Der Arbeitskreis Kalenderverlage im Börsenverein hat massive Rabattaktionen für Kalender in den vergangenen Jahren regelmäßig kritisiert. Im November 2014 hatte die Mayersche mit einem reduzierten Kalenderangebot von 50 Prozent in der Hauptverkaufszeit für die Jahresplaner Kollegen und Kalenderproduzenten gegen sich aufgebracht.
Online-Händler wie Amazon sind Jahr für Jahr mit teilweise drastisch reduzierten Kalenderangeboten dabei. Die Mehrzahl der stationären Händler hält sich an die unverbindlichen Preisempfehlungen der Kalenderverlage.
Unter dem Preisbindungs-Sammelrevers waren Kalender preisgebunden; mit der Implementierung des Preisbindungsgesetzes 2002 wurden sie aus der Preisbindung entlassen. Ein Versuch der Kalenderverlage, in die Preisbindung zurückzukehren, ist gescheitert.
Die Zahl der publizierten Kalender steigt kontinuierlich: Für 2016 sind 7.166 Zeitplaner erschienen, 2011 waren es noch 6.017 - ohne die Selfpublishing-Kalender von Calvendo. Die Durchschnittspreise sind in diesem Zeitraum von 14,07 im Jahr 2011 auf 13,79 Euro im vergangenen Jahr (Quelle: VLB).
Hier geht es zu den Kalenderaktionen von Osiander und Thalia:
Was ich spüre, ist regelrechte Angst vor dem Kunden, dem man nur Schlechtes zutraut. Dabei ist er durchaus gewillt für gute Leistungen auch gut zu bezahlen.
fragen Sie doch mal Ihre Kunden, wie sie es fänden, wenn Sie Bücher verschenken.
Totale Zustimmung!
Oder wenn Sie alle Bestseller mit 20 % Rabatt verkaufen würden?
Totale Zustimmung!
Oder wenn es bei Osiander jeden Abend Freibier gibt?
Totale Zustimmung!
Vox populi, vox Rindvieh!
Können oder wollen Sie nicht verstehen, welche Brisanz solche populistischen Aktionen ausgerechnet aus der Famile des Vorstehers haben?
jetzt machen Sie sich's aber doch ein bisschen leicht, oder? Genau so viele KundInnen würden sich vermutlich freuen, wenn man die Top-Ten der Bestsellerliste mit 20 % anbieten würde. Nach dieser Logik müssten Sie die Preisbindung eigentlich als lästiges Hindernis bei der Kundenbindung sehen.
Wer Ihr Wettbewerber ist, können Sie sich leider nicht aussuchen. Ich vermute, die unabhängigen Kolleginnen, die mit Ihnen vor Ort im Wettbewerb stehen, werden Sie sehr deutlich als Wettbewerber sehen. Und sich bei der Kalenderaktion explizit unter Druck gesetzt fühlen.
Die Klage über das Gejammere, lieber Herr Riethmüller ist von vorgestern und ich kann sie mittlerweile wirklich nicht mehr hören. Natürlich sollte sich die Branche nicht schlecht reden und auch der unabhängige Buchhandel sollte selbstbewusst auftreten. Aber diese Erkenntnis ist mittlerweile wirklich ein alter Hut und das Gros der Unabhägigen verharrt nicht im mentalen Jammertal, sondern engagiert sich mit Freude an der Arbeit. Und dennoch ist es nunmal Fakt, dass viele kleinere Buchhandlungen unter beklagenswerten ökonomischen Verhältnissen arbeiten. Das hat Gründe, die auch mit amazon zusammenhängen. Da wirkt der ewige Jammer-Vorwurf schon etwas zynisch.
Und nochmal zum eigentlichen Thema: Sie selbst haben u.a. im BBL die Verlage dazu aufgefordert, Preise zu erhöhen und Konditionen zu verbesern, um dem Handel Spielraum zu verschaffen. Wenn Sie den jetzt nutzen, um mit Endkunden-Rabatten zu wuchern und bei den Kunden eine Stimmung zu provozieren, die der Durchsetzung höherer Preise explizit entgegenwirkt, dann führen Sie Ihre eigene Argumentation ad absurdum.
