"Lesen. Denken. Reden" – unter diesem Motto zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins ab 2020 das Sachbuch des Jahres mit dem Deutschen Sachbuchpreis aus. Die mit insgesamt 42.500 Euro dotierte Auszeichnung wird erstmals am 16. Juni 2020 im Humboldt Forum in Berlin verliehen.
Der neue Preis prämiert herausragende, in deutscher Sprache verfasste, nicht-fiktionale Bücher mit Bezug zum Zeitgeschehen - und ist als Pendant zum Deutschen Buchpreis konzipiert, der den Roman des Jahres kürt.
Der Börsenverein möchte mit dem Deutschen Sachbuchpreis die Aufmerksamkeit für Sachbücher als Grundlage von Wissensvermittlung, fundierter Meinungsbildung sowie als Impulsgeber für den öffentlichen Diskurs fördern. Der Preis verfolgt damit das Ziel des Börsenvereins, sich für die Meinungsfreiheit weltweit einzusetzen.
In Abgrenzung zu anderen Sachbuchpreisen, etwa dem der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (WBG), stehe die "politische Relevanz des Preises" im Vordergrund, so Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins. Das schließe nicht philosophische oder naturwissenschaftliche Titel aus, die durchaus einen Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen haben können. Mehr dazu im Interview mit Heinrich Riethmüller (hier).
Den vergleichsweise langen Zeitraum zwischen der Bekanntgabe der acht Nominierten (siehe unten) wolle man nutzen, um dem Preis eine Bühne im deutschsprachigen Buchhandel zu geben. Autoren und Verlage könnten mit den nominierten Titeln Tourneen machen und Diskussionspodien bespielen, so Riethmüller.
Hauptförderer des Preises ist die Deutsche Bank Stiftung, die auch den Deutschen Buchpreis unterstützt. Jürgen Fitschen, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, lobte im Haus des Buches die "gute Erfahrung mit dem Deutschen Buchpreis", sieht aber für den Sachbuchpreis einen wichtigen inhaltlichen Grund: "Es geht um die Teilnahme aller Gruppen am gesellschaftlichen Diskurs. Sachthemen sind im Zuge der Globalisierung nicht mehr so leicht zu erkennen und zu vermitteln." Man müsse dazu beitragen, die Komplexität der wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge sichtbar zu machen.
Weitere Unterstützer sind MVB und die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss. Lavinia Frey, Geschäftsführerin Programm und Projekte der Stiftung Humboldt Forum, nannte in Frankfurt drei Gründe, die die Stiftung zum Mitmachen bewogen habe: Man biete selbst ein Forum für die Austragung von Kontroversen; man nehme Bezug auf das aktuelle Geschehen – und sei zugleich eine internationale Dialogplattform.
Regula Venske, Präsidentin des PEN-Zentrums Deutschland und Mitglied der Akademie Deutscher Sachbuchpreis, sieht ihr Engagement für den Preis als Fortsetzung der "bewährten Zusammenarbeit mit dem Börsenverein". Zum Recht auf Meinungsfreiheit gehöre auch das Recht auf Information, so Venske. "Es macht Spaß zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält."