Die Preissteigerungen von bis zu 60 Prozent belasteten die Buchbranche erheblich, betont Skipis heute in einer Stellungnahme – und rechnet vor: "Innerhalb von einem Jahr haben sich die Kosten für den Versand von Büchern in der kleinen Variante nahezu verdoppelt" (die letzte Preisanpassung erfolgte zum 1. Juli 2018).
Das mache es für Buchhandlungen und Verlage auch schwerer, ihrem kulturellen und gesellschaftlichen Auftrag nachzukommen. Skipis: "Gerade für kleine Verlage ist der Postweg elementar, um Bücher, die im Buchhandel in der Breite nicht vorkommen, zu versenden. Der Sortimentsbuchhandel, der seinen Kunden auch weiterhin den Service der Nach-Hause-Lieferung bieten will, wird immer mehr geschröpft."
Dem Börsenverein zufolge müssen Buchhandlungen und Verlage vor jedem Buchversand künftig genau prüfen, welche Versandart sie wählen. Alternativen, die dieselben Vorteile bieten wie die bisherige Büchersendung, gebe es von der Post nicht.
Die neuen Regeln im Überblick (Archiv): Die Post macht die Büchersendung teurer
Die Entwicklungen bei der Post, das Ringen um mehr Tempo bei der Büchersendung und um moderate Preise: Kyra Dreher, Geschäftsführerin der Fachausschüsse im Börsenvereins, hat die Entwicklung über Jahre begleitet und immer wieder auch mit der Post Kontakt habe, um die Manager in der Bonner Zentrale über die Lage der Buchbranche zu informieren. "Rückblickend auf die sieben Jahre, in denen ich mit der Deutschen Post im Austausch über die Erhaltung und Qualität der Büchersendung stehe, bildet die jüngste Entscheidung des Unternehmens ganz sicherlich einen Tief- und Wendepunkt gleichermaßen", so Dreher im Gespräch mit Börsenblatt Online.
Auf die erste schmerzhafte Preiserhöhung 2018 folge nun die zweite – innerhalb von gerade einmal zwölf Monaten. Die neuen Preise ab Juli könnten Dreher zufolge für ein "E + 4“-Produkt (Versandgeschwindigkeit: Einlieferung plus vier Tage) als prohibitiv bezeichnet werden. "Es drängt sich der Eindruck auf, dass das Produkt konsequent aus dem Produktportfolio der Post `ausgeschlichen` werden soll: es wird infolge der reduzierten Höhenmaße und Preise immer weniger zum Einsatz kommen, in Konsequenz dessen immer weiter verteuert werden, bis es preislich so an die anderen Versandprodukte der Post angeglichen ist, dass seine Einstellung der logische nächste Schritt ist, bei dessen Begründung sich gelassen auf die geringe Nutzung von Seiten der Bücherversender wird verweisen lassen."
Gegen die von der Post vorgebrachten Argumente mit Verweis auf die gestiegenen Lohn- und Logistikkosten, lasse sich nicht angehen. Sie seien Fakt. Womit sich hingegen sehr wohl argumentieren lasse, sind laut Dreher die Daseinsvorsorge der Post hinsichtlich der Verbreitung des Buches als Kulturgut. "So anachronistisch dies dem derzeitigen Management der Post erscheinen mag, so sehr ist es die politische Ebene, die darüber zu befinden hat, ob Bücher und ihre qualitative und preisadäquate Verbreitung in genanntem Sinne als unverändert existentiell für die Bevölkerung anzusehen sind." Dreher betrachtet es als Aufgabe des Börsenvereins, hierzu in Dialog mit der Politik zu treten und verspricht: "Wir werden dieser Aufgabe nachkommen."
Dass die Deutsche Post die Preise für Bücher-Sendungen wieder einmal erhöht – das ist bedauerlich, aber Glück im Unglück.
Vielleicht nimmt sich das Börsenblatt bei Gelegenheit auch der Situation in der Schweiz und in Österreich an. In jenem Land, wo jeder gerne von KULTUR spricht, gibt's nämlich überhaupt keine Ermäßigungen oder spezielle Tarife für den Versand von Büchern. Da ist leider offensichtlich die Lobby für das Buch gegenüber dem Verhalten von Politikern und Post-Managern zu schwach und das allgemeine Verständnis der österreichischen Bevölkerung zu gering, um hier eine Änderung herbeizuführen.
Aber vielleicht gibt es ja auch neue Chancen. Als die Post vor langen Jahren das Höchstgewicht der Büchersendungen von 2000 auf 1000 g reduzierte, war das eine gewaltige Motivation, private Anbieter zu nutzen. Da sollte der Börsenverein in neue Diskussionen mit z,B. DPD einsteigen. Bei dem enormen Sendungsvolumen müßten neue Angebote möglich sein. Das bisherige Abkommen ist für den Buchhandel ja auch sehr vorteilhaft.
Wären lediglich die Sendungspreise erhöht worden, so hätte man zumindest weiterhin vernünftig den Buchversand mit einer Versandkosten-Gewichtsstaffel händeln können.
Vielleicht möchte ja jemand die Petition zeichnen, da die Preiserhöhung/Abmessungsreduzierung sehr viele Marktteilnehmer betrifft, da es schlussendlich nicht nur die Bücher-, sondern eben auch die Warensendungen betrifft:
https://weact.campact.de/petitions/porto-buchersendung-und-verkleinerung-der-masse
Gerne kann auch an anderen Stellen im Internet auf die Petition aufmerksam gemacht werden.