Dieter Dausien, Buchladen am Freiheitsplatz, Hanau, www.freiheitsplatz.de
Das ist natürlich genauso richtig für alle Bücher. Was würden Ihre Facebookler antworten, wenn man ihnen die Wahl ließe, 28 EUR oder 22 EUR oder 18 EUR für einen identischen Roman zu zahlen, wenn die niedrigen Preise auch noch mit einem Rabattschild versehen wären? Ich vermute, nach Ihrer Logik könnten Sie die Zufriedenheit Ihrer Kunden ins Unermessliche treiben. Sie brauchten nur die Rabatte hoch genug anzusetzen. Da freut sich der Facebookler! -
Kalender sind nicht preisgebunden, de jure können Sie natürlich handeln, wie Sie wollen. Bücher sind preisgebunden. Da können sie es nicht. Aber aus Ihrem Tun (Rabattaktion) und Ihrer Einlassung auf dieser Seite lässt sich eine große Sehnsucht nach der freien Gestaltung von Preisen herauslesen (Stichwort: Kundenzufriedenheit). Wie schon gesagt - auch von Herrn Dausien -, Sie vermitteln den nachhaltigen Eindruck, der Preisbindung den Garaus machen zu wollen. Das wäre doch einmal ein schönes Thema für die Börsenvereinsgremien und die Politik. Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, manche Politiker sind größere Preisbindungsbefürworter als die, die es existentiell unmittelbar angeht. Hoffentlich lesen die das hier nicht. Die Zeiten ändern sich offenbar bei den Händlern. Dann lassen Sie das die Branche doch diskutieren! -
Und die Forderung nach höheren Preisen, die Sie und Ihre rabattsüchtigen Kollegen ständig erheben, verliert vollends ihre Glaubwürdigkeit. -
Das Schlimmste ist nicht die einzelne Aktion, sondern deren ständige Wiederholung, das Schlimmste ist, dass der Geist der Sehnsucht nach Abschaffung der Preisbindung auch bei führenden Buchhandelsunternehmen nun aus der Flasche ist.
Ein geruhsames Wochenende wünscht
Ihr
Jürgen Horbach
aus der zeitlich limitierten Rabatt-Aktion bei Kalendern, die wir seit Jahren wie andere Kollegen (und zwar nicht nur Filialisten) und andere Branchen wie Schreibwarengeschäfte, Kaufhäuser oder amazon fahren, zu konstruieren, dass Osiander nur sehnsüchtig darauf wartet, dass die Preisbindung für Bücher fällt, ist geradezu absurd. Sie wissen sehr genau, dass sich Osiander immer aktiv für die Buchpreisbindung eingesetzt hat, die die Grundlage für die Vielfalt unserer Branche ist. Und daran wird sich auch nichts ändern.
Aber Kalender waren noch nie preisgebunden, genausowenig wie DVDs oder früher Hörbücher oder Geschenkartikel. Unsere Kunden differenzieren sehr genau - noch nie hat bei uns ein Kunde gefragt, ob es diesen Rabatt auch auf auf Bücher gäbe. Wir würden diese Aktion - in der Regel am Beginn des Kalendergeschäfts, wo unsere Buchhandlungen voller Kalender sind, die sich im Sommer nur mühsam verkaufen - nicht machen, wenn sie sich nicht durch erheblichen Mehrumsatz in dieser Warengruppe rechnen würde. Und zwar nicht deshalb, weil wir damit anderen Buchhandlungen das Geschäft weg nehmen, sondern weil Kunden, die sonst nie auf die Idee kämen, einen Kalender zu kaufen, durch diese günstigen Preise dazu aninmiert werden.
SIe waren doch auch lange genug Geschäftsführer eines Verlages, der vor allem Buchsonderausgaben und modernes Antiquariat produziert hat - auch hier spielen Verlage und Buchhändler mit Preisen, und zwar erfolgreich und ohne die Preisbindung für Bücher zu gefährden. Auch Sonderausgaben haben ihren Stellenwert im Buchhandel und bringen neue Kunden in unsere Läden.
Und dass wir uns paralell für höhere Buchpreise einsetzen, widerspricht einer solchen zeitlich limitierten Aktion überhaupt ncht.
Wir sollten diese Diskussion im übrigen sehr nüchtern in den Gremien diskutieren und nicht so empörungsgeladen in der Öffentlichkeit - das wiederum schadet der Sache sicher sehr viel mehr.
Herzlich Ihr Heinrich Riethmüller
meiner Ansicht nach votiert eine Mehrheit in der Branche für feste Ladenpreise auch bei Kalendern. Mehr als einmal wurde das in den verschiedenen Gremien, auch im Branchenparlament diskutiert. Nun sind Kalender nicht preisgebunden und formal ist nichts gegen eine Preisreduktion einzuwenden. Solche Rabattaktionen sind Bestandteil der Osiander-Strategie und Unternehmensphilosophie.
Es fällt schwer Ihre Klage ernst zunehmen, dass Kalender sich im Sommer so schwer verkaufen und das als Argument für eine Billigaktion herhalten muss. Sollte das Ihr Problem sein dann orientieren Sie sich doch an den vielen anderen KollegInnen und bestellen Sie später und nicht so viel auf einmal :-).
Eigentlich müssten Sie ebenfalls wissen, dass Ihre Rabattaktion in erster Linie die kleinen Buchhandlungen trifft, deren Interessen Sie als Vorsteher auch vertreten sollten. Bevor bei uns ‚Kleinen’ das Kalendergeschäft losgeht, grasen Sie schon einmal so richtig ab. Sie haben im Gegensatz zur Mehrheit der Buchhandlungen die finanziellen Ressourcen, sich im August das Lager mit Kalendern „vollzuknallen."
Sehen wir es wie es ist: Sie sind Vertreter einer Buchhandlungskette die – auch wenn diese gerne den Eindruck erwecken möchte – keineswegs nur mildtätig Buchhandlungen weiterführt, die keinen Nachfolger finden, sondern auch in Städten mit gut funktionierenden Buchhandlungen einen Verdrängungswettbewerb betreibt und massiv auf Expansion setzt - zum Schrecken vieler KollegInnen im Süden.
Aber was heißt das für Ihre Funktion als Vorsteher? Gibt es hier nicht einen strukturellen Konflikt? Müssen Filialisten nicht qua ihrer Rolle gegen die Interessen eines nicht unbeträchtlichen Teils der Branche agieren? Wenn – um einen weitern Konfliktpunkt anzusprechen - Osiander beispielsweise Verlage um „Unterstützung bittet“ bzw. Verständnis für die erpresserischen Forderungen von Thalia signalisiert?
Erinnern wir uns: Herr Schormann musste als Vorsteher seinen Hut nehmen, weil er an Thalia verkauft hat. Und jetzt 12 Jahre später ist die Geschichte auf den Kopf gestellt und der Mitinhaber einer expandierenden Buchhandlungskette ist Vorsteher und vertritt damit uns alle? Haben Sie mal meine KollegInnen aus dem Süden gefragt wie sie das finden?
Öffentlich möchten Sie die Diskussion über die Rabattaktion nicht führen, „das schade der Sache“ schreiben Sie und möchten alles in die Gremien verweisen. Meine Erfahrung in unserem Verband ist, dass Schaden nicht durch öffentliche Diskussion angerichtet wird – davon haben wir im Gegenteil viel zu wenig – Schaden wird angerichtet, wenn ein schon länger brodelnder Konflikt unter den Teppich gekehrt werden soll.