipendium zur Teilnahme an der Schreibwerkstatt "Nature Writing – Von der Natur schreiben" der Stiftung Nantesbuch.