Interview

"Ich bekomme Komplimente"

5. Februar 2008
Redaktion Börsenblatt
Mehr als 15 Jahre lang war er DuMont-Verleger, 1999 gründete er die deutsche Dependance von Dorling Kindersley. Nun ist Daniel Brücher zurückgekehrt – als Buchhändler. Im Interview mit boersenblatt.net erzählt er von der Verwirklichung eines Traums.
Seit seinem Ausstieg bei Dorling Kindersley vor vier Jahren ist es um Daniel Brücher (53) ruhig geworden. Nun hat der Sohn von Ernst Brücher, dem Gründer der DuMont-Verlags am Münchner Elisabethmarkt eine Buchhandlung eröffnet. In bester Lage von Schwabing haben Sie unlängst auf 70 Quadratmetern die „Buchhandlung am Elisabethmarkt“ eröffnet. Wie kam es dazu? Brücher: Von einer Buchhandlung wie dieser träume ich schon lange, nur habe ich bisher immer gezögert, meine Ideen auch tatsächlich umzusetzen. Auf das Ladenlokal machte mich ein befreundeter Buchhändler aufmerksam. Ich habe es mir schließlich angesehen – und begeistert zugegriffen. Was macht das Besondere Ihres Ladens aus? Brücher: Jedes Buch, dass Kunden bei uns kaufen können, liegt uns persönlich am Herzen. Unser Angebot besteht also aus lauter Empfehlungen. Das ist mir wichtig. Und was mir noch wichtig ist: Die Kunden sollen sich vom ersten Augenblick an wohlfühlen, so wie in ihrem Wohnzimmer Zuhause. Deshalb habe ich auch eigens einen Innenarchitekten beauftragt, der für uns eine wunderschöne Atmosphäre geschaffen hat. Das hätte ich so nicht gekonnt. Unsere Regale sind ochsenblutrot, der Laden ist hell, gemütlich. Er macht Lust auf Bücher – und aufs Lesen. Was bieten Sie an? Brücher: Als Stadtteilbuchhandlung führen wir alles – und von manchem ein bisschen mehr. Literatur wird stark nachgefragt, auch Hardcover. Aber auch Kinder- und Kochbücher gehen gut. Um diese Warengruppen kümmern wir uns deshalb besonders. Vom Schreibtisch hinter den Ladentisch: War die Umstellung schwierig? Brücher: Nein. Als Verleger ist man ja im Grunde isoliert, hier habe ich Kontakt zu Kunden. Das hat mir immer gefehlt. Natürlich muss ich noch einiges dazulernen. Andererseits: Die Sorgen und Nöte der Buchhändler waren mir nie fremd. Interessant ist: Es ist nicht leicht, vom Einkommen eines Buchhändlers zu leben. Am Anfang sowieso nicht. Aber natürlich will ich, dass der Laden rentabel ist. In einem Jahr weiß ich da sicher mehr. Was haben Sie seit Ihrem Weggang bei Dorling Kindersley gemacht? Brücher: Eine Auszeit genommen. Ich bin viel gereist und habe mich um meine inzwischen verstorbenen Eltern gekümmert. Wie reagieren Ihre Freunde und Ihre ehemaligen Kollegen darauf, dass Sie nun Buchhändler sind? Brücher: Meine Freunde sind sehr froh darüber. Sie sagen oft: "Endlich sehen wir dich mal entspannt." Ich genieße es, jetzt einen Gang runterzuschalten, als Verleger stand ich ständig unter Hochspannung. Auch Kollegen von früher kommen gern vorbei. Sie beneiden mich um diese Oase, wie Sie sich vorstellen können. Viele Verleger wohnen ja hier in Gegend. Ich bekomme Komplimente! Interview: Tamara Weise Buchhandlung am Elisabethmarkt Inhaber: Daniel Brücher Nordendstr. 56 80801 München Tel.: 089 / 272 733 94 E-Mail: info@buchhandlung-elisabethmarkt.de