Bibliotheken

Staatsbibliothek Unter den Linden: Neue Lesesäle eröffnet

20. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Unter Beteiligung zahlreicher Gäste und nach musikalischer Einstimmung durch den Haus-Chor haben am heutigen Vormittag Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), die Generaldirektorin der Bibliothek Barbara Schneider-Kempf und Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die neuen Lesesäle der Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden feierlich eröffnet.

Bei einem Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg war unter anderem das Herzstück der 1914 eingeweihten Bibliothek, der zentrale Kuppel-Lesesaal, zerstört worden; jetzt verschafft ein 36 Meter hoher Glaskubus nach den Plänen von HG Merz dem Allgemeinen Lesesaal luftige Geräumigkeit und ruhige Konzentration. Büchergalerien auf drei Etagen und reservierbare Lesekabinen umranden die Saalfläche mit den quer gereihten Lesetischen, die Strenge des Raums durchbricht Olaf Metzels Aluminium-Deckenskulptur "Noch Fragen?": übergroß zerknüllte Zeitungsseiten, darunter eine des hauseigenen Bibliotheks-Magazins.

Der nun ebenfalls über einen roten Teppich zugängliche Rara-Lesesaal mit bedeutenden historischen Drucken und Musikalia nimmt sich aus wie die kleine Schwester des großen Lesesaals. Links und rechts des frontal gegenüber dem Eingang platzierten Porträts Alexander von Humboldts ragen die Säulen der ehemaligen Bibliothek der Friedrich-Wilhelms-Universität auf dem alten Fundament, Bücherregale umlaufen den tiefer gelegenen Bereich mit den Arbeitstischen und Techniktheken. Hier wird selbst die Uhrzeit auf besondere Weise angezeigt: per Aufleuchten der weißen Rechtecke an Tobias Rehbergers schachmusterartiger Wanduhr.

Während die Regale mit dem papiernen Büchergut zwischen holzvertäfelten Wänden eingelassen sind, ist die kühle Moderne fast unsichtbar: Dabei ist W-LAN im ganzen Haus verfügbar, die derzeit über 300 Arbeitsplätze haben IT-Anschlüsse und Laptop-Sicherungen, in den Galerien lassen sich die Lichtverhältnisse per Jalousie von den Nutzern regeln; ein Blindenarbeitsplatz verfügt über Braille-Drucker und -Scanner.

Angesichts der Renovierungskosten von rund einer halben Milliarde Euro ein klares Bekenntnis zur Bibliothek: "Lesesäle sind so begehrt wie nie zuvor, sind soziale Orte und Orte der Vernetzung", so Parzinger. Thierse verdeutlichte, die Staatsbibliothek als die deutsche Nationalbibliothek hüte "den umfangreichsten Wissensschatz im deutschen Sprachraum", darunter Deutschlands bedeutendste Karten- und Globensammlung und größte Musikabteilung mit Autographen Bachs und Mozarts. Dem allgemeinen Lesepublikum stehen die Säle ab Donnerstag wieder zur Verfügung.