avj bringt Kita-Paket mit mehrsprachigen Büchern

"Volle Vielfalt Kinderbücher"

21. September 2018
Stefan Hauck
Die AG Mehrsprachigkeit der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj) packt ein Buchpaket für Kindertagesstätten: Es soll bei Spracherwerb und Integration helfen.

Angefangen hat alles vor zwei Jahren: Auf der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj) sprach Carlsen-Marken-Programmleiter Frank Kühne über die Zielgruppe der mehrsprachigen Kinder und warb dafür, die Anstrengungen der Verlage zu bündeln. So rief die avj die AG Mehrsprachigkeit ins Leben, die nun ihr erstes Ergebnis präsentieren kann:

Im kommenden Frühjahr wird zur Didacta ein Kita-Paket erscheinen, das auch mithilfe des Buchvertriebs VGV Kinderland in Kindergärten gelangen soll. Dafür hatten sich 37 avj-Verlage mit maximal drei Titeln beworben.

Titel auffindbar machen 

Kühnes Überlegungen damals: "Es gibt zwar mehrsprachige Bücher, aber zu wenige. Wie können wir kultureller Diversität und Mehrsprachigkeit wertschätzend begegnen?" Die Antwort: mit Geschichten, Bildern und Büchern, die direkt an die Alltagswelt der Kinder anknüpfen. Ebenso wichtig: Die Kunden müssen ­diese Bücher auch finden können!

Dafür sorgt nun der Schlüsselbegriff "Volle Vielfalt Kinderbücher", der mit dem Logo als Hashtag auf Bücher auf­geklebt oder aufgedruckt wird. Und zwar auf insgesamt 20 Bücher und Hörbücher von 17 Verlagen, die eine fünfköpfige Jury unter Vorsitz der Sprachförderpädagogin Prof. Sandra Niebuhr-Siebert im August ausgewählt hat. Zwei Jurorinnen kommen aus der pädagogischen Fachberatung des Kita-Bereichs, da in den nächsten Jahren 8.000 der 42.000 deutschen Kitas mit finanzieller Hilfe des Bundesfamilienministeriums zu "Sprachkitas" werden sollen. Zwei weitere Juroren engagieren sich im Verband binationaler Eltern und achten darauf, dass die Bücher auch für den Gebrauch zu Hause geeignet sind.

Im zweiten Schritt hatten sich die Verlagsmitarbeiter in der AG Mehrsprachigkeit gefragt, wie die Bücher ausgestattet sein müssen. "Ein Buch in sechs Sprachen ist zu kurz gesprungen, haben wir bald gemerkt. Entscheidender ist, dass das Thema Diversität im Buch inhaltlich verankert ist", erklärt Kühne. "Die Erzieherinnen haben uns deutlich gemacht, dass sie die Bücher in der Kita auf Deutsch lesen wollen, also der Erwerb der deutschen Sprache im Vordergrund steht", ergänzt Hörcompany-Verlegerin Angelika Schaack, die Vorstandsmitglied der avj ist. "Texte und Bilder sollten aber die sich verändernden Lebenswelten, die kulturelle und religiöse Vielfalt im Alltag der Kinder widerspiegeln." Die Experten hoben hervor, dass Kinder, die mit einer anderen Muttersprache aufwachsen, oft mit denselben Sprachkenntnissen in die Kita kommen wie ihre Eltern und Groß­eltern, "weil diese ihre Herkunftssprache als erste Sprache vermitteln und oft nicht sicher sind, ob sie und ihre Familie weiter in Deutschland leben können", erläutert Kühne.

Zielgruppe beachten 

Die AG Mehrsprachigkeit will ihr Buchpaket nicht nur als Unterstützungsaktion verstanden wissen, "sondern wir müssen als Branche anerkennen, dass sich unsere Kunden verändern", meint Schaack. Laut Statistischem Bundesamt haben aktuell 39 Prozent der Kinder unter fünf Jahren einen Migrationshintergrund oder mindestens ein Elternteil nichtdeutscher Herkunft. "Da reicht es nicht zu sagen: Diese Kinder erreichen wir ja doch nicht mit unseren Büchern", sagt Kühne. "Wenn wir weiter so denken, reduziert sich das Volumen der in Deutschland produzierten Bücher um ein Drittel."