Die Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft LKG, ein Tochterunternehmen des insolventen Branchenlogistikers KNV, hat die Fakturierung eingestellt und liefert seit heute keine Bücher mehr aus. Das bestätigten zahlreiche LKG-Verlage, das Unternehmen selbst hat auf Anfrage nicht reagiert.
Zweimal habe sie Post von ihrer Auslieferung LKG bekommen, sagte Julia Krücken, Geschäftsführerin des Verlags Ankerherz in Hollenstedt, dem Börsenblatt: einmal am 15. Februar mit dem Hinweis, Auszahlungen würden vorerst nicht erfolgen, aber auch keine Gebühren erhoben, ansonsten laufe der Betrieb weiter. Und dann gestern Nacht: es werde "von heute auf morgen", so stehe es wörtlich in dem Schreiben, nicht mehr fakturiert. Für Ankerherz ist die Sache besonders bitter, weil ausgerechnet heute der Ankerherz-Autor Dominik Bloh ("Unter Palmen aus Stahl: Die Geschichte eines Straßenjungen") bei ZDF-Talker Markus Lanz zu Gast ist.
Ralf Joest vom Verlag Becker Joest Volk in Hilden bleibt gelassen: Noch sei kein wirklicher Schaden entschaden, denn es werde ja gerade mal ein paar Stunden lang nicht ausgeliefert, sagt er. "Wir sind mit der LKG sehr zufrieden und glauben, dass sie das Problem bald gelöst haben werden", so Joest. Einen Plan B für eine solche Situation könne man gar nicht haben, sagt er auf Anfrage.
Der Berliner Verlag Reprodukt, ebenfalls bei der LKG in der Auslieferung, hat heute bereits seine Buchhandelskunden informiert: Es werde zwar nicht ausgeliefert, aber immerhin würden die Bestellungen gesammelt und könnten im Nachgang fakturiert werden, heißt es in dem Schreiben, das dem Börsenblatt vorliegt. "Die LKG selbst zeigt sich optimistisch, dass sich schnell eine Lösung findet", so Mona Schütze aus dem Reprodukt Verlag weiter.
Damit die Bücher der LKG-Verlage weiter ihren Weg zum Kunden finden, bleibt in den nächsten Tagen in der Regel nur die Bestellung direkt beim Verlag.
Stellungnahme LKG: Kein genereller Auslieferungsstopp bei LKG
"Entgegen anders lautender Pressemeldungen ist die Auslieferung bei LKG nicht generell, sondern nur temporär gestoppt. Der Ravensburger Buchverlag sowie die per Mandat geführten und fakturierten Verlage werden in gewohnter Weise ausgeliefert.
Für die Verlage der LKG-Fakturgemeinschaft gilt seit gestern ein temporärer Fakturstopp. LKG arbeitet mit allen verfügbaren Kräften und unter Hochdruck, um diese schwierige Situation so schnell wie möglich zu beheben und die Auslieferung für alle Verlage in gewohnter Weise wieder aufnehmen zu können.
Tatsache ist: die LKG ist ein solide und mit einem guten und funktionierenden Geschäftsmodell aufgestelltes Dienstleistungsunternehmen für die Verlage, das regelmäßig Gewinne erzielt. Aufgrund der Insolvenz der anderen KNV-Gesellschaften ist es insolvenzbedingt kurzfristig zu diesen Problemen gekommen, die die LKG in Mitleidenschaft gezogen haben. Die LKG bedauert die aktuelle Situation sehr und hat die Verlage über die aktuelle Situation informiert. LKG sammelt eingehende Bestellungen und wird, sobald eine Lösung gefunden sein wird, diese im Nachgang fakturieren."
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Richtig müsste es heißen: Es bleibt nur die Bestellung bei Libri oder Umbreit, so lange die noch etwas am Lager haben.
1. Liebe Börsenblatt-KollegInnen, es ist offenkundig investigativer Journalismus gefordert, zu dem seid Ihr ein wichtiges Kommunikationsinstrument der Branche, und wie wir an der ganzen Diskussion seht: Ein treuer Kreis!
2. Ich wünsche mir nicht nur ein "Dossier", das alle möglichen Interviews und Meinungen, sondern das die Fakten und für die laufende Arbeit relevanten Informationen möglichst schnell darstellt:
-> Welche Teile der KNV-Gruppe sind denn nun in der Insolvenz? Und in welcher Form? Auf der KNV-Seite gehören zur "Gruppe" KNV, KNOe, BSV, LKG.
-> KNOe liefert aus, als Dienstleister und auf Rechnung der Verlage, erhält dafür seine Provision/Gebühren. Offenkundig ohne Liquiditätsverlust für die Verlage (siehe Bonnier-Brief), aber gilt das für alle Verlage bei KNOe?
-> LKG - so hieß es - sei von der Insolvenz nicht betroffen (warum nicht?), nun aber Fakturstopp??? Wieso? Bei LKG hat die KNV-Gruppe ja gerade die kleineren Verlage untergebracht, die damit - einen Monat vor der Buchmesse und mitten in der Novitätenauslieferung - besonders und zusätzlich betroffen sind.
Liebes Börsenblatt, Ihr habt jetzt als zentrales Kommunikationsinstrument eine besondere Bedeutung, denn es müllt uns nur zu, wenn wir statt Fakten darauf warten müssen, bis einzelne Betroffene im Stress eine PM herausbringen. Wir brauche Fakten, entscheiden, was man für Schlußfolgerungen daraus zieht, muss jeder für sich selbst.
leider gibt es von der LKG keine Auskünfte - es spricht nur der Insolvenzverwalter, bzw. dessen Sprecher. Anfragen häufen sich; Antworten gibt es noch nicht.
Die LKG-Fakturgemeinschaft hängt mit der KNO VA zusammen. Für beide Verlagsauslieferungen wird das Geld beim Kunden fakturiert.
Jetzt ist wohl das Geld der Verlagskunden auf einem gemeinsamen Konto der KNO VA & LKG gelandet... und dieses Konto ist natürlich momentan vom Insolvenzverwalter gesperrt.
Die müssen jetzt erstmal die beiden Verlagsauslieferungen finanziell trennen.
heißt das, es gab und gibt bei der KNV-Gruppe ein konzernübergreifendes Cash-Management?
Wäre nett, dass zu wissen...
Zumindestens wurde die Fakturierung über die KNV Gruppe realisiert. Da muss auch sonst noch einiges getrennt werden.
Gehe aber davon aus, dass der Insolvenzverwalter dass trennen wird